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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zeit reglos sitzen.
    Einmal ließ er seinen Blick im ganzen Zimmer umherschweifen, gehetzt, wie ein verfolgtes Tier. Seine Zunge fuhr fieberhaft immer wieder über die Lippen.
    «Ich kann nichts dafür», sagte er laut.
    Es klang, als verteidige er sich gegenüber jemandem – als versuche ein Schuljunge, sich vor seinem Lehrer herauszureden.
    Wieder feuchtete er seine Lippen an… Wieder griff er tastend nach seinem Mantelärmel… Dann schweifte sein Blick zu der Waschschüssel.
    Sekunden später goss er aus dem altmodischen Krug Wasser in die Porzellanschüssel. Dann schlüpfte er aus dem Mantel und spülte den Ärmel ab.
    Das Wasser färbte sich rot.
    Man klopfte an seine Zimmertür.
    Er blieb wie erstarrt stehen – horchte…
    Die Tür ging auf. Eine schwerfällige junge Frau mit einem Wasserkrug in der Hand trat ein.
    «Oh, verzeihen Sie, Sir. Ihr heißes Wasser, Sir.»
    Da erst vermochte er ein paar Worte zu sprechen.
    «Danke… ich habe mich bereits mit kaltem gewaschen.»
    Warum hatte er das sagen müssen? Die junge Person blickte unwillkürlich in das Waschbecken.
    Hastig stotterte er: «Ich… ich habe mich geschnitten… an der Hand…»
    Nun entstand eine Stille – ein sehr langes Schweigen – ehe sie ein gedehntes «Ja, Sir» äußerte. Dann ging sie hinaus und machte die Tür zu.
    Mr. Cust schien zu Stein erstarrt zu sein.
    Nun war es also soweit… endlich…
    Er horchte angestrengt.
    Hörte man Stimmen – Ausrufe – Schritte, die die Treppe heraufhasteten?
    Er hörte nichts als das Klopfen seines Herzens…
    Dann schüttelte er plötzlich die gelähmte Reglosigkeit ab. Er zog seinen Mantel an, schlich auf Fußspitzen zur Tür und öffnete sie leise. Kein Geräusch hörbar, außer dem gewohnten Gemurmel, das aus dem Restaurant heraufdrang. Er ging vorsichtig die Treppe hinunter.
    Niemand zu sehen. Das war Glück. Unten angelangt überlegte er, welchen Weg er nun einschlagen wollte.
    Rasch entschlossen lief er den Korridor entlang und durch eine Tür, die auf den Hof hinausführte, ins Freie. Zwei Chauffeure arbeiteten dort an ihren Wagen herum, wobei sie eifrig über die Gewinner und Verlierer des Rennens sprachen.
    Mr. Cust rannte über den Hof und auf die Straße hinaus. Um die erste Ecke nach rechts – dann nach links – und wieder nach rechts…
    Durfte er sich in den Bahnhof wagen?
    Ja – dort waren ja jetzt bestimmt Tausende von Menschen – Extrazüge – wenn er nur ein wenig Glück hatte, dann musste es ihm gelingen…
    Wenn er nur ein wenig Glück hatte.

26
    Nicht von Hauptmann Hastings selbst erzählt
     
    I nspektor Crome hörte sich die aufgeregten Aussagen von Mr. Leadbitter an.
    «Glauben Sie mir, Inspektor! Mir bleibt fast das Herz stehen, wenn ich daran denke. Er muss tatsächlich während der ganzen Vorstellung neben mir gesessen haben!»
    Inspektor Crome, den das Benehmen von Mr. Leadbitters Herzen nicht im Mindesten zu interessieren schien, unterbrach den fassungslosen Erzähler.
    «Augenblick! Wie also war es genau? Dieser Mann ging gegen Ende des Films hinaus…»
    «Not a Sparrow – Katherine Royal!», flüsterte Mr. Leadbitter automatisch.
    «… ging an Ihnen vorüber und stolperte dabei…»
    «Er gab vor, zu stolpern, wie ich die Dinge jetzt betrachte! Dann beugte er sich über den vorderen Sitz, um seinen Hut aufzuheben. Und dabei muss er den armen Kerl erstochen haben.»
    «Und Sie hörten nichts? Keinen Schrei? Kein Stöhnen?»
    Mr. Leadbitter hatte zwar nur das laute, heisere Organ von Katherine Royal gehört, aber nun bewog ihn seine lebhafte Fantasie, ein Stöhnen zu erfinden.
    «Ja, und dann ging er hinaus…»
    «Können Sie den Mann beschreiben?»
    «Es war ein sehr großer Mann. Mindestens ein Meter neunzig. Ein Riese.»
    «Blond oder dunkel?»
    «Ich… das weiß ich nicht genau. Ich glaube, er war kahl. Ein dubios aussehender Bursche.»
    «Hinkte er vielleicht?»
    «Ja-ja… ja, nun, da Sie es erwähnen, glaube ich, dass er gehinkt hat. Dunkelhäutig war er… könnte ein Halbblut gewesen sein.»
    «Sass er auf seinem Platz, als die Lichter das letzte Mal angingen?»
    «Nein. Er kam erst, nachdem der Hauptfilm begonnen hatte.»
    Inspektor Crome nickte viel sagend, ließ Mr. Leadbitter ein Protokoll seiner Aussagen unterschreiben und entließ dann seinen Augenzeugen.
    «Einer von der unangenehmsten Sorte Zeugen, die es überhaupt gibt», bemerkte er pessimistisch. «Mit ein wenig Nachhilfe würde er alles und jedes bestätigen. Mir ist völlig klar,

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