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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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interessieren wird.»
    «Herein mit ihnen. Wir könnten einen Auftrieb brauchen!»
    Mr. Ball vom «Black Swan» war ein breiter, langsam denkender, sich schwerfällig bewegender Mann. Er strömte einen scharfen Biergeruch aus. Neben ihm trat eine dicke, plumpe Frau mit kugelrunden Augen ein, der man ihre Aufregung deutlich anmerkte.
    «Hoffentlich störe ich nicht oder nehme Ihre wertvolle Zeit ungebührlich in Anspruch», sagte Mr. Ball mit einer gaumigen Stimme und sehr langsam. «Aber die da, die Mary, die hat Ihnen etwas zu sagen, was Sie wissen müssen.»
    Mary kicherte verlegen vor sich hin.
    «Also, dann reden Sie nur ruhig», forderte Anderson sie auf. «Wie heißen Sie?»
    «Mary, Sir – Mary Stroud.»
    «Also, Mary, heraus damit.»
    Mary sah ihren Dienstherrn Hilfe suchend an.
    «Sie muss das heiße Wasser auf die Zimmer bringen», sprang Mr. Ball in die Bresche. «Wir haben ein halbes Dutzend Logiergäste teils wegen der Rennen, teils einfach Reisende.»
    «Ja, ja und?», drängte der ungeduldige Anderson.
    «So, jetzt rede du weiter, Mädchen. Erzähl deine Geschichte. Du brauchst keine Angst zu haben.»
    Mary holte tief Atem, stöhnte ein wenig und stürzte sich dann in ihre Schilderung.
    «Ich klopfte an die Tür, und es antwortete niemand, sonst wäre ich doch erst hineingegangen, wenn der Herr ‹Herein!› gerufen hätte, aber weil niemand rief, bin ich also hinein, und da wusch er sich gerade die Hände.»
    Sie hielt inne und schnappte nach Luft.
    «Ja – und weiter?»
    Mary warf ihrem Chef einen Blick zu und tauchte dann, wie gestärkt durch dessen bedächtiges Nicken, erneut in ihre Erzählung.
    «Ich sage zu ihm: ‹Da ist heißes Wasser, Sir, und ich habe geklopft›, und er sagte: ‹Oh, ich habe mich schon mit kaltem Wasser gewaschen›, und da schaute ich natürlich in das Becken und – Gott helfe mir, Sir! – das war ganz rot!»
    «Rot?», fragte Anderson scharf.
    «Und das hat das Mädchen mir berichtet», fiel hier Ball ein, «und dass er den Mantel ausgezogen hatte und den Ärmel davon festhielt und dass der ganz nass war – das stimmt doch, Mary, nicht wahr?»
    «Ja, so war es, Sir, genauso!» Nun hatte sie wieder neue Kraft geschöpft. «Und sein Gesicht, Sir, das sah so komisch aus, unheimlich komisch. Ich bin richtig erschrocken.»
    «Und wann hat sich das alles abgespielt?»
    «Ungefähr um Viertel nach fünf, soviel ich mich erinnere.»
    «Also vor über drei Stunden!», rief Anderson aus. «Warum sind Sie nicht sofort hergekommen?»
    «Weil ich es nicht sofort erfahren habe», antwortete Ball gelassen. «Erst als wir von dem neuen Mord hörten, kam das Mädchen gelaufen und schrie, das in der Schüssel könnte doch Blut gewesen sein, und ich fragte sie, was das heißen solle, und da erzählte sie mir alles. Nun, und das kam mir auch verdächtig vor, und so ging ich selber in das Zimmer hinauf. Es war niemand darin. Ich fragte verschiedene Leute, und einer der Burschen im Hof unten sagte, er habe einen Kerl aus dem Haus schleichen und rasch um die Ecke verschwinden sehen, und seiner Beschreibung nach war es der Richtige. Also sagte ich zu meiner Frau, dass Mary am gescheitesten gleich zur Polizei gehen sollte. Und weil Mary das gar nicht gern wollte, sagte ich, ich würde sie begleiten.»
    Inspektor Crome nahm ein Notizpapier.
    «Beschreiben Sie diesen Mann – schnell! Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!»
    «Mittelgroß war er», antwortete Mary. «Und er ging gebückt und trug eine Brille.»
    «Wie war er gekleidet?»
    «Ein dunkler Anzug und ein Filzhut. Alles ziemlich abgetragen.»
    Mehr wusste sie dieser Beschreibung nicht hinzuzufügen. Inspektor Crome drang nicht weiter in sie. Bald summten alle Telefondrähte die neuesten Meldungen in die Welt hinaus, aber weder Crome noch der Polizeichef waren sehr zuversichtlich.
    Crome bekam noch aus den beiden Zeugen heraus, dass der Mann, der sich verstohlen aus dem Hof schlich, weder einen Koffer noch sonstiges Gepäck bei sich gehabt hatte.
    «Vielleicht haben wir wenigstens damit Glück!»
    Es wurden zwei Beamte zum «Black Swan» geschickt. Ein vor Stolz und dem Gefühl der eigenen Wichtigkeit geschwellter Mr. Ball und eine den Tränen nahe Mary begleiteten sie.
    Der Polizeisergeant kam nach zehn Minuten zurück.
    «Ich habe das Anmeldebuch mitgebracht, Sir. Hier ist die Unterschrift.»
    Wir umringten das Buch. Die Schrift war klein und verkrampft ziemlich unleserlich.
    «A. B. Case – oder heißt das Cash?» buchstabierte

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