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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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Dickens . E r a ß da s Sandwich , tran k noc h ein e Tasse Kaffee , tru g dan n eine n Küchenstuh l nac h drauße n un d stellte ih n s o hin , da ß e r sein e Bein e au f di e Stufe n de s Wohnwagens lege n konnte . E s wa r ei n ungewöhnlic h warme r un d s o nniger Tag für Mitte Oktober, und als Nashe sich mit dem Buch auf de m Scho ß hingesetz t hatt e un d ein e de r Zigarre n anzündete , die si e fü r di e Part y bestell t hatten , fühlt e e r sic h plötzlic h s o ruhig, so vollkommen in Frieden mit sich selbst, daß er beschl o ß , das Buc h ers t aufzuschlagen , wen n e r di e Zigarr e z u End e geraucht hätte.
    S o hatt e e r fas t zwanzi g Minute n gesessen , al s e r drübe n im Wald Blätter rascheln hörte. Er stand auf, wandte sich nach dem Geräusc h u m un d sa h Murks , da s Halfte r u m di e blau e Jack e gegürtet , au s de m Laubwer k hervortrete n un d au f sich zukommen . Nash e hatt e sic h a n de n Revolve r inzwische n so gewöhnt , da ß e r ih m ga r nich t meh r auffiel , abe r Murks’ Anblic k überrascht e ihn , un d d a si e heut e au f keine n Fall arbeite n würden , fragt e e r si c h , wa s diese r unerwartet e Besuch z u bedeute n habe n könnte.
    I n de n erste n dre i ode r vie r Minute n machte n si e Smalltalk übe r di e Part y un d da s mild e Wetter . Murk s erzählte , der Chauffeu r se i u m hal b sech s mi t de m Mädche n weggefahren, un d so , wi e de r Jung e d a dri n schlafe , sagt e er , dürft e e r i n der Nach t reichlic h beschäftig t gewese n sein . Ja , sagt e Nashe , e r sei nich t enttäusch t worden , di e Sach e se i seh r gu t gelaufen.
    Danac h entstan d ein e lang e Pause , Murk s sa h fünfzeh n oder zwanzi g Sekunde n lan g au f de n B o de n un d scharrt e mi t der Schuhspitz e i n de r Erd e herum . «Leide r hab e ic h schlechte Neuigkeite n fü r euch» , sagt e e r schließlic h un d wagt e e s noch imme r nicht , Nash e i n di e Auge n z u blicken.
    «Da s is t mi r klar» , sagt e Nashe . «Sons t wäre n Si e heut e nicht hie r rausgekommen.»
    «Also, tut mir schrecklich leid», sagte Murks, zog einen verschlossene n Umschla g au s de r Tasch e un d ga b ih n Nashe.
    «Al s si e mi r davo n erzählten , wa r ic h richti g verwirrt , abe r ich schätze , si e sin d woh l i m Recht . Häng t alle s davo n ab , wi e m an e s betrachtet , vermut e ich.»
    Al s Nash e de n Umschla g sah , nah m e r automatisc h an , es handle sich um einen Brief von Donna. Niemand sonst würde ih m schreiben , dacht e er , un d kau m wa r ih m diese r Gedank e in de n Kop f gekommen , wurd e e r plötzlic h vo n Eke l un d Scham geschüttelt . E r hatt e Juliette s Geburtsta g vergessen . Vo r fünf Tage n wa r de r zwölft e gekomme n un d gegangen , un d e r hatt e es nich t einma l gemerkt.
    Dan n sa h e r de n Umschla g a n un d bemerkte , da ß er unbeschrifte t war . Kein e Briefmarken , deshal b konnt e e r nicht vo n Donn a sein , sagt e e r sich , un d al s e r ih n dan n endlic h aufriß, fand er nur ein maschinengeschriebenes Blatt darin – Worte und Zahlen in sauberen Spalten, mit der Überschrift: NASHE UND POZZI , SPESENRECHNUNG.
    «Wa s sol l da s sein? » fragt e er.
    «Da s habe n di e Chef s berechnet» , sagt e Murks . «Sol l und Haben , ein e Gegenüberstellun g de r Ausgabe n un d Einnahmen.»
    Nash e studiert e da s Blat t genaue r un d merkte , da ß es tatsächlich genau das war. Eine kaufmännische Abrechnung, die sorgfältig e Arbei t eine s Buchh a lters , wa s immerhi n bewies , daß Flower seinen alten Beruf noch nicht vergessen hatte, seit er vor sieben Jahren plötzlich reich geworden war. Die Einnahmen ware n i n de r linke n Spalt e aufgeführ t un d ordnungsgemä ß nach Nashe s un d Pozzi s Berechnunge n notiert , da gab es keine Haarspaltereie n ode r Diskrepanzen : 100 0 Stunde n Arbei t z u $ 1 0 di e Stund e = 10000 . Doc h i n de r rechte n Spalt e stande n die Ausgaben , ein e List e vo n Beträgen , di e au f eine Bestandsaufnahm e alle s desse n hinauslief , wa s si e i n den vergangene n fünfzi g Tage n erleb t hatten:
     
     
    Esse n $ 1628,41
    Bier , Schnap s $ 217,36
    Bücher , Zeitungen , Zeitschrifte n $ 72,15
    Taba k $ 87,48
    Radi o $ 59,86 zerbrochenes Fenster $ 66,50
    Unterhaltun g (16.10. ) $ 900,00
    - Hoste ß $400
    - Wage n $ 500
    So nstige s $ 41,14
    - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – ( $ 3072,90)
     
    «Sol l das» , fragt e Nashe , «ei n Scher z sein?»
    «Ic h

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