Die Musik des Zufalls
s vo n ihne n entworfene n Schlosse s zu beaufsichtigen . Si e seie n Spezialiste n i n de r Kuns t der «historische n Repristination» , un d d a nu r seh r wenig e Leut e es sic h leiste n könnten , ihr e Dienst e i n Anspruc h z u nehmen , seien ihr e Auftraggebe r fas t durchwe g exzentris c h e Millionäre . «Ich wei ß nicht , wa s de r Dick e i m Hau s di r vo n un s erzähl t hat»,
sagte er, «aber das kannst du alles gleich vergessen. Der macht sic h ger n eine n Jux , un d e r würd e sic h ehe r vo r alle n Leute n in di e Hos e machen , al s irgendwe m ein e ehrlich e Ant wor t geben.» Täglic h käm e ei n Tea m vo n sechsunddreißi g Maurer n und Zimmerleute n au f di e Wiese , doc h e r un d Ji m würde n au f dem Bauplat z wohnen , wei l si e da s imme r s o hielten . Atmosphär e sei da s Wichtigste , un d si e würde n stet s besser e Arbei t abliefern, wen n sie das Leben führten, das nachzubilden man sie angeheuer t habe . Be i diese m Jo b hie r handl e e s sic h u m eine «mittelalterlich e Repristination» , weshal b si e bi s au f weiteres wi e Mönch e z u lebe n hätten . Ih r nächste r Auftra g werd e sie nac h Texa s führen , w o e i n Ölmagnat sie beauftragt habe, auf seine m Ho f ein e Kopi e de s Buckingha m - Palastes zu errichten. Da s hör e sic h vielleich t einfac h an , abe r wen n ma n sic h einmal klarmache , da ß jede r Stei n i m vorau s z u numeriere n sei, bekomm e ma n allmählic h ein e Vorstellun g d avon , wie kompliziert ihre Arbeit eigentlich sei. Würden die Steine nicht in der richtigen Reihenfolge aufeinandergesetzt, würde das Ganz e irgendwan n einstürzen . Si e mög e sic h vorstellen : die Brooklyn Bridge im kalifornischen San Jose. Nun, das hätten sie gerad e vorige s Jah r fü r jemande n zustand e gebracht . Ode r ein Eiffelturm in Originalgröße über einem Ranchhaus im Randgebiet von New Jersey. Auch das gehe auf ihr Konto. Sicher, manchmal hätten sie Lust, einfach aufzuhören und in ein e Eigentumswohnun g i n We s t Pal m Beac h z u ziehen , aber letzte n Ende s se i di e Arbei t vie l z u faszinierend , u m damit Schlu ß z u machen , un d e s geb e s o viel e amerikanische Millionäre , di e i n europäische n Schlösser n wohne n wollten , daß si e e s nich t über s Her z brächten , dene n alle n ein e n Kor b zu geben.
Begleitet wurde all dieser Unsinn von diversen Geräuschen: Hummerschalen knackten, Champagner wurde geschlürft. Als Nash e aufstand , u m de n Tisc h abzuräumen , stolpert e e r übe r ein Stuhlbei n un d lie ß zwe i ode r dre i Schüssel n au f de n Boden f a llen . Si e zerbrache n mi t laute m Klirren , un d d a ein e davo n die Rest e de r geschmolzene n Butte r enthielt , ga b e s eine fürchterlich e Schweinerei . Tiffan y erho b sich , u m Nash e zu helfen , abe r da s Gehe n wa r ohnehi n nich t ihr e Stärke , un d jetzt, mi t de m perlend e n Champagne r i m Blut , schafft e si e gerade ebe n zwe i ode r dre i Schritte , eh e sie , vo n eine m Lachanfall geschüttelt, bei Pozzi auf dem Schoß landete. Oder vielleicht wa r e s Pozzi , de r si e packte , bevo r si e sic h vo n ih m entfernen konnt e (inzwische n konnt e Na s h e solch e Nuance n nich t mehr unterscheiden), aber wie auch immer es zugegangen sein mochte , al s Nash e mi t de n Steingutscherbe n i n de r Han d wieder aufstand , saße n di e zwe i junge n Leut e en g umschluge n auf einem Stuhl und küßten sich leidenschaftlich. Pozzi f in g an , eine Brus t de s Mädchen s z u kneten , un d gleic h darau f langt e Tiffany nac h de r Ausbeulun g i n seine r Hose , doc h bevo r sic h di e Dinge weiterentwickel n konnten , ga b Nash e (de m nicht s Besseres einfiel ) ei n Räusper n vo n sic h un d verkündete , e s se i Zei t f ü r de n Nachtisch.
Si e hatte n ein e diese r Schokolade n - Schichttorten bestellt, die ma n be i A & P i n de r Tiefkühltruh e findet , abe r Nashe präsentierte sie mit der ganzen pompösen Feierlichkeit eines Oberhofmeisters , de r i m Begrif f ist , de r Königi n di e Kron e au fs Haup t z u setzen . I n Übereinstimmun g mi t de m Erns t des Anlasse s hört e e r sic h plötzlic h un d unerwarte t ei n Kirchenlied au s seine r Kinderzei t singe n – «Jerusalem» , mi t de m Tex t von Willia m Blak e –, und obwohl er das seit über zwanzig Jahren nich t meh r ge s unge n hatte , fiele n ih m jetz t sämtlich e Strophen wieder ein, und sie kamen ihm so fließend von den Lippen, als hätt e e r di e letzte n
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