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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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machen, ehe die zwe i zurüc k sind . D u kenns t doc h sein e Leier : Ic h arbeit e hier nur, Jungs, und ich tue, was die Chefs mir auftragen. Aber er wei ß gena u Bescheid , e r is t vo n Anfan g a n dara n beteilig t gewesen . Sons t hätte n Flowe r un d Ston e sic h nich t verdrückt und ihm die Verantwortung übertragen. Er tut so, als wäre er auf unsere r Seite , abe r e r gehör t z u denen , wi r beid e sin d ihm piepegal . Sobal d wi r ih m sage n würden , da ß d u gehe n willst, käm e e r a u f di e Idee , da ß wi r abhaue n wollten . Da s wär e doch de r nächst e Schritt , oder ? Un d ic h wil l ih n au f keine n Fall mißtrauisc h machen . We r weiß , wa s e r un s dan n wiede r für eine n Streic h spielt?»
    Also brachen sie die Schuppentür auf, holten zwei Schaufeln hera u s un d ginge n dami t z u de m Trampelpfad , de r i n de n Wald führte . De r We g zu m Zau n wa r länger , al s si e ih n i n Erinnerung hatten , un d al s si e z u grabe n anfingen , began n da s Lich t schon abzunehmen . De r Bode n wa r har t un d de r Zau n tie f versenkt, un d di e beide n s tieße n ihr e Schaufel n ächzen d i n di e Erde . Sie konnte n di e Straß e unmittelba r vo r sic h sehen , abe r i n der halbe n Stunde , di e si e dor t verbrachten , fuh r nu r ei n einziges Aut o vorbei , ei n ramponierte r Kombi , i n de m ei n Mann , eine Fra u un d ei n kleine r Jung e s aßen . De r Jung e winkt e ihne n mit erstaunter Miene zu, aber weder Nashe noch Pozzi winkten zurück . Schweigen d grube n si e weiter , un d al s da s Loc h endlich groß genug war, daß Pozzi hindurchkriechen konnte, taten ihnen vo r Erschöpfun g di e Arm e weh . Si e warfe n ihr e Schaufel n hin und gingen zum Wohnwagen zurück, und als sie über die Wiese kamen , glom m de r Himme l schwac h dunkelro t i n der Oktoberdämmerung.
    Bei ihrer letzten gemeinsamen Mahlzeit benahmen sie sich wi e Fremde . Si e wußte n nicht , wa s si e einande r noc h sagen sollten, und ihre Versuche, ein Gespräch anzufangen, waren plum p un d manchma l geradez u peinlich . Pozzi s Abschie d stand s o nah e bevor , da ß si e a n nicht s andere s meh r denke n konnten, und doch wollte keiner von ihnen darüber reden, also schwiegen si e i m me r wiede r lang e vo r sic h hin , währen d jede r sich vorstellte , wa s ohn e ih n au s de m andere n werde n würde . Es hatte keinen Sinn, über die Vergangenheit zu reden, Rückschau z u halte n au f di e gute n Zeiten , di e si e miteinande r verbracht hatten, denn es hatte ke in e gute n Zeite n gegeben , un d die Zukunf t wa r s o ungewiß , da ß si e nu r ei n Schatte n war , eine formlose, unscharfe Erscheinung, die keiner von ihnen allzu gena u untersuche n wollte . Ers t nachde m si e vo m Tisch aufgestanden waren und ihre Teller abräumten, mac h te sich die Spannun g wiede r i n Worte n Luft . E s wa r Nach t geworden , und plötzlic h wa r de r Augenblic k de r letzte n Vorbereitunge n und de s Abschiednehmen s gekommen . Si e tauschte n Adresse n und Telefonnummer n au s un d versprachen , i n Kontak t miteinander z u bleib e n, aber Nashe wußte, das würde nie passieren, er würde Pozzi niemals wiedersehen. Sie packten eine kleine Tasche mit Vorräte n – Essen , Zigaretten , Straßenkarte n vo n Pennsylvania und New Jersey –, un d dan n ga b Nash e de m Junge n einen Zwanzi g - Dollar - Schein , d e n e r a m Nachmitta g gan z unte n in seine m Koffe r gefunde n hatte.
    «Da s is t nich t viel» , sagt e er , «abe r immerhi n besse r al s gar nichts.»
    Drauße n wa r e s kal t i n diese r Nacht , un d bevo r si e den Wohnwagen verließen, hüllten sie sich in Sweatshirts und Jacken . S i e ginge n mi t Taschenlampe n übe r di e Wiese , immer a n de r unfertige n Maue r entlang , di e ihne n al s Führe r durc h die Dunkelheit diente. Als sie das Ende erreichten und die riesigen Steinhaufe n a m Waldran d liege n sahen , ließe n si e im Vorbeigehe n kur z ihr e Lic h tstrahlen darübergleiten, was einen gespenstische n Effek t hervorrief ; unheimlich e Gestalten sprange n auf , Schatte n zuckten , un d unwillkürlic h mußt e Nashe denken , di e Stein e seie n lebendig , di e Nach t hab e si e i n eine Hord e schlafende r Tier e verwandelt . E r w ollte einen Scherz darübe r machen , abe r e s fie l ih m nich t schnel l genu g eine r ein, un d gleic h darau f schritte n si e übe r de n Pfa d i n de n Wald hinein . Al s si e a n de n Zau n kamen , sa h e r di e zwe i Schaufeln,
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