Die Mutanten kommen
Hände.
»Meinetwegen auch das.«
»Nun, vor einigen Jahren lief ihm seine Frau davon. Wie alt ist Fulton jetzt, Sechsundsechzig, siebenundsechzig? Aber wenn er ein Betthupferl hat, so ist mir das neu.«
»Aha. Könntest du mir einen Abriß seiner Karriere geben, seiner Erfolge und so?«
»Sicher. Aber was hat es mit deinem Interesse an ihm eigentlich auf sich?«
»Du würdest mir doch nicht glauben, wenn ich's dir sagte.«
»Versuch's.«
»Fulton ist verschwunden, einfach so.«
Boßlein nickte gutmütig.
»Ich verstehe. Wenn das stimmt, frage ich dich: Warum weiß niemand davon?«
»Ganz einfach, Tom. Es wird geheimgehalten.«
»Sieh an.«
»Du fragst dich jetzt sicher, warum?«
»Du sagst es.«
»Vielleicht sollte ich dir einfach die Fakten nennen, soweit ich sie kenne.«
»Bitte sehr.«
»Nun, die Mondbasis hat mich zu einer kleinen Odyssee auf die Erde geschickt. Müßig zu erwähnen, daß es Teil meiner Aufgabe war, beim Senator vorzusprechen.«
»Er ließ sich verleugnen?«
»Er war gar nicht da. Statt dessen geriet ich an zwei schräge Vögel, die mich in die Mangel nehmen wollten. Erstaunlich, wen er so alles auf seiner Lohnliste hat.«
»Jeder, der irgend etwas darstellt, hat heute solche Typen auf seiner Lohnliste, Jimmyboy. Ich denke selbst daran, mir welche zu halten.«
»Großartig.«
»Tja, es gab eine Menge Gewalt in letzter Zeit. Aber du erwähntest irgendwelche Fakten.«
Ich erzählte ihm, was vorgefallen war. Als ich fertig war, wiegte er den Kopf.
»Ich nehme an, du bist ehrlich?«
»Dein Vertrauen ehrt mich.«
»Ich wundere mich nur, daß du bisher noch nicht um völliges Stillschweigen gebeten hast.«
»Hiermit tue ich's.«
»Du kannst auf mich zählen.«
»Fein.«
»Was erwartest du von mir?« fragte Boßlein.
»Die Mondbasis setzt gewisse Hoffnungen in mich. Deshalb muß ich den Senator finden. Vielleicht kann mir etwas Publicity dabei helfen?«
»Zumindest kann sie nicht schaden.«
»Vielleicht schafft sie mir sogar die beiden Typen vom Hals. Wenn erst einmal die Runde gemacht hat, daß der Senator verschwunden ist, haben sie keinen Grund mehr, mich zum Schweigen zu bringen. Du stimmst mir doch zu?«
»In etwa. Nur könnten die Typen, von denen du erzähltest, noch andere Gründe haben, dich aus dem Weg zu räumen. Möglicherweise welche, die du nicht kennst.«
Das Darrell-Gebäude befand sich an der Ecke 30. und 31. Straße. Ich nahm die Röhre in den neunten Stock und machte mich auf die Suche nach Zimmer 9b. Auf einem Schild an der Tür stand: Brian Litkey. Vertrauliche Ermittlungen. Guten Mutes trat ich ein. Das Vorzimmer war leer. Eine dünne Staubschicht lag auf den Sesseln und dem Tisch mit den Zeitschriften. Litkey war offensichtlich zu geizig, um eine Reinemachefrau zu beschäftigen, und zu faul, um es selbst zu machen. Der gute alte Litkey. Ich war froh zu sehen, daß sich einige Dinge nicht geändert hatten. Ich durchquerte das Vorzimmer und betrat Litkeys privates Büro.
Litkey war ein großer, schwergewichtiger Mann in den frühen Fünfzigern. Er hatte dünnes braunes Haar, ausladende Schultern, eine riesige Nase, ein kantiges Kinn und trug stets einen finsteren Ausdruck zur Schau. Er saß in einem zerknitterten Anzug hinter seinem Schreibtisch und wirkte furchtbar erschöpft.
»Du bist spät dran«, meinte er.
»Seit fünf Jahren haben wir uns nicht gesehen«, beschwerte ich mich, »und das ist alles, was du sagst?«
»Du schuldest mir dreißig Kredite. Das Pokerspiel vor fünf Jahren.«
»Oh, ja. Stell's mir in Rechnung und füge noch zwanzig dazu.«
Ich ließ mich in einen Sessel fallen.
»Du bist gut in Form, Morgan. Wie läuft's bei euch auf der Mondbasis?«
»Ein übler Ort für einen strebsamen jungen Mann, der für Höheres geboren ist.«
»Versuchst du dein Glück jetzt auf der Erde?« Er schneuzte sich. »Bist ein bißchen zu alt, um noch umzusatteln, findest du nicht?«
»Mein Leben gehört der Mondbasis.«
»Im Ernst. Was treibt dich hierher? Willst du dem armen alten Litkey ein Stück vom dicken Kuchen abgeben?«
»Höchstens ein paar Krümel.«
»Großzügig wie eh und je, was, Morgan?«
»Vergiß nicht die dreißig Kredite. Sicher willst du sie irgendwann sehen, stimmt's?«
»In Ordnung. Um was geht's?«
Ich sagte es ihm.
»Senator Scott Fulton ist verschwunden.«
Litkey blickte eine Zeitlang durch sein Fenster auf die Büros im gegenüberliegenden Haus.
»Jeder, einschließlich seines Cousins, ist auf der Suche nach dem alten Fuchs«, erklärte er
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