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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Joseph Conrad

    Herz der Finsternis

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    »Mir ist, als versuchte ich, euch einen Traum zu erzählen … jene Mischung aus Ungereimtheit, Überraschung und Bestürzung in einer Aufwallung hilfloser Empörung, jene Vorstellung, vom Unfaßlichen eingefangen zu sein …«

    ISBN: 3-10-011331-4
Original: Heart of Darkness
Aus dem Englischen von Fritz Lorch
Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr: 1985

    Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!

    Buch

    Mit einer Reise ins Unterbewußte, mit Dantes Abstieg in das Inferno hat man die unheimliche Geschichte verglichen, die Joseph Conrad hier erzählt: Kapitän Marlow – berichtende Hauptfigur auch anderer Werke des Autors – stößt mit seinem Flußdampfer ins Innere Zentralafrikas vor, um Kurtz, den Agenten einer Handelsgesellschaft, zu retten. Es ist, wie sich bald zeigt, eine Expedition in das Herz der Finsternis wie in die Finsternis eines Herzens. Von Kurtz, dem »Missionar der Zivilisation«, ist die Tünche von Kultur und Geistesbildung abgeblättert, darunter erscheint die dunkle Seite seines Menschseins: das Chtonische, das Triebhafte, das unverstellt Böse. Auf der Jagd nach dem weißen Gold Elfenbein scheut er auch vor Raub und Mord nicht zurück. In orgiastischen Riten läßt er sich von den Schwarzen als großer Teufel verehren. Die nächtliche Begegnung der beiden, Marlow und Kurtz, wird zum Ringen zweier Seelen miteinander, zu einer Auseinandersetzung mit den Machten der Finsternis. Kurtz, todkrank, stirbt auf der Fahrt flußabwärts, sein letzter verzweifelter Aufschrei: »Das Grauen! Das Grauen!«
      Die suggestive Schilderung eines dunklen Abenteuers, »die ganze erschreckende Vieldeutigkeit von Worten, wie man sie in Träumen hört, von Sätzen, die in Alpträumen gesprochen werden« und die erschütternde Anklage gegen die Greuel des Kolonialismus verbinden sich zu der größten Erzählung Joseph Conrads.
      Von Joseph Conrad ist in der Fischer Bibliothek erschienen:
      Freya von den Sieben Inseln. Eine Geschichte von seichten Gewässern.

    I

    Die Nellie, eine seetüchtige Segeljacht, schwoite ohne das leiseste Flattern der Segel vor ihrem Anker und ruhte aus. Die Flut hatte eingesetzt, es war nahezu windstill, und da wir stromabwärts sollten, war weiter nichts zu tun, als sich zu gedulden und den Gezeitenwechsel abzuwarten.
      Die Themsemündung dehnte sich vor uns wie der Anfang einer endlosen Wasserstraße. Draußen verschmolzen nahtlos Himmel und Meer, und in dem lichterfüllten Raum schienen die gelohten Segel der Leichter, die mit der Flut herauftrieben, stillzustehen, in Massen straff ausgespannter roter Leinwand, in denen die lackierten Spriete aufblinkten. Ein leichter Dunst lag über den Ufern, die sich flach ins Meer verloren. Über Gravesend war die Luft dunkel, und hinter uns schien sie noch immer zu einer trüben Düsternis geballt, die reglos über der größten und großartigsten Stadt der Welt brütete.
      Der Direktor von Handelsgesellschaften war unser Kapitän und Gastgeber. Wir vier anderen beobachteten liebevoll seinen Rücken, während er dort im Bug stand und aufs Meer hinausblickte. Weit und breit gab es nichts auf dem Fluß, was nur halb so seemännisch ausgesehen hätte. Er glich einem Lotsen, der für einen Seemann die personifizierte Vertrauenswürdigkeit ist. Man konnte sich nur schwer vorstellen, daß sein Beruf nicht dort draußen in der lichterfüllten Flußmündung lag, sondern hinter ihm in der brütenden Düsternis.
      Zwischen uns bestand das Band der See, wie ich schon an anderer Stelle bemerkt habe. Abgesehen davon, daß es über lange Zeiten der Trennung unsere Herzen zusammenhielt, stimmte es uns auch nachsichtig gegen eines jeden Garn – ja sogar gegen eines jeden Überzeugungen. Der Rechtsanwalt – der feinste alte Knabe, den man sich denken kann – hatte wegen seiner hohen Jahre und hohen Tugenden das einzige Kissen an Bord unter seinem Kopf und lag auf der einzigen Decke. Der Bücherrevisor hatte schon einen Dominokasten hervorgeholt und baute spielerisch die Steine auf. Marlow saß mit gekreuzten Beinen achtern und lehnte sich an den Besanmast. Er hatte hohle Wangen, eine gelbe Hautfarbe, einen geraden Rücken, ein asketisches Aussehen und erinnerte mit seinen herabhängenden Armen, den nach außen gekehrten Handflächen, an ein Idol. Der Direktor kam, nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Anker gut hielt, nach achtern und setzte sich

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