Die Mutanten kommen
Aber es standen vierzig Mutis und Sicherheitskräfte wie Statuen im Zimmer herum. Was für eine Verschwendung. Zumal sie offenbar nicht immun waren.
»Schnappt sie euch!« grollte ich.
Die Lanes blickten sich um, um zu sehen, zu wem ich sprach. Im nächsten Moment fielen vierzig Mutis und Sicherheitskräfte über sie her.
»Vielen Dank, daß Sie gekommen sind, Herr Vorsitzender«, sagte ich freundlich.
»Ich konnte kaum ablehnen«, erwiderte Hess und setzte sich auf eine Werkbank.
Er hatte recht. Seine eigenen Truppen hatten ihn hergezerrt. Wir hielten uns immer noch in der Relaisstation Eins auf. Jetzt war es allerdings eine Frage der Übereinkunft, nicht der Notwendigkeit. Ein kleiner aber feiner Unterschied. Ich nickte dem Politiker zu.
»Seien Sie Ihren Leuten nicht böse, Hess. Sie konnten nichts dafür.«
»Wem soll ich dann böse sein?«
Ich grinste.
» Mir. Stokes hier. Valerie. Selbst Mr. Wheems und seinen Helfern. Und natürlich dem Geist von Melissa Sußmann. Ihr kleines Gerät hat das bewerkstelligt. Wenn Sie sich nicht die Finger schmutzig gemacht und zum Diktator hätten ernennen wollen, wäre das nicht passiert.«
»Sie vergessen die anderen«, meinte er. »Fulton, West, die Generäle und Mutanten.«
»Ja, aber die hatten Sie, den obersten Chef, als schlechtes Beispiel. Mit den vielen Sicherheitskräften in der Stadt hätten Sie ihre Pläne schnell vereiteln können. Aber das taten Sie nicht. Sie dachten, so ein paar Aufwiegler gäben Ihnen die beste Entschuldigung für einen Handstreich. Ein Jammer, daß Ihnen die Dinge aus der Hand glitten, eh? Aber keine Sorge, Herr Vorsitzender, die Erfahrung zählt, und wir werden Ihre nutzen, um alles wieder ins Lot zu bringen. Jedenfalls vorerst. Sie werden weiterhin die Show leiten. Nur erhalten Sie jetzt Hilfe von den LaneBrüdern, General West, Harley Stokes sowie gelegentlich auch von mir und Valerie Loring. Glück gehabt, was? Das hätten Sie sich wohl nicht träumen lassen? Ich hätte Ihnen sogar Fulton zur Seite gestellt, aber ich finde, der Kerl, der Melissa Sußmann und Senator Tarken auf dem Gewissen hat, gehört ins Gefängnis, meinen Sie nicht auch? Sie werden bemerken, daß in der Stadt nicht mehr geschossen wird. Und zwar deshalb, weil keine Armeen mehr existieren. Stokes und ich haben Sußmanns Tiefen-Injekt. Und im Moment pflanzen wir jedem den innigen Wunsch nach Frieden ein. Wenigstens jedem Zuschauer, und das will schon etwas heißen. Der Apparat ist nur gut für kurze Einsätze, vor allem, weil ich nicht ständig mit einem Drahtgeflecht auf dem Kopf herumsitzen möchte. Deshalb werden wir zum alten Stil zurückkehren. Wir strahlen über die Sender die Nachricht ab, daß bald freie Wahlen stattfinden werden. In einigen Monaten werden selbst Sie welche wollen. Irgendwelche Einwände, Herr Vorsitzender?«
»Und wenn ich welche hätte?«
»Sollten Sie sich die für die Wahlen aufheben. Und danken Sie dem Himmel dafür, daß ich zu beschäftigt bin, um selbst Vorsitzender zu werden.«
Valerie lächelte mich an und fuhr mir mit der Hand durch das Haar. Etwas war zwischen uns passiert, als ich auf dem Stuhl saß und sie die Stromzufuhr erhöhte. Wir waren allein in der Relaisstation. Endlich.
»Zu beschäftigt mit mir «, sagte Valerie.
»Das wird Hess wohl kaum interessieren.«
»Warumläßt du diese Individuen an der Macht, Jim?«
»Sollte ich das nicht?«
»Sie sind schrecklich.«
»Wer ist das nicht?«
»Ich zum Beispiel.«
»Stimmt. Aber du bist ja auch zu beschäftigt, nicht wahr? Außerdem gilt das nur übergangsweise. Und diese Kerle haben Erfahrung. Wenigstens wissen Sie, wie man das Staatsschiff lenkt. So jemanden brauchen wir jetzt.«
»Kannst du ihnen denn trauen?«
»Nein. Aber die Sender strahlen auf allen Kanälen unsere Botschaft aus.«
»Und die lautet?«
»Frieden, Harmonie und Liebe!«
»Wie kommst du darauf, daß Hess, West und die Lanes sich daran halten werden?«
»Nun, zumindest werden sie nicht umhin können, sich angesprochen zu fühlen. Schließlich haben wir das Tiefen-Injekt in der Hinterhand. Damit können wir jeden Aufwiegler zur Räson bringen. Das dürfte reichen.«
»Was geschieht mit dem Gerät, wenn die freien Wahlen vorbei sind, Jim?«
»Man wird es verschrotten. Oder ein Komitee einsetzen, das es verwaltet.«
»Und die Mutis?«
»Noch ein Komitee, vermutlich.«
»Eine schöne Botschaft.«
»Du meinst Frieden, Harmonie und Liebe?«
»Vor allem Liebe.«
»Liebe läßt die Welt sich drehen. Und ich bin ebenso
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