Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)
erwartet. War es Tobias’ Absicht gewesen, dass er von Slipper und Happy beschützt wurde?
Sansibar fuhr fort. » Und vergiss nicht, Tibby Rose, es sind die Sourisaner, die im Unrecht sind, nicht Tobias. Sie haben gedroht, dem Wertvollsten, was er auf der Welt hat, ein Leid anzutun: seinem Kind. Zwischen den Bedürfnissen deines Landes und dem Leben deines Kindes wählen zu müssen ... Manche Opfer sind einfach zu groß. «
Zu Alistairs Überraschung war in Sansibars Stimme nichts Aufgebrachtes, als er von dem Verrat seines Cousins sprach – nur tiefe Traurigkeit und ... Verständnis vielleicht?
Alistair dachte an seine Eltern. Sie mussten gewusst haben, als sie auf ihren Einsatz gingen, dass sie riskierten, ihre Freiheit zu opfern – vielleicht sogar ihr Leben. Und was war mit seinem eigenen Einsatz? Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, hatte er die geheimen Wege finden wollen, um seine Eltern zu befreien. Er hatte mehr an die Rettung seiner Eltern gedacht als an die Rettung von Gerander. Konnte er Tobias also tatsächlich einen Vorwurf machen? Hätte er nicht die gleiche Wahl getroffen, wenn er an Tobias’ Stelle gewesen wäre? Das passte zu dem, was Slipper gemeint hatte mit dem Unterschied, ob man mit dem Herzen oder mit dem Kopf dachte. Dennoch machte es ihm Sorgen, mit welcher Leichtigkeit er seine eigenen Bedürfnisse, die seines Herzens, vor die der FUG gestellt hatte. Vielleicht waren die Mitglieder der FUG einfach nicht kaltblütig genug, um die Sourisaner zu besiegen. Und wenn die FUG-Mitglieder doch kaltblütig genug wären, würden sie danndie Art von Mäusen sein, an deren Seite er kämpfen wollte? Gerade wollte er Sansibar fragen, was er davon hielt, als sie Schritte hörten.
Alle drei erstarrten.
» Der Tunnel « , sagte Alistair mit erstickter Stimme. » Es ist jemand im Tunnel. «
» Sie holen uns « , quiekte Tibby Rose erschrocken, als sie jetzt auch das Murmeln von Stimmen hörten.
Alistair konnte gerade noch den besorgten Ausdruck auf Sansibars Gesicht erkennen, ehe dieser die Kerze ausblies. Dann waren sie in Dunkelheit gehüllt. Alistair spürte, wie Tibby Rose neben ihm zitterte. Auch er geriet in Panik und sein Herz schlug im Takt mit den sich nähernden Schritten.
Vielleicht kommen sie nicht in die Seitenkammer, sagte er sich voller Hoffnung. Doch die Schritte wurden lauter, dann hörten sie auf. Kerzenlicht erfüllte den Raum und vom Eingang her hörte er ein erschrecktes Aufschreien, dann fiel die Kerze zu Boden. Das Licht ging aus und Alistair sprang auf. Er zerrte Tibby Rose mit sich, hoffte, davonlaufen zu können. Dann hörte er, wie ein Streichholz angerissen wurde und eine Flamme zischte. Wieder wurde der Raum von einem gleichmäßigen Licht erfüllt. Alistair hatte gerade voller Verzweiflung festgestellt, dass der Eingang blockiert war, als jemand sagte: » Du bist es! Ach, du bist es wirklich! «
Die Stimme war sanft, süß und ein wenig atemlos. Das weiche braune Fell der Maus war stumpf und sie war herzzerreißend dünn, aber die Stimme war immer noch dieselbe.
» Mama! « , rief Alistair. » Mama! « Und dann flog er ihr in die Arme und konnte nichts mehr sagen.
24 DIE ERBEN VON CORNOLIUS
A ls Alistair endlich den Kopf von der Schulter seiner Mutter hob, sah er auch seinen Vater. Sein weißes Fell war schmutzig, seine Barthaare hingen zerzaust um sein vertrautes altes Lachen, und Alistair hatte das Gefühl, ihm würde das Herz vor Freude überlaufen.
Während er seinen Vater umarmte, sah Emmeline zu Sansibar hinüber, der mit der Hand auf Tibby Roses Schulter dastand.
» Sansibar! Ich kann nicht glauben, dass du es wirklich bist! « Sie warf sich dem großen goldfarbenen Mäuserich an die Brust, und er fing sie mit den Armen auf und wirbelte sie lachend herum.
» Ich bin’s wirklich, Schwesterherz « , sagte er.
» Schwesterherz! « , rief Alistair aus. » Soll das heißen – Mama, ist Sansibar dein Bruder? «
» Ganz recht « , sagte Emmeline.
» Aber das bedeutet ... dass er mein Onkel ist! «
Emmeline sah ihren Bruder an. » Hast du noch nicht erzählt –? «
Er schüttelte kurz den Kopf.
Alistair konnte es kaum fassen – seine Eltern waren da, sie waren am Leben, und Sansibar war sein Onkel! So in seine Familie eingebettet, bekam er plötzlich ein schlechtes Gewissen, als er an Tibby Rose dachte. Sie stand an der Felswand und sah glücklich, aber auch ein bisschen einsam aus.
» Tib « , sagte er, » komm her und begrüße – «
Doch
Weitere Kostenlose Bücher