Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Alex, als habe er das Gleiche gedacht.
    » Glaubst du, dass sie sich verändert haben? « , fragte Alice verzagt.
    Ebenezer wurde ernst und sagte: »Vier Jahre im Gefängnis in Feindesland verändern jeden. Aber weißt du, mein Liebes, ich glaube, wir alle müssen uns jetzt an gewaltige Veränderungen gewöhnen. Denkt nur, was ihr vier in so kurzer Zeit alles durchgemacht habt. Ich bin sicher, dass eure Abenteuer euch auch in vieler Hinsicht verändert haben. «
    » Genau, ich bin noch mutiger, als ich selbst gedacht habe! « , prahlte Alex.
    So hätte es Alistair vielleicht nicht gerade ausgedrückt, aber er wusste, was sein Bruder meinte. Er fühlte sich auf jeden Fall selbstbewusster und tüchtiger seit seiner haarsträubenden Reise mit Tibby durch Souris.
    » Ich freue mich, das zu hören « , sagte Ebenezer. » Ihr habt wahrscheinlich Anlass genug, mutig zu sein, jetzt, wo wir uns der Widerstandsbewegung im Kampf um ein Freies und Unabhängiges Gerander angeschlossen – oder im Fall von Beezer und mir, erneut angeschlossen haben. «
    » Glaubst du, dass uns die FUG auf einen Spionageeinsatz schickt, so wie der von Mama und Papa? « , fragte Alex voll gespannter Ungeduld.
    » Also, ich hoffe, es wird nicht ein derartiger Einsatz sein « , sagte Ebenezer beunruhigt. » Denkt doch, wie der ausgegangen ist. Aber ja, es ist schon möglich, dass man euch bittet, einen Auftrag zu übernehmen. « Er seufzte schwer. » Als Mitglieder der FUG werden wir alle verschiedenen Risiken und Gefahren ausgesetzt sein. Eure Eltern haben ihr Leben riskiert, um unsere Heimat zu befreien, und jeder von uns kann aufgefordert werden, das ebenfalls zu tun. Von nun an werden wir ein ganz anderes Leben führen müssen: immer unterwegs, immer auf der Hut. Es ist nicht das, was ich mir für euch gewünscht habe. Nachdem eure Eltern umkamen – ich meine, nachdem wir dachten, dass sie umgekommen seien –, haben Beezer und ich uns vorgenommen, dass ihr ein normales, glückliches Leben und eine geborgene Kindheit haben solltet. «
    » Habt ihr uns deshalb nie etwas von Gerander und von der FUG erzählt? « , fragte Alice.
    » Ganz recht « , erwiderte Beezer. »Wir wollten euch erst davon erzählen, wenn ihr älter sein würdet. Wenn ich auch jetzt glaube, dass es vielleicht nicht recht war, es vor euch geheim zu halten. «
    Selbst nach allem, was er und Tibby Rose auf dem Weg zurück nach Smiggins durchgemacht hatten, war der größte Schock aller Zeiten für Alistair immer noch, herauszufinden, dass er und seine Geschwister eigentlich Gerandinerwaren. Und dass seine ganze Familie in den Kampf verwickelt gewesen war, seine Heimat von der sourisanischen Besatzung zu befreien. Er hatte das Gefühl, ganz unerwartet und unfreiwillig eine völlig andere Person zu sein. Er hatte im Grunde nichts dagegen, aber auf jeden Fall musste er erst einmal damit klarkommen. Wie unglaublich, dass seine Eltern, seine Tante und sein Onkel so viele Jahre mit einem so großen Geheimnis gelebt hatten.
    Und jetzt hatte auch er ein Geheimnis, überlegte er – er und Tibby Rose. Er umklammerte die Enden seines Schals. »Wie weit ist es wohl noch, Tante Beezer? « Alistair versuchte, nicht zu ungeduldig zu klingen. In der Nähe der Stadt Stetson im Nordwesten von Schetlock, dicht an der Grenze von Schetlock zu Gerander, sollte ein geheimes FUG-Treffen stattfinden. Sie hatten ihr Haus in Smiggins vor drei Tagen, ehe der Morgen graute, verlassen und waren jeden Tag stundenlang gelaufen.
    Seine Tante antwortete. » Es kann jetzt nicht mehr weit sein. Ich habe gehofft, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit dort sind, aber ich bin mir nicht sicher. « Sie hob den Blick und suchte den Himmel ab. Alistair wusste, dass sie nach Nachtjägern Ausschau hielt. Und es waren nicht nur Vögel auf der Suche nach Beute, vor denen sie sich hüten mussten, während es auf dieser einsamen Straße zu dunkeln begann. Es bestand auch sehr wohl die Möglichkeit, dass ihnen zwei sourisanische Spione auf der Spur waren. » Ebenezer, lass uns noch mal einen Blick auf die Karte werfen « , schlug sie vor.
    Während sich Onkel Ebenezer und Tante Beezer murmelnd über die Karte beugten, standen Alistair und Tibby Rose mit Alice und Alex zusammen.
    »Wir wären inzwischen wahrscheinlich schon dort, wenn Alex bei unserer Mittagsrast nicht das Käsesoufflé bestellt hätte « , murrte Alice. Sie warf einen besorgten Blick über die Schulter auf die Straße hinter ihnen. »Wo doch auf der