Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Titel: Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts

Vom Netzwerk:

auf einen dunklen Fleck mitten in dem jungfräulichen Weiß um sie herum.
    Alistair, der den Kopf gesenkt hatte, um nicht in das grelle, vom Schnee reflektierte Licht blicken zu müssen, schaute auf. Sein Herz blieb fast stehen, als er sah, was Tibby entdeckt hatte. Es war eine große gestreifte Feder.
    » Sieht aus wie eine Adlerfeder « , sagte er und schluckte. Als sie sich der Feder ein Stück weit genähert hatten, legte Alistair den Kopf zurück und spähte in den klaren Himmel. Von dem Sturm der vergangenen Nacht war in dem weiten Blau nichts mehr zu ahnen. Die eisbedeckten Spitzen, die über ihnen aufragten, glitzerten im Schein der Sonne wie Kristalle. Um nicht geblendet zu werden, kniff Alistair die Augen zusammen und suchte besorgt nach Anzeichen des riesigen Raubvogels. Doch er konnte nichts entdecken.
    Tibby hob die Feder auf und strich nachdenklich darüber. » Das ist vielleicht genau das, was wir brauchen. «
    Alistair sah sie an. » Du musst übergeschnappt sein, Tib. Das Letzte, was wir jetzt sehen wollen, ist ein Adler. « Die Erinnerung an das ohrenbetäubende Kreischen und an Oswalds schmerzvollen Schrei ließ ihn frösteln.
    » Ich habe nicht vergessen, was mit Oswald passiert ist « , sagte Tibby leise. Alistair bemerkte das leichte Beben ihrer Barthaare, als sie den Namen des Uhus aussprach. » Ich meinte nur, die Federn könnten nützlich sein. « Sie steckte die Feder unter die Schnur, mit der ihre Rucksäcke auf dem Schlitten festgebunden waren, dann nahmen sie ihre stumme Wanderung wieder auf.
    Obwohl Alistair nicht scharf darauf war, einen Adler zu sehen, lenkte es ihn von dem mühevollen Aufstieg ab, nach Federn Ausschau zu halten, und er war voller Triumphgefühl, als er eine zweite und dann eine dritte Feder entdeckte. Inzwischen hatten ihn die Sonne, die ihm auf den Kopf brannte, und das Hungergefühl im Bauch etwas benommen und wirr gemacht.
    »Versuchst du, so viele zu sammeln, dass du ein Federbett machen kannst? « , rief er, als Tibby mit einem erfreuten Ausruf auf eine vierte Feder zustürzte.
    »Was Besseres « , sagte Tibby.
    »Was ist besser als ein Federbett – es sei denn, du machst was zu essen daraus? « , sagte Alistair, der an die eiskalte Nacht zurückdachte.
    » Okay, es ist nicht so gut wie eine Mahlzeit « , räumte Tibby ein, » aber was ich vor mir sehe, ist momentan nützlicher als ein Federbett. « Sie kramte in ihrem Rucksack undzog etwas Schnur heraus, dann befahl sie ihm: » Jetzt setz dich hin und strecke die Füße aus. «
    »Was?! « Alistair wusste nicht, ob er lachen oder sich um den Geisteszustand seiner Freundin Sorgen machen sollte, doch er folgte ihrer Aufforderung.
    Als Tibby sich dann daranmachte, ihm unter jeden Fuß eine Feder zu binden, überlegte er allen Ernstes, ob der Schlag an ihren Kopf vom Tag zuvor ihr vielleicht schlimmer geschadet hatte, als er geglaubt hatte.
    » Tibby, bist du sicher, dass du – «
    »Warte nur, bis du aufstehst, Alistair « , sagte seine Freundin. » Dann hältst du mich nicht mehr für verrückt. « Sie packte ihn am Handgelenk und zerrte ihn auf die Beine. » So, jetzt mach ein paar Schritte. «
    Zögernd setzte Alistair einen Fuß vor den anderen. Zu seiner großen Überraschung sank er nicht in die Schneedecke ein.
    » Tib, wieso sinke ich nicht mehr ein? « Er deutete auf seine Füße und machte noch ein paar Schritte. Er bewegte sich ungeschickt, denn er musste seine Füße etwas nach außen drehen, damit sich die Federn nicht in den Weg kamen. Aber wie eine Ente zu watscheln war immer noch viel besser, als durch tiefen Schnee zu waten.
    Tibby Rose sah äußerst selbstzufrieden aus. » Sie wirken wie Schneeschuhe. Statt dass dein ganzes Gewicht auf den Füßen lastet, wird es über eine größere Fläche verteilt. Deshalb sinkst du nicht in den Schnee ein, sondern gleitest darüber. « Sie setzte sich, nahm die beiden anderen Federnund band sie sich an die eigenen Füßen. » Nun, was hältst du davon? «
    » Du bist ein Genie « , lobte Alistair voller Inbrunst.
    Jetzt, da das Gehen einfacher geworden war, besserte sich Alistairs Laune, und er hatte das Gefühl, dass sie gut vorankamen in Richtung Berggipfel. Er versuchte sich vorzustellen, was sie erwartete, wenn sie den Pass erreichten. Würden sie den Winns schon sehen können? Oder noch besser, ein Restaurant? Das hätte sich Alex bestimmt gewünscht. Alistair rieb sich den knurrenden Magen und versuchte, nicht an seine Geschwister zu denken und was