Die Mutter der Königin (German Edition)
schönste Frau Englands wart», sagt eine Frau im Schatten des Tors.
Ich zucke die Achseln. «Ich glaube, jetzt ist es meine Tochter.»
«Gott segne ihr hübsches Gesicht. Bringt sie nach London, damit wir sie sehen können», witzelt jemand.
Anthony sitzt auf und gibt den Befehl zum Aufbruch, die vier Ratsherren reihen sich hinter der Herzogin und mir ein, und zusammen reiten wir nach Norden, um der Königin mitzuteilen, dass die Stadt sie einlassen wird, doch nicht ihre Armee.
Wir treffen nur elf Meilen nördlich von London auf die Königin, die inzwischen mit dem königlichen Hofstaat nach Barnet weitergezogen ist, gefährlich nah, wie die vier Ratsherren bemerken. Die Truppen, die mit ihr vorrücken, sind handverlesen, die schlimmsten Plünderer aus dem Norden werden auf Abstand gehalten, sie sind in Dunstable, wo sie sich die Zeit mit der Verwüstung der Stadt vertreiben.
«Die Hälfte ist einfach fahnenflüchtig geworden», erzählt mir Richard trübsinnig, als wir das Audienzzimmer der Königin betreten. «Aber man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Wir konnten ihnen nichts zu essen geben, und sie hat von Anfang an gesagt, dass sie ihnen keinen Sold zahlen würde. Sie hatten es satt, darauf zu warten, dass sie nach London dürfen, und haben sich auf den Heimweg gemacht. Gott steh den Dörfern bei, die auf ihrem Weg liegen.»
Die Königin befiehlt den Ratsherren, der Herzogin und mir, nach London zurückzukehren und Zugang für die königliche Familie und einen Haushalt von vierhundert Mann zu verlangen. «Mehr nicht!», sagt sie gereizt zu mir. «Sicher könnt Ihr sie dazu bringen, mich mit einer Entourage einzulassen, die Richard of York für nicht der Rede wert befunden hätte!»
Wir reiten am Kopf der königlichen Leibgarde und gelangen zum Aldgate, wo der Bürgermeister uns wieder begrüßt.
«Euer Gnaden, ich kann Euch nicht einlassen», sagt er mit einem unruhigen Blick auf die Truppen, die in Reih und Glied hinter mir stehen, Richard an ihrer Spitze. «Ich würde Euch einlassen, wenn es meine Entscheidung wäre, doch die Bürger von London dulden die Männer der Königin nicht in ihren Straßen.»
«Dies sind nicht die Männer aus dem Norden», erwidere ich verständnisvoll. «Seht, sie tragen die Livreen der lancastrianischen Lords, Männer, die immer in dieser Stadt ein- und ausgegangen sind. Seht, sie werden von meinem Gemahl befehligt, einem Lord, den Ihr gut kennt. Ihr könnt ihnen vertrauen, Ihr könnt der Königin vertrauen, wenn sie ihr Wort gegeben hat. Und es sind nur vierhundert.»
Er senkt den Blick auf die Pflastersteine unter seinen Füßen, richtet ihn dann hinauf zum Himmel, er sieht überall hin, nur mir nicht in die Augen. «Um ehrlich zu sein», sagt er schließlich, «die Stadt will die Königin nicht einlassen, nicht den König, nicht den Prinzen. Keinen von ihnen. Ob sie nun Frieden schwören oder nicht.»
Für einen Augenblick verschlägt es mir die Sprache. Auch ich habe gedacht, dass ich nichts mehr mit der Königin, dem König oder dem Prinzen zu tun haben möchte. Aber wen haben wir denn außer ihnen? «Sie ist die Königin von England», sage ich mit ausdrucksloser Stimme.
«Sie ist unser Niedergang», erwidert er bitter. «Er ist ein frommer Narr. Und der Prinz ist nicht sein Sohn. Es tut mir leid, Lady Rivers, sehr leid. Aber ich kann die Tore weder für die Königin noch für die Mitglieder ihres Hofes öffnen.»
Da hören wir einen lauten Schrei. Jemand läuft auf das Tor zu. Die Soldaten hinter mir greifen zu ihren Waffen, doch Richard ruft: «Ruhig, Männer!» Anthony stellt sich rasch neben mich, die Hand am Heft seines Schwertes.
Ein Mann läuft zum Bürgermeister und flüstert ihm aufgeregt etwas ins Ohr. Er dreht sich zu mir um, sein Gesicht ist plötzlich von Zornesröte überzogen. «Wisst Ihr davon?»
Ich schüttele den Kopf. «Nein. Was immer es ist, ich weiß von nichts. Was geht hier vor sich?»
«Während wir hier stehen und mit Euch reden, hat die Königin einen Trupp geschickt, um Westminster zu plündern.»
Aus der Menschenmenge erhebt sich Gebrüll.
«Bleibt in Reih und Glied», ruft Richard unseren Männern zu. «Schließt auf.»
«Das habe ich nicht gewusst», versichere ich dem Bürgermeister rasch. «Bei meiner Ehre, das habe ich nicht gewusst. Ich hätte Euch niemals derart hintergangen.»
Er sieht mich kopfschüttelnd an. «Sie ist unehrlich, sie ist gefährlich, und wir wollen sie nicht mehr», sagt er. «Sie hat einen Keil
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