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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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verfluchen», sagt sie. «Ich würde ihn stürzen.»
    Ich denke an den Jungen, der im selben Alter ist wie mein Sohn, an den gutaussehenden blonden Jungen, den ganzen Stolz von Duchess Cecily. Ich denke daran, wie er in Calais aufgebraust ist und rot wurde, als ich ihm erklärt habe, dass wir seine Mutter beschützt haben. Ich denke daran, wie er sich in den Gemächern der Königin in Westminster über meine Hand gebeugt hat. «Ich mag ihn», sage ich. «Ich würde ihm niemals etwas Böses wünschen. Abgesehen davon wird jemand anders ihn für Euch töten, bevor der Tag zu Ende ist. Es sind weiß Gott genug Menschen umgekommen.»
    Sie zittert und zieht die Kapuze über. «Es schneit», sagt sie. «Dabei ist es spät im Jahr für Schnee.»
    Wir gehen zum Abendessen in die Abtei. Der König führt sie in die große Halle, wo sein ganzer Haushalt versammelt ist. «Ich habe Edward, Earl of March, geschrieben», sagt er mit seiner flötenden Stimme. «Ich habe für morgen um eine Waffenruhe ersucht. Es ist Palmsonntag. An einem Palmsonntag kann er nicht in eine Schlacht ziehen wollen. Es ist der Tag, an dem unser Herr Einzug in Jerusalem hielt. Sicherlich wird er beten wollen. Wir alle werden an so einem heiligen Tag beten, es ist Gottes Wille.»
    Die Königin tauscht rasch einen Blick mit mir.
    «Hat er geantwortet?», frage ich.
    Er senkt den Blick. «Ich muss mit Bedauern sagen, dass er sich weigert, einen Waffenstillstand zu vereinbaren», gibt er zu. «Er wird das Kriegsglück aufs Spiel setzen an dem Tag, da unser Herr in seine heilige Stadt eingeritten ist. Er muss ein abgebrühter junger Mann sein.»
    «Er ist sehr böse», sagt Marguerite und unterdrückt ihre Verärgerung. «Doch wird uns das zum Vorteil gereichen.»
    «Ich werde dem Duke of Somerset befehlen, nicht in die Schlacht zu ziehen», erklärt der König uns. «Unsere Männer sollten nicht an einem Sonntag Krieg führen, nicht an einem Palmsonntag. Sie müssen nur in Reih und Glied stehen bleiben, um unser Vertrauen in Gott zu zeigen. Sollte Edward angreifen, müssen sie ihm auch noch die andere Wange hinhalten.»
    «Wir müssen uns verteidigen», wirft die Königin rasch ein. «Gott wird uns dafür segnen, dass wir uns gegen einen solchen Akt des Unglaubens verteidigen.»
    Der König überlegt. «Vielleicht sollte Somerset bis Montag abziehen?»
    «Er hat eine gute Stellung, Euer Gnaden», sage ich leise. «Vielleicht sollten wir abwarten und sehen, wie die Sache ausgeht. Ihr habt einen heiligen Waffenstillstand angeboten, das muss genügen.»
    Der König hält betend in der großen Klosterkirche Wache, in der die Mönche ein- und ausgehen. Ich gehe zu Bett, doch auch ich kann nicht schlafen. Denn ich muss an Richard und Anthony denken, die die ganze Nacht in der Kälte und im Schnee draußen verbringen, eine Schlacht an einem heiligen Feiertag vor sich.

    Am Morgen ist der Himmel schwer und weiß, als wollte er die Stadtmauern niederdrücken. Gegen neun Uhr fängt es an zu schneien, dicke weiße Flocken trudeln vom Himmel und legen sich auf den gefrorenen Boden. Die Stadt scheint sich unter dem Schnee zu ducken, der immer dichter fällt.
    Ich gehe zu den Gemächern der Königin. Sie läuft unruhig auf und ab, die Hände wärmesuchend in die Ärmel gesteckt. Der König betet in der Abtei, sie gibt Befehl, dass ihr Hab und Gut verpackt wird. «Wenn wir siegen, werden wir nach London marschieren, und diesmal werden sie uns die Tore öffnen müssen. Sonst …» Sie beendet den Satz nicht, und wir bekreuzigen uns.
    Ich trete ans Fenster. Geblendet vom Schnee, erkenne ich die Stadtmauern kaum, ein Schneesturm umbraust uns. Plötzlich halte ich die Hände vor die Augen, denn mich überkommt die Erinnerung an eine Vision von einer Schlacht, in der die Soldaten im Schnee hügelan kämpften, doch ich kann die Standarten nicht sehen, und als der Schnee sich rot färbt, weiß ich nicht, wessen Blut es ist.
    Wir warten. Den ganzen Tag warten wir auf Nachricht. Ein oder zwei Männer kommen verletzt nach York gehumpelt, um sich verbinden zu lassen. Sie sagen, wir hatten eine gute Stellung auf der Hochebene, doch der Schnee habe die Bogenschützen behindert, und die Kanonen hätten gar nicht abgefeuert werden können.
    «Er hat immer schlechtes Wetter», bemerkt die Königin. «Der Junge, Edward, kämpft immer bei schlechtem Wetter. Hinter ihm fegt stets ein Sturm her. Man könnte meinen, er sei von schlechtem Wetter geboren worden.»
    In der großen Halle wird das

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