Die Mutter der Königin (German Edition)
zwischen uns getrieben und versucht, uns gewaltsam zu bezwingen. Wir können ihr nicht mehr vertrauen. Sagt ihr, sie soll fortgehen. Mitsamt ihren Soldaten. Wir werden sie niemals einlassen. Sorgt dafür, dass sie fortgeht, Herzogin. Helft uns, sie loszuwerden. Rettet London. Bringt die Königin fort.» Er verneigt sich vor mir und dreht sich auf dem Absatz um. «Herzogin, wir zählen darauf, dass Ihr uns vor dieser Wölfin rettet», ruft er noch einmal und läuft unter den prächtigen Torbogen. So stehen wir da, als die großen Tore des Aldgates geschlossen, uns vor der Nase zugeschlagen und die Riegel vorgelegt werden.
Wir marschieren nach Norden. Es scheint, als würden wir England verlieren, auch wenn wir die letzte Schlacht gewonnen haben. Die Stadt London reißt die Tore auf für den jungen Edward, den ältesten Sohn und Erben des Duke of York. Sie setzen ihn auf den Thron und rufen ihn zum König aus.
«Das hat nichts zu bedeuten», sagt die Königin, während ich neben ihr auf der Straße nach Norden reite. «Das beunruhigt mich nicht im Geringsten.»
«Er wurde zum König gekrönt», sagt Richard an diesem Abend leise zu mir. «Die Londoner haben uns die Tore vor der Nase zugeknallt, ihn aber haben sie eingelassen und zum König gekrönt. Natürlich hat das etwas zu bedeuten.»
«Ich komme mir vor, als hätte ich die Königin im Stich gelassen. Ich hätte die Londoner davon überzeugen müssen, sie einzulassen.»
«Während sie ihre Soldaten nach Westminster geschickt hat? Du hattest Glück, dass wir da ohne Tumult herausgekommen sind. Vielleicht hast du sie im Stich gelassen, aber du hast London gerettet, Jacquetta. Keine andere Frau hätte das gekonnt.»
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York
FRÜHJAHR 1461
D er König, die Königin, der Prinz und die Mitglieder ihres Haushalts residieren in York, die königliche Familie in der Abtei, wir Übrigen in Unterkünften in der Stadt. Richard und Anthony reiten fast sofort mit der Armee aus, die vom Duke of Somerset befehligt wird, um die Straße nach Norden zu sperren und die Stellung gegen Warwick und den Jungen vorzubereiten, der sich jetzt König nennt, gegen Edward, den gutaussehenden Sohn von Cecily Neville.
Der König wächst in der Gefahr, in der er steckt, sein Verstand schärft sich auf dem Ritt, und er schreibt einen Brief an Edwards Armee. Er tadelt sie für die Rebellion und befiehlt ihnen, auf unsere Seite überzuwechseln. Die Königin reitet jeden Tag mit dem Prinzen aus, sie fordert Männer auf, ihre Dörfer und ihre Arbeit zu verlassen und sich der Armee anzuschließen, um das Land gegen die Aufständischen und ihren Rebellenführer, den falschen König, zu verteidigen.
Andrew Trollope, der beste General, rät, die Armee solle ihr Lager auf einem Kamm etwa vierzehn Meilen südlich von York aufschlagen. Er vertraut Lord Clifford die Vorhut an, damit die Yorkisten den Fluss Aire nicht überqueren, und Clifford reißt die Brücke nieder. Und so findet der junge Edward, als er von London hochmarschiert, keinen Weg über den Fluss. Kühn befiehlt Edward seinen Männern, ins Wasser zu steigen, und während der Schnee im Zwielicht des Abends wirbelnd auf sie niederfällt, versuchen sie die Brücke zu reparieren, bis zur Taille im eiskalten Wasser stehend, das von den winterlichen Fluten nur so dahinschießt. Für Lord Clifford ist es ein Kinderspiel, sie anzugreifen, Lord Fitzwalter zu töten und die Truppe zu vernichten. Richard schickt mir eine Nachricht:
Edwards Unerfahrenheit ist ihn teuer zu stehen gekommen. Wir haben die erste Falle zuschnappen lassen, er kann nach Towton vorrücken. Dort wird er schon sehen, was ihn erwartet.
Dann harre ich weiterer Nachrichten. Die Königin kommt in die Burg von York, und wir legen unsere Umhänge um und besteigen den Clifford’s Tower. Die Armeen sind zu weit fort, als dass wir etwas sehen könnten, und das Licht wird schwächer, dennoch blicken wir nach Süden.
«Könnt Ihr ihm nicht den Tod wünschen?», fragt sie. «Könnt Ihr ihn nicht niederstrecken?»
«Warwick?»
Sie schüttelt den Kopf. «Warwick würde die Seiten wechseln, dessen bin ich mir sicher. Nein, verflucht diesen Jungen, Edward, der es wagt, sich König zu nennen.»
«Ich weiß nicht, wie man so etwas macht, und ich will es auch nicht wissen. Ich bin keine Hexe, Marguerite, ich bin nicht einmal eine besonders weise Frau. Wenn ich etwas tun könnte, würde ich meinen Sohn und meinen Gemahl unverwundbar machen.»
«Ich würde Edward
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