Die Mutter der Königin (German Edition)
selbst.»
In der Morgendämmerung reite ich aus St. Albans hinaus durch Wiesen und Felder. Eine Nacht schlafe ich in einer Abtei, die nächste in einem Wirtshaus. Es ist eine anstrengende Reise, und der graue Himmel und die aufgeweichten Landstraßen passen zu meiner Stimmung. Ich gehöre einer siegreichen Armee in einem siegreichen Feldzug an, doch ich habe mich noch nie so besiegt gefühlt. Mir gehen die beiden Lords nicht aus dem Kopf, wie sie vor Marguerite mit ihrer feindseligen Miene knieten. Ich denke an ihren Sohn, unseren kleinen Prinzen, und seinen jungenhaften Diskant, in dem er den Tod der beiden guten Männer befahl. Ich reite blind, sehe kaum den Weg. Ich merke, wie ich den Glauben verliere.
Ich brauche drei Tage, um in das kleine Dorf Groby zu gelangen, und als ich durch das prächtige Tor des Gutshauses reite, wünsche ich mir, anderswo zu sein. Elizabeth öffnet mir die Tür. In dem Augenblick, da ihr Blick auf mich fällt, weiß sie, warum ich gekommen bin.
«Ist er verletzt?», fragt sie, doch ich kann sehen, dass sie weiß, dass er tot ist. «Bist du gekommen, um mich zu holen?»
«Nein, es tut mir leid, Elizabeth.»
«Nicht verletzt?»
«Er ist tot.»
Ich dachte, sie würde zusammenbrechen, doch sie atmet tief durch und richtet sich dann kerzengerade auf. «Und, haben wir wieder verloren?», fragt sie, aber es ist ihr gleich.
Ich sitze ab und werfe einem Stallburschen die Zügel zu. «Fütter und tränk es und reib es ab», sage ich. «Ich muss übermorgen wieder fort.» Zu Elizabeth sage ich: «Nein, Liebes. Wir haben gesiegt. Dein Gemahl hat den Angriff angeführt, der Warwicks Linie durchbrochen hat. Er war sehr tapfer.»
Sie sieht mich an, ihre grauen Augen leer vor Trauer. «Tapfer? Glaubst du, das war es wert? Dieser Sieg in dieser kleinen Schlacht, einer Schlacht von vielen – ein kleiner Sieg im Tausch für sein Leben?»
«Nein», sage ich aufrichtig. «Denn es wird weitere Schlachten geben, und dein Vater und Anthony werden wieder ausreiten müssen. Es geht immer so weiter.»
Sie nickt. «Kommst du herein und sagst es seiner Mutter?»
Ich trete in die warme Düsternis von Groby Hall und weiß, dass ich das Schlimmste, das Allerschlimmste tun muss, was eine Frau einer anderen antun kann: ihr sagen, dass ihr Sohn tot ist.
Als ich nach St. Albans zurückkehre, ist die Stadt wie ausgestorben, die Läden sind ausgeräumt, die Häuser verrammelt. Die Städter haben Angst vor der Armee der Königin, die alles Wertvolle geplündert und auf zehn Meilen um die Stadt herum alles Essbare geraubt hat.
«Gott sei Dank bist du wieder da», sagt Richard, als er mir im Hof der Abtei vom Pferd hilft. «Es ist, als würde man versuchen, den Feind zu befehligen. Die Mönche haben die Abtei verlassen, die Menschen sind aus der Stadt geflohen. Und der Bürgermeister von London hat nach dir geschickt.»
«Nach mir?»
«Er möchte mit der Duchess of Buckingham und dir vereinbaren, unter welchen Umständen der König und die Königin nach London kommen können.»
Ich sehe ihn verständnislos an. «Richard, London muss den König und die Königin von England einlassen.»
«Sie weigern sich», sagt er kategorisch. «Sie haben gehört, wie es hier ist. Die Kaufleute wollen diese Armee weder in der Nähe ihrer Lagerhäuser und Läden noch – wenn sie es irgendwie verhindern können – in der Nähe ihrer Töchter haben. So einfach ist das. Du musst schauen, ob du eine Vereinbarung treffen kannst, dass sie den König und die Königin mit ihrem Hofstaat in den Westminster Palace lassen und der Armee vor den Stadttoren Quartier und Verpflegung geben.»
«Warum ich? Warum nicht der königliche Haushofmeister? Oder der Beichtvater des Königs?»
Sein Lächeln ist bitter. «Das ist eine Ehre für dich. Die Londoner trauen niemandem. Weder der Armee noch den Beratern des Königs. Sie vertrauen dir, weil sie sich daran erinnern, wie du vor langer Zeit als junge hübsche Herzogin nach London gekommen bist. Sie erinnern sich, dass du im Tower warst, als Jack Cade einfiel. Sie erinnern sich, dass du in Sandwich warst, wo Warwick dich entführt hat. Sie glauben, dass sie dir vertrauen können. Und du kannst dich dort mit der Duchess of Buckingham treffen.»
Er legt mir einen Arm um die Taille und flüstert mir ins Ohr: «Kannst du das tun, Jacquetta? Wenn nicht, dann sage es, und wir gehen zurück nach Grafton.»
Ich lehne mich einen Augenblick an ihn. «Ich habe es satt», sage ich leise. «Ich habe
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