Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

gehalten hatte, weil er ihn stets gespürt hatte und es immer noch tat. Er hatte auch geweint, weil er ein Vater war und sich das Leid vorstellte, das der Tod ihres Sohnes Maria und Josef verursacht hatte.
    Als der junge Balthasar einst gesehen hatte, wie jener seltsame Stern vom Himmel über Bethlehem verschwunden war, hatte er gedacht: Etwas derart Helles brennt nicht sehr lang. Das Gleiche ließ sich wohl über das Kind sagen.
    Das Schicksal hatte es mit den anderen Weisen nicht ganz so gut gemeint. Nachdem Caspar und Melchyor sich aus dem römischen Lager geschlichen hatten, flohen sie in die entferntesten Winkel des Reiches, blieben nie lange an einem Ort und hielten sich mit einem Bagatelldelikt nach dem anderen über Wasser. Es waren harte, einsame Jahre. Trotz der Anstrengungen von Herodes’ Sohn, die ganze peinliche Angelegenheit unter den Teppich zu kehren, gingen Gerüchte um, dass Balthasar entkommen war und zwei Heere besiegt hatte, und der Geist von Antiochia war nicht mehr nur ein klein wenig berüchtigt, sondern eine Legende. Es dauerte auch nicht lange, bis sich Caspars und Melchyors Verrat in Verbrecherkreisen herumgesprochen hatte. Überall wurden die beiden Männer von den Gesetzeshütern gejagt und von den Gesetzesbrechern vertrieben.
    Letztlich wurden sie genau dort geschnappt, wo alles seinen Anfang genommen hatte: im Großen Tempel von Jerusalem bei dem Versuch, dasselbe goldene Weihrauchfass zu stehlen, wegen dem sie vor dreißig Jahren im Kerker des Herodes gelandet waren. Diesmal ohne einen Komplizen, der eine waghalsige Flucht ausheckte, waren Caspar und Melchyor wie geplant bestraft worden – man hatte sie außerhalb der Stadtmauern gekreuzigt und in der Sonne verfaulen lassen.
    Im Sterben redeten sie mit dem Fremden, der zwischen ihnen hing: demjenigen, dem man ein Schild ans Kreuz genagelt hatte: König der Juden . Tränen waren die alternden Gesichter von Caspar und Melchyor hinabgeströmt, als ihnen klar wurde, wer der Mann war, und was es zu bedeuten hatte, dass sie hierhergebracht worden waren, um an seiner Seite zu sterben. Schließlich hatten sie darauf gewartet, fast darauf gehofft, für ihren Verrat vor all den Jahren bestraft zu werden. Sie hatten die Schuld zu lange mit sich herumgeschleppt und die Konsequenzen daraus getragen. Wie zu erwarten vergab der Sohn des Zimmermanns ihnen beiden vor seinem Tod. Wenn Balthasar es sich recht überlegte, hatte er ihnen wohl ebenfalls verziehen. Sie waren schon lange tot.
    Er stieg auf das Kamel und sah noch eine Weile zu, wie die Stadt unter ihm brannte.
    »Für immer«, sagte er sich. Dann trat er dem Tier die Ferse in die Flanke, genau wie in früheren Zeiten, und ließ Rom und dessen Asche hinter sich. Für immer.
    Ein Steinbock hob verschlafen den Kopf vom Wüstenboden. Hufgetrampel hatte ihn geweckt. Er war der Einzige aus seiner Herde, der das schwache Beben spürte, und während die anderen ahnungslos schliefen, beobachtete er eine winzige, vom Mondschein angestrahlte Staubwolke, die quer über sein Blickfeld zog. Den Staub hatte ein galoppierendes Kamel aufgewirbelt, das einen alten Mann auf dem Rücken trug. Nachdem der Steinbock sie kurz beobachtet hatte, legte er den Kopf wieder zu Boden und schloss die Augen, überzeugt, dass für ihn oder die Herde keine Gefahr bestand. Es waren schließlich bloß ein Mann und ein Kamel. Und außerdem kamen sie nicht in diese Richtung …
    Sie ritten auf jenen seltsam grellen Stern im Osten zu.

»Danksagung« ist nicht das richtige Wort. Denn statt den folgenden Menschen einfach nur »Dank zu sagen«, möchte ich ihnen meine Liebe und meine aufrichtige Dankbarkeit schicken:
    Ben Greenberg – ein fantastischer Lektor und obendrein ein Gentleman und eine geduldige Seele. Jamie Raab, Elly Weisenberg Kelly und meiner Familie bei Grand Central. Meiner WME -Familie: den Bücherwürmern Claudia Ballard und Alicia Gordon; den Filmhelden Cliff Roberts, Jeff Gorin und Mike Simpson; und den telegenen Richard Weitz und Dan Shear. Außerdem möchte ich mich bei Ari Emanuel bedanken, weil es nie schaden kann, sich bei Ari Emanuel zu bedanken. Gregg Gellman, jenem Ausbund an Gesetzestreue und Herrn des heiligen »Nein«. Den Melissas (Kates und Fonzino), die für Wahrheit, Gerechtigkeit und Tinte kämpfen in einer Welt, in der es immer mehr Kardashians gibt und immer weniger Platz auf den Regalen. Meinem Freund und Graham-Cracker verteilenden Geschäftspartner David Katzenberg und meiner wunderbaren