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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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ist, und er zieht sich eilig in Richtung der geschlossenen Zellentür zurück. Balthasar muss doppelt so weit laufen, um sie als Erster zu erreichen. Es ist unmöglich. Doch nicht heute. Die Welt hat sich vor ihm verneigt. Die Zeit wiegt ihn in ihren Armen. Balthasar bewegt sich mit Flügeln an den Füßen, sieht mit Augen an seinem Hinterkopf. Er schnappt sich das Schwert eines Wächters und schnellt mit unmöglicher Geschwindigkeit über den nassen Boden, um dem Admiral den Fluchtweg zu versperren. Und der Admiral hat Angst. Er weicht zurück, denn er erkennt die Wahrheit, die Balthasar ins Gesicht geschrieben steht. Er sieht, dass dieser Mann nicht scheitern wird, ganz egal, welche Ziele er sich steckt. Er hat Angst, weil er weiß, dass dies seine letzten Augenblicke auf der Welt sind, und dass es schreckliche Augenblicke sein werden.
    Und er hat recht.
    Balthasar stößt sein Schwert in den Bauch des Admirals. Und der Admiral schreit auf, als sein zartes Fleisch nachgibt, aber nicht aufplatzt. Also stößt Balthasar fester zu, und die Haut reißt – und lässt die Klinge hindurch. Sie gleitet durch seinen Bauch und hinten wieder hinaus. Und es tut weh, und er hat solche Angst. Auf einmal liegt er auf dem nassen Boden, wo sein Blut sich mit Regenwasser vermischt. Das Blut quillt aus ihm hervor, seitlich an der Klinge vorbei.
    Jeder Tag ist der letzte, denkt er. Jedes Licht wirft einen Schatten. Und nur die Götter wissen, wann die Dunkelheit uns finden wird.
    Doch der Admiral sieht ein Licht. Ein Licht, das auf ihn zukommt. Sein Atem geht schwer, und ihm läuft Blut aus den Mundwinkeln. Er beobachtet dieses warme, besänftigende Licht, das immer näher kommt, hin und her tanzend. Und er weiß, dass es ein gnädiges Licht ist, auch wenn er nicht weiß, woher er das weiß.
    Doch bei dem Licht ist ein Mann – der es trägt. Es ist der Geist. Und jetzt hat der Admiral wieder Angst, denn er weiß Bescheid. Er weiß, worum es sich bei dem Licht tatsächlich handelt. Der Geist hat etwas aus dem Ofen geholt. Etwas Metallenes. So heiß, dass es glüht.
    Und der Geist ist jetzt über ihm. Er steigt dem Admiral mit einem nackten Fuß auf die Haare und presst ihn fest auf den nassen Steinboden. So fest, dass der Admiral den Kopf nicht bewegen kann. Und bevor der Admiral schreien kann, schiebt sich das Licht gewaltsam in seinen Mund – und sein Schrei wird von dem Zischen und dem Rauch verschluckt. Er windet sich mit dem bisschen Kraft, das ihm noch geblieben ist, als der Geist das Licht wieder aus seiner Kehle zieht …
    Der Admiral erwachte schreiend. In panischer Angst untersuchte er seinen Körper nach Blut, Prellungen, irgendetwas – doch zu seiner Erleichterung und zu seinem Erstaunen war er unversehrt. Es war alles nur ein seltsamer, intensiver Traum. Vielleicht die Folge einer Krankheit. Der Belastung, zu lange von zu Hause fort zu sein.
    Er stand an einem Flussufer. Es war ein heißer, klarer Tag. Die Fischer waren scharenweise unterwegs, die Boote trieben sanft vorüber. Er sah einen Jungen und ein Kleinkind am anderen Ufer, die sich im Schatten einer narbigen Palme ausruhten.
    Der Orontes … Antiochia.
    Er war wieder in Antiochia, und trotz all des Verbrechens und der Ratten war er noch nie in seinem Leben glücklicher gewesen, irgendwo zu sein. Der Admiral drehte sich um und erwartete, die vertraute Wüste hinter sich zu erblicken, die langen, schmalen Hügel, die die Stellen bezeichneten, an denen die Römer ihren toten Abfall verscharrten. Doch die Wüste war verschwunden. Die Gräber waren leer. Und an ihrer Stelle befand sich eine Mauer aus Toten – deren Augen seit Langem zu Staub zerfallen waren, die ihn aber dennoch ansahen.
    Sie hatten auf ihn gewartet … hatten darauf gewartet, ihn in der Öde zu begrüßen, die sie nun schon so viele Jahre ihr Zuhause nannten. Ein Ort, an dem es keine Jahre gab . Sie standen Schulter an Schulter um ihn herum – ein Halbkreis, der zu beiden Seiten an den Fluss stieß. Gefangen von allen zu Unrecht Hingerichteten von Antiochia. Und da, in der Mitte dieser Meute aus verkrümmten, blutleeren Leichen war ein Mann, der anders als die anderen war. Ein Mann, wie ihn der Admiral noch nie zuvor gesehen hatte.
    Ein Mann mit Flügeln.
    Er war gut und wunderschön. Und der Admiral begann zu schluchzen, denn er wusste – irgendwie wusste er genau, wer dieser Mann war und weshalb er gekommen war. Er schluchzte zitternd, denn er wusste, dass er nichts tun konnte, um es

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