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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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über Ann-Marie beantworten wollen. Sie fanden, es sei nur recht und billig, wenn es die Frau Pfarrer zuerst erfuhr.
    Es war das erste Mal gewesen, dass einer der beiden zum Sonntagabend-Gottesdienst gekommen war. Sie gehörten zu den alten Gemeindemitgliedern, die beleidigt wegblieben, weil sie erfahren hatten, dass alles geändert worden und ziemlich unkonventionell geworden war.
Also nichts für uns
, hatten sie gedacht.
    «Ich bete darum, dass uns unsere Zweifel an Ihren Bemühungen vergeben werden», sagte Brenda.
    So viel zu dem Experiment mit den Mysterien des Glaubens.
     
    Abendandacht
    Wie in den meisten anderen Gemeinden war auch in Ledwardine der Sonntagabend-Gottesdienst vor einiger Zeit aufgrund mangelnder Beteiligung abgeschafft worden.
    Und dann hatte ihn Merrily plötzlich wieder eingeführt.
Sonntagabend in der Kirche. Alle sind herzlich willkommen.
Nur das. Nichts von einem Gottesdienst.
    Tatsächlich waren Merrilys Schuldgefühle nach dem, was Jenny Box passiert war, der Auslöser gewesen. Ihre Tätigkeit als Beraterin für spirituelle Grenzfragen hatte sie zu oft von ihrer eigenen Gemeinde ferngehalten, von den täglichen seelsorgerischen Aufgaben. Sie war zu beschäftigt gewesen, um die merkwürdigen Knospen im dörflichen Blumenbeet zu bemerken, bis die schwarzen Blüten schließlich aufgegangen waren.
    Als sie damit zum Bischof gegangen war, hatte er abgewinkt. Die Kirchengemeinden befanden sich im freien Fall; es war eine Phase. Oder vielleicht war es auch keine Phase, sondern etwas viel Bedrohlicheres: der Anfang vom Ende der organisierten Christenheit. «Und was ist mit den Kindern?», hatte der Bischof gefragt. Der neue Erzbischof von Canterbury machte sich große Sorgen darüber, dass so wenig Kinder in die Kirche gingen.
    Als Merrily dieses Thema Jane gegenüber zur Sprache gebracht hatte, die noch gestern ein Kind gewesen zu sein schien, hatte Jane eine Grimasse gezogen.
    «Wer braucht denn überhaupt Kinder in einer Kirche? Sieh es doch mal so: Bis zum Alter von achtzehn darf man im Pub keinen Alkohol trinken, also sind Pubs tendenziell mysteriös und damit automatisch cool. Also ist es doch offensichtlich die beste Investition in die Zukunft der Kirche, den kleinen Scheißern den Zutritt zum Gottesdienst komplett zu verbieten. Außerdem werden sie dann auch nicht so wie ich.»
    «Also findest du den monatlichen Familiengottesdienst, in dem Kinder Lesungen halten ...»
    «Total blödsinnige Idee, hab ich schon immer gesagt. Das lässt die Kirche bloß bedürftig und peinlich wirken. Du musst das Geheimnisvolle, das Mysterium fördern. Wenn du das Mysterium nicht in die Kirche zurückbringst, kannst du den Laden gleich dichtmachen, Mom.»
    Es war wirklich beunruhigend: Das Kind brachte immer häufiger vollkommen sinnvolle Gedanken vor.
    Na gut. Als sie den Gottesdienst wieder einführte, nannte sie ihn nicht Abendandacht, weil es keinen Gesang gab. Keine Kirchenlieder, keine Psalmen. Und ganz bestimmt keine Predigt. Es war ein Experiment mit den Mysterien des Glaubens.
    Sie nannte es nicht einmal Gottesdienst. Sie trug die Montur nicht – keine Soutane und nach dem ersten Mal auch keinen Priesterkragen mehr –, und sie ließ sich mit einem Sitzkissen auf der Kanzeltreppe nieder. Die altersschwache Heizung lief auf vollen Touren und gab wirklich alles, und einige Bänke wurden vorgezogen, sodass sie einen Halbkreis bildeten, der von einer Stehlampe aus der Sakristei erhellt wurde. Es war eine stille Andacht, ein besinnlicher Auftakt der Arbeitswoche. Beim ersten Mal waren nur vier Leute gekommen, was die Form des Ganzen maßgeblich beeinflusste. Fünf Wochen später war die Gottesdienstgemeinde auf zwanzig angewachsen, und sie wuchs weiter, obwohl es
Gemeinde
nicht ganz traf.
    Es begann mit Tee, Kaffee und zwanglosem Geplauder, das sich dann in eine Unterhaltung über die Probleme der Leute verwandelte. Manchmal wurden Lösungen gefunden. Kleine Alltagsfragen wurden beantwortet, ein Babysitter empfohlen oder ein Gärtner. Manchmal brachten die Gespräche neue Ideen ins Dorf, die zur Beilegung von Schwierigkeiten beitrugen.
    Die Kirche als Gesprächsforum, als Katalysator. Die nach Möbelpolitur riechende Luft als heilender Balsam. Genau, wie es sein sollte.
    Und die Mysterien des Glaubens.
    Schon in der dritten Woche waren recht viele persönliche Themen angesprochen worden. Und zwar welche von der Sorte, die man nicht so gern auf der Straße diskutiert, und ganz bestimmt nicht mit

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