Die Nacht der Weisswurst-Vampire
dem Auto und marschierte auf das Schloß zu, “Hallo! Ich bin hier, wie Sie es verlangt haben!” rief er. Doch er bekam keine Antwort. “Hallo, lassen Sie die Kinder frei. Sie haben es zugesagt!” Wieder war nur das Rauschen des Waldes und das Gezwitscher der Vögel zu hören.
Der Polizist war nun bei der dunklen Holztür angelangt und öffnete sie. Plötzlich wurde er gepackt und in das Innere des Schlosses gezerrt. Die Tür schlug zu, und ein grauenhafter Schrei ertönte. Ein Schuß fiel.
Poppi hielt sich die Ohren zu und rief: “Nein, nein, nein, nein! Sie haben ihn ... sie haben ihn ... Nein!”
Lieselotte nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Klaus-Jürgen rutschte auf seinem Sitz hin und her und wußte nicht, was er tun sollte. Wo blieben Dominik und Natascha? Am liebsten hätte er den Wagen gestartet und wäre davongerast. Aber er konnte die beiden Kinder nicht im Stich lassen.
Das Tor des Schlosses schwenkte wieder auf. Ein Vampir stand im Vorraum und deutete Klaus-Jürgen zu kommen. “Ihr rührt euch keinen Millimeter vom Fleck”, schärfte er den drei Junior-Detektiven ein, bevor er ausstieg.
“Wo sind die Kinder?” rief er der gruseligen Gestalt zu. Der Vampir deutete nach unten. Klaus-Jürgen wußte, daß er keine andere Wahl hatte. Er mußte es wagen und in das Schloß.
Er setzte zitternd Fuß vor Fuß, und sein Gang war ziemlich schwankend. Der Vampir trat zur Seite und machte eine einladende Handbewegung. Danach drehte er sich um und verschwand im Inneren des Schlosses.
“Hallo Dominik! Natascha? Ich bin es: Schweinchen Schlau. Wo steckt ihr?” rief Klaus-Jürgen, als er bei der Kellertür angelangt war.
Aus dem Keller drang heftiges Klopfen und Poltern. “Hier unten! Hier sind wir!” brüllte Dominik. “Hol uns raus, wir verhungern und verdursten sonst! Schnell!”
Nun war Klaus-Jürgens Angst mit einem Schlag weggewischt. Er hastete die Treppe hinunter und betrat den hell erleuchteten Kellerraum. In der Tür zum Verlies steckte ein Schlüssel. Schweinchen Schlau drehte ihn, und gleich darauf flogen ihm der Junge und das Mädchen in die Arme. “Kommt, schnell raus”, rief Axels Onkel und packte die beiden unter den Armen. Zu dritt liefen sie auf die Treppe zu. Doch plötzlich wurde ihnen der Weg von einer großen, schwarzen Gestalt verstellt. Es war der Vampir, der drohend heruntergestiegen kam. Seinen Umhang hatte er vorne zugeschlagen, und merkwürdigerweise sah er überaus dick aus.
“Da... da unten!” Nataschas Stimme bebte, als sie auf den Saum des Mantels zeigte. Insgesamt waren acht Füße zu erkennen.
Ende!
Der Vampir blieb stehen und riß die Ränder des Umhanges auseinander. Darunter kamen Lilo, Poppi und Axel zum Vorschein, die mit eingezogenen Köpfen dicht aneinandergedrängt standen.
“Er... er hat uns mit der Pistole gezwungen auszusteigen”, stieß Axel hervor.
Jetzt erst erkannten Klaus-Jürgen, Dominik und Natascha die Waffe in der Hand des Blutsaugers. Ein widerliches Grinsen lag auf seinen schwarz geschminkten Lippen, als er alle mit dem Lauf des Revolvers zurück in das Verlies scheuchte.
Mit einem Knall flog die Tür zu und wurde von außen zweimal abgesperrt.
Stumm ließen sich die Knickerbocker, Klaus-Jürgen und Natascha auf den Boden sinken. Nun war alles aus!
Schweigend hockten die sechs Gefangenen in der Zelle. Jedem jagten andere Gedanken durch den Kopf. Poppi versuchte, nur an ihren Hund Puffi zu denken und stellte sich vor, wie sie mit ihm über die Wiesen tollte. Dieser Gedanke hatte sie bisher immer beruhigt. Doch bisher war nicht diesmal. Die Angst hatte sie fest im Griff und drückte sie immer stärker und stärker.
Auch den anderen Knickerbocker-Freunden erging es nicht besser. Sie versuchten zwar die Furcht zu verbergen, aber viel Erfolg hatten sie dabei nicht.
Natascha saß gegen Klaus-Jürgen gelehnt und spielte mit ihren Fingern. Schweinchen Schlau fühlte sich so dämlich und nutzlos wie nie zuvor in seinem Leben.
“Paßt auf, sagte er schließlich. “Diese Vampire werden uns hier nicht verschimmeln lassen.”
“Bist du dir da sicher?” brummte Natascha entmutigt. “Sie werden es tun, ohne mit der Wimper zu zucken. Hier findet uns doch keiner. Vielleicht irgendwann einmal in hundert Jahren wird jemand unsere Gebeine entdecken. Aber dann ist es zu spät!”
“Hör auf, schrie Poppi, “hör auf, so zu reden!”
“Ist ja wahr”, knurrte das Mädchen. “Wir sollten uns damit abfinden. Ich habe
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