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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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mit ihr umging.
    »Ich hab gesagt, bind ihn nicht los«, sagte LeBlanc.
    »Oh, Herrgott noch mal«, murmelte Marsten. »Also schön.«
    Er richtete sich auf; dann, bevor er noch wirklich auf den Füßen war, stürzte er sich auf LeBlanc. Beide fielen hin. Während sie kämpften, richtete ich mich auf Hände und Knie auf und kroch zu Clay hinüber. Als ich nach seinen Handschellen griff, hob er abrupt den Kopf und sah sich über die Schulter nach mir um.
    »Geh«, keuchte er.
    Ich nahm die Ringe der Handschellen und zerrte mit einem kräftigen Ruck an der Kette. Sie spannte sich, zerriss aber nicht.
    »Keine Zeit«, sagte er, während er versuchte, sich zu mir umzudrehen. »Geh.«
    Als ich seinen Blick auffing, wusste ich, wie sehr ich mich geirrt hatte. Ich war nicht hierher gekommen, um ihn für Jeremy oder für das Rudel zurückzuholen. Ich war gekommen, um ihn für mich selbst zurückzuholen. Weil ich ihn liebte, ihn so sehr liebte, dass ich alles riskieren würde, solange auch nur die geringste Hoffnung darauf bestand, ihn zu retten. Selbst jetzt noch, als ich genau wusste, dass er Recht hatte, dass nicht genug Zeit blieb, um ihn in Sicherheit zu bringen, wusste ich auch, dass ich ihn nicht hier zurücklassen würde. Ich würde lieber sterben.
    Ich sah mich wild nach einer Waffe um, und dann plötzlich hielt ich inne. Waffe? Ich suchte nach einer Waffe? Hatte ich den Verstand verloren? Ich besaß bereits die Beste aller möglichen Waffen. Wenn mir nur genug Zeit blieb, sie einsatzfähig zu machen. Ich ließ mich auf Hände und Knie fallen und konzentrierte mich. Undeutlich hörte ich Clay meinen Namen knurren. Ich entfernte mich ein Stück von ihm. Die Wandlung begann in ihrer üblichen Geschwindigkeit. Nicht gut genug. Nicht genug Zeit! Einen Augenblick lang begannen meine Gedanken panisch zu hetzen. Ich versuchte sie unter Kontrolle zu bringen und merkte dann, dass die Wandlung sich beschleunigte. Ich ließ alle Kontrolle fahren, ließ meinen Befürchtungen freien Lauf. Wenn ich versagte, würde ich sterben. Wenn ich versagte, würde Clay sterben. Ich hatte dies alles so gründlich, so katastrophal in den Sand gesetzt. Furcht und Schmerzen zuckten durch mich hindurch. Ich krümmte mich zusammen und überließ mich ihnen. Ein kurzer, zuckender, blendender Schmerz. Dann der Sieg.
    Ich stand auf. Vor mir sah ich LeBlanc, der sich über Marstens ausgestreckte Gestalt beugte. Er hob die Hand. Das Schnappmesser blitzte. Ich knurrte. LeBlanc hielt mitten in der Bewegung inne und sah sich nach mir um. Ich machte einen Satz auf ihn zu. Er ließ das Messer fallen und rollte zur Seite. Ich hatte zu viel Kraft in den Sprung gelegt, und jetzt kam ich falsch auf und überschlug mich gegen die Wand. Als ich mich aufgerappelt hatte, war LeBlanc verschwunden.
    Ich hörte eine Stimme und drehte den Kopf. Marsten setzte sich nach Atem ringend auf. Er zeigte zu der offenen Hintertür hin und spuckte Blut. Blut tröpfelte auch von den Schnitten an seinen Armen und über seine Brust. Ich sah zur Hintertür. Ich konnte LeBlanc nicht entkommen lassen. Eine Frau hatte ihn in die Flucht geschlagen. Er würde keine Ruhe geben, bis er sich gerächt hatte. Marsten sagte etwas, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Das Blut hämmerte mir in den Ohren und drängte mich dazu, LeBlanc zu folgen. Ich machte mich auf zur Tür. Hinter mir hörte ich Clay grunzen, als er auf die Füße zu kommen versuchte. Marsten fiel mir wieder ein, und ich drehte mich nach ihm um. Ich würde ihn nicht mit Clay allein lassen. Ich zog den Kopf zwischen die Schultern und fauchte. Marsten erstarrte. Seine Lippen bewegten sich. Ein Schwall bedeutungsloser Laute schlug an meine Ohren. Ich duckte mich.
    »Elena!«, rief Clay.
    Das verstand ich. Ich hielt inne. Clay war auf die Füße gekommen. »Verlier. Keine. Zeit«, sagte er.
    Ich sah Marsten an. Er sagte ein einziges Wort. Ich konnte ihn immer noch nicht verstehen, aber ich konnte seine Lippenbewegungen lesen. Territorium. Es war alles, was er wollte. Alles, worum es ihm ging. Er hatte sehr gut gewusst, dass ich bei Bewusstsein gewesen war, als ich dort am Boden lag. Ich hatte ihm genau in die Hände gespielt. Er war ein verräterischer, zu allem entschlossener Schweinehund, aber er würde Clay nichts tun. Clay zu töten würde Marsten nicht zu seinem Territorium verhelfen. Ihn am Leben zu halten und in Sicherheit zu bringen dagegen… Ich knurrte noch einmal und schoss dann zur Tür hinaus, hinter LeBlanc

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