Die Nacht der Wölfin
doch. Ein Schauer des Vergnügens rann durch mich hindurch. Er war wirklich ein Dummkopf.
Ich duckte mich und sprang ihn an. Ich machte mir nicht die Mühe, herausfinden zu wollen, wie ich dem Messer ausweichen konnte. Es war nicht wichtig. Ich spürte, wie die Klinge seitlich meinen Hals ritzte und über meine Schulter rutschte. Blut quoll heraus; ich spürte es heiß auf der Haut. Aber es strömte nicht, und der Schmerz war nichts als ein ärgerliches Prickeln. Mein Pelz war zu dick. Das Messer hatte mich nur gekratzt. LeBlanc zog den Arm nach hinten, um noch einmal zuzustechen, aber es war zu spät. Ich war schon über ihm. Er stürzte nach hinten; das Messer flog ihm im hohen Bogen aus der Hand und verschwand zwischen den Bäumen. Als mein Gesicht sich auf seins herabsenkte, sah ich, wie seine Augen weit wurden. Schock. Unglauben. Panik. Ich gestattete mir einen langen Blick, um seine Niederlage in mich aufzunehmen. Dann riss ich ihm die Kehle heraus.
Bereit
Jeremy, Antonio und Nick tauchten schließlich doch noch auf. Sie kamen zur Tür der Blockhütte herein, als ich gerade dabei war, Marsten Clays Handschellen anzulegen. Selbstverständlich war Jeremy unglaublich beeindruckt von der Art und Weise, wie ich ganz allein mit der Situation fertig geworden war, und schwor hoch und heilig, er würde mich nie wieder von irgendetwas ausschließen. Haha, ganz sicher. Seine ersten Worte waren nicht wiederholbar. Dann sagte er, wenn ich jemals wieder etwas so Dummes tun würde, dann würde er – gut, was dann kam, ist auch nicht wiederholbar. Obwohl Clay, Antonio und Nick nichts Dringenderes zu tun hatten, als es zu wiederholen, wobei jeder von ihnen noch ein paar eigene Drohungen hinzufügte. Und so war die Heldin des Tages gezwungen, sich von der Stätte ihres Sieges zu schleichen und den Heimweg auf dem Rücksitz ihres eigenen Autos anzutreten. Es hätte noch schlimmer kommen können. Sie hätten mich in den Kofferraum sperren können. Tatsächlich schlug Nick sogar vor, es zu tun, aber das war ein Scherz … glaube ich.
Jeremy gab Marsten sein Territorium. Wyoming, um genau zu sein. Als Marsten sich beschwerte, bot Jeremy ihm an, es gegen Utah einzutauschen. Marsten ging und murmelte dabei etwas von Zehngallonenhüten und strassbesetzten Hosen. Natürlich würde er sich nicht mit der Aussicht zufrieden geben, seinen Lebensabend auf einer Freizeitranch zu verbringen. Er würde zurückkommen und sich um ein Territorium bemühen, das eher seinem Lebensstil entsprach. Aber für den Augenblick war er klug genug, den Mund zu halten und zu nehmen, was ihm angeboten wurde. Clay brauchte eine Weile, um sich zu erholen. Eine ganze Weile, um genau zu sein. Er hatte ein gebrochenes Bein, vier gebrochene Rippen und eine ausgerenkte Schulter. Er war so zerschlagen, dass alles ihm Schmerzen verursachte, das Sitzen, Stehen, Liegen, im Grunde jeder wache Augenblick. Er war erschöpft, halb verhungert, dehydriert, und er war mit genug Drogen voll gepumpt worden, dass ein Rhinozeros tagelang außer Gefecht gewesen wäre. Ich verbrachte eine Woche auf einem Stuhl neben seinem Bett, bis ich schließlich davon überzeugt war, dass er es schaffen würde. Und selbst danach verließ ich sein Zimmer nur, um Essen zu machen, und auch das nur deshalb, weil ich zu dem Schluss gekommen war, dass Jeremys Kocherei Clay eher schaden als nützen würde.
Ich musste nach Toronto zurückkehren. Ich hatte es seit dem Tag in der Blockhütte gewusst, aber ich schob es hinaus – ich sagte mir, dass Clay zu krank war, dass Jeremy meine Hilfe im Haus brauchte, dass der Tank des Camaro leer war, ich führte so ziemlich jede Entschuldigung an, die mir einfiel. Aber ich musste zurückkehren. Philip wartete auf mich. Ich musste ihn auf das ansprechen, was er gesehen hatte, herausfinden, wie er damit umzugehen vorhatte. Wenn das erledigt war, würde ich nach Stonehaven zurückkommen. Es bestand kein Zweifel mehr, welche Heimat ich wählen würde. Vielleicht hatte es nie einen Zweifel gegeben.
Ich gehörte nach Stonehaven. Der Gedanke ging mir immer noch gegen den Strich. Vielleicht würde ich mit diesem Leben nie ganz meinen Frieden machen können, weil ich es nicht gewählt hatte und weil ich zu stur war, etwas jemals ganz zu akzeptieren, das mir aufgezwungen worden war. Aber Clay hatte Recht. Ich war glücklich hier. Es würde immer eine menschliche Seite in mir geben, die sich mit diesem Lebensstil nicht anfreunden konnte, eine menschliche Moral, die
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