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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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her.
    LeBlancs Spur war nicht schwer zu finden. Ich brauchte nicht einmal seiner Witterung zu folgen. Ich hörte, wie er vor mir durchs dichte Unterholz krachte. Dummkopf. Ich tauchte in den Wald ein und begann zu rennen. Zweige verfingen sich in meinem Pelz und peitschten mir ins Gesicht. Ich schloss die Augen bis auf schmale Schlitze, um sie zu schützen, und rannte weiter. LeBlanc hatte einen Pfad durchs Gestrüpp getrampelt, dem ich folgte. Minuten später wurde der Wald plötzlich still. LeBlanc war stehen geblieben. Er musste erkannt haben, dass die Wandlung seine einzige Chance war. Ich hob die Schnauze und überprüfte den leichten Wind. Der Ostwind brachte Spuren seines Geruchs mit, aber eine Brise, die von Südosten herankam, war voll von ihm. Ich hob eine Vorderpfote und setzte sie auf einem Haufen toter Zweige wieder ab. Sie waren nass vom Morgentau und gaben unter meinem Gewicht kaum ein Flüstern von sich. Gut. Ich wandte mich nach Südosten und begann vorwärts zu schleichen.
    Die Nacht war vorüber. Die Morgendämmerung begann die dichte Decke der Bäume über meinem Kopf zu erhellen; Splitter von Sonnenlicht fielen auf den Waldboden. Als ich in einen Teich von Licht trat, spürte ich, wie es mir den Rücken wärmte mit der Verheißung eines warmen Spätfrühlingstags. Nebel stieg aus dem langen Gras und den Büschen auf; die kühle nächtliche Erde hob sich der morgendlichen Wärme entgegen. Ich atmete den Nebel ein, schloss die Augen und genoss die Reinheit und Leere des Geruchs. Irgendwo weiter links von mir im Wald begann eine Drossel zu singen. Ein wunderschöner Morgen. Ich nahm noch einen Atemzug, sog ihn in mich hinein, spürte, wie die Ängste der Nacht der Freude auf die Jagd Platz machten. Hier würde es zu Ende gehen. Es würde alles hier zu Ende gehen, an diesem schönsten Morgen, den man sich vorstellen konnte.
    Als ich LeBlancs Atem hörte, hielt ich inne. Ich legte den Kopf zur Seite und lauschte. Er hatte sich hinter ein Dickicht geduckt und atmete schwer, mit seiner Wandlung beschäftigt. Ich schob mich vorwärts, bis ich sein Gebüsch erreicht hatte, und spähte durch einen Vorhang von Farnkraut. Wie ich aus der Richtung seines Atems geschlossen hatte, kauerte er auf dem Boden. Aber in einer Hinsicht hatte ich mich geirrt. Er war nicht dabei, sich zu verwandeln. Er hatte sich nicht einmal ausgezogen. Ein Schauer der Erregung ging durch mich hindurch. Er hatte Angst, aber statt der Angst nachzugeben, kämpfte er gegen die Wandlung an. Ich schob die Schnauze zwischen den Farnen hindurch und sog den süßen Geruch seiner Furcht ein. Er wärmte mich, fachte den Funken der Erregung fast bis zur Lust an. Auf dem Flughafenparkplatz mochte LeBlanc mir Angst gemacht haben, aber dies war mein Element.
    LeBlanc verlagerte sein Gewicht und beugte sich vor, um durch die Büsche zu spähen. Setz doch die Nase ein, dachte ich. Ein einziges Schnuppern, und du wüsstest, wo ich bin. Aber er tat es nicht. Er zog vorsichtig ein Bein nach hinten. Sein Knie knackte, und er erstarrte; der Atem kam in flachen Stößen. Sein Kopf drehte sich von einer Seite zur anderen; er lauschte und spähte. Er hob das Schnappmesser, ließ es aufschnappen und wartete, dass das Geräusch mich zu ihm führen würde. Etwas tappte hinter ihm durchs Unterholz, eine Katze oder ein Fuchs oder ein ähnlich kleines und stilles Geschöpf. LeBlanc spannte die Muskeln, hob das Messer. Dummkopf, Dummkopf, Dummkopf. Ich wurde es müde. Ich wollte rennen. Ich wollte jagen. Ich kroch ein Dutzend Schritte weit rückwärts. Dann hob ich den Kopf zu den Baumkronen und heulte. LeBlanc kam aus dem Dickicht gestürzt und rannte. Ich folgte ihm.
    Er hatte einen Vorsprung. Ich ließ ihn den Vorsprung behalten. Wir bogen um Büsche und Bäume, sprangen über liegende Stämme, zertrampelten die Wildblumen und scheuchten zwei Fasane auf, die wild in den Himmel hinaufschossen. Er rannte weiter und weiter in den Wald hinein. Irgendwann blieb er stehen. Als ich merkte, dass ich ihn nicht mehr hören konnte, brachte ich die letzten Meter hinter mich und brach durchs Gestrüpp auf eine Lichtung durch. Etwas schnitt quer über mein Hinterbein. Ich rollte vorwärts ins lange Gras. Im Fallen drehte ich mich und sah LeBlanc hinter mir stehen, die Beine gespreizt, das Messer in der erhobenen Hand, wie ein Kämpfer, der auf die nächste Runde wartet. Er grinste und sagte etwas. Ich brauchte die Worte nicht zu verstehen, um zu wissen, was es war. Dann komm

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