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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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geschafft, rechtzeitig da zu sein. Sie haben mir versprochen, dass sie am zweiten November kommen, an Allerseelen.«

      Montalbano wollte gerade gehen, als Preside Vasalicò ihn einholte.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen, Commissario.«

    »Gehen Sie nicht im Leichenzug mit auf den Friedhof?«
      »Ich halte es für sinnvoller, jetzt gleich mit Ihnen zu sprechen.«
      Sie machten sich auf den Weg ins Kommissariat. »Ich habe lange über unser gestriges Gespräch nachgedacht«, fing der Preside an, »und da ist mir bewusst geworden, dass ich bei einer Sache, die mir, wenn ich es recht bedenke, sehr wichtig erscheint, nicht ausführlich genug war.«
    »Ich wollte Sie auch etwas fragen«, sagte Montalbano. »Ja?«
      »Es geht um einen Freier, ich erinnere mich jetzt nicht mehr genau, er soll der Signora unannehmbare Vorschläge gemacht haben, ich glaube, so haben Sie sich ausgedrückt. Waren das unannehmbare Vorschläge in sexueller Hinsicht?«
      »Also so ein Zufall!«, rief der Preside. »Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen! Nein, Commissario, das war einer, der sich in den Kopf gesetzt hatte, Maria sei seine Frau, und er wollte, dass sie zu ihm zurückkehrt. Ein Tobsüchtiger. Er hat sie blutig geschlagen. Zweimal. Deshalb kann es sein...«
      »Moment. Sie meinen, weil die Signora ihm immer wieder einen Korb gegeben hat, hat dieser Verrückte den Kopf verloren und sie umgebracht?«
    »Das ist eine plausible Hypothese, oder?«

    »Sehr plausibel. Aber warum haben Sie gestern nichts davon gesagt?«
      »Ach, wissen Sie, ich hatte Skrupel. Bevor man jemanden beschuldigt, der sich dann möglicherweise als unschuldig erweist...«

      »Ich verstehe Ihre Skrupel. Und ich danke Ihnen. Wissen Sie den Namen dieses Mannes?«

      »Maria hat ihn nicht erwähnt. Doch es dürfte für Sie nicht schwer sein...«
      Sie waren am Kommissariat angekommen. »Ich danke Ihnen aufrichtig für Ihre Unterstützung«, sagte Montalbano.

      »Pronto, Dottor Rampolla? Hier ist Commissario Montalbano. Können Sie sprechen?«
    »Ja. Fragen Sie, was Sie möchten.«

      »Hat Ihr Vater Ihnen jemals gestanden, dass er Signora Maria geschlagen hat?«

    »Nein. Und ich glaube auch nicht, dass er das getan hat.«
      »Warum nicht? Sie haben doch selbst gesagt, er sei in letzter Zeit ziemlich gewalttätig gewesen.«

      »Wissen Sie, bei seinem Zustand und wie er mit mir redete, hätte er es mir gesagt, wenn er es getan hätte. Aber es gibt noch etwas: Als ich diese arme Frau aufsuchte, sagte sie nichts davon, dass sie von Papa geschlagen worden sei. Sie sagte, er hätte nicht lockergelassen und sie bedroht. Aber von Schlägen hat sie nichts erzählt. Das hätte sie getan, wenn sie geschlagen worden wäre, meinen Sie nicht? Und nach unserem Gespräch hat die Frau Papa nicht mehr getroffen, da bin ich vollkommen sicher.«
      Was der Doktor berichtete, stimmte mit dem, was der Sohn von Signora Gaudenzio erzählt hatte, überein: Um diesem speziellen Freier nicht zu begegnen, schloss Maria sich sogar in ihrem Zimmer ein.

    Er ging in die Trattoria San Calogero und aß gebratene
    Seezungen, die ihm die unmittelbare Zukunft rosa färbten. Danach suchte er Serafino zu Hause auf. Der alte Mann zeigte ihm einen reich gedeckten Tisch. »Meine Nachbarinnen haben für mich gekocht, aber ich kann nichts essen.«
      »Reiß dich zusammen, Serafi, und iss. Vielleicht auch später, wenn du ein bisschen geschlafen hast. Ich bin gleich wieder weg. Ich muss dich nur was fragen. Du hast gestern gesagt, dass tu mogliere, deine Frau, und Preside Vasalicò hier gesessen haben, im Esszimmer, und über Geschäftliches geredet haben. Richtig so?«
    » Sissi , richtig.«
    »Wo sind die Unterlagen von diesen Geschäften?«
    »Ich hab sie alle in einen Koffer getan.«

    »Du selber? Warum denn das?«
      »Weil heute Abend um neun der Signor Preside kommt und den Koffer holt. Er hat gesagt, er muss sich alles genau anschauen, um zu sehen, ob Maria noch Geld aus bestimmten Spekulationen kriegt oder nicht.«

      »Hör zu, Serafi, gib mir den Koffer. Ich bring ihn dir vor neun zurück.«
    » Comu voli vossia, wie Sie wollen.«
      Der Koffer wog zwei Zentner. Montalbano fluchte wie ein Irrer und schwitzte. Aber auf halbem Weg traf er Fazio, den Retter in der Not.

    So wie sie ihre Wohnung in Ordnung gehalten hatte, hatte Maria Castellino auch ihre Unterlagen in Ordnung gehalten. Mietverträge, notarielle Urkunden über den Kauf von

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