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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gemästetes Schwein richtig adrett, wie ein Mannequin. Ein widerlicher Wucherer, von dem es hieß, er lasse sich manchmal in Naturalien bezahlen, Mädchen oder Buben, das Geschlecht spiele keine Rolle, unglückliche Kinder seiner Opfer. Montalbano war es bisher nicht gelungen, ihm das Handwerk zu legen, was er zu gern getan hätte, doch es hatte nie konkrete Anzeigen gegeben. Die Idee von Orazio Genco, bei Tanino Bracceri einzubrechen, fand die uneingeschränkte Zustimmung des Hüters von Gesetz und Ordnung Commissario Dottor Salvo Montalbano. »Und warum hast du es nicht getan? Wenn du es getan hättest, hätte ich dich vielleicht nicht festgenommen.«
      »Ich wusste, dass Tanino jeden Abend Punkt zehn ins Bett geht. In der anderen Wohnung, auf derselben Etage, wohnt ein altes Paar, das man nie in der Stadt sieht. Sie leben sehr zurückgezogen. Zwei Rentner, Mann und Frau. Di Giovanni heißen sie. Das war also eine sichere Sache, auch weil ich wusste, dass Tanino sich mit Schlaftabletten voll stopft, um schlafen zu können. Ich kam an der Autowerkstatt an, habe ein bisschen gewartet, bei dem Wetter ist kein Mensch vorbeigekommen, ich habe die Haustür neben der Werkstatt geöffnet und bin schnell reingegangen. Im Treppenhaus war es dunkel. Ich hab die Taschenlampe angemacht und bin ganz langsam rauf. Auf dem Treppenabsatz hab ich mein Werkzeug rausgeholt. Da hab ich gesehen, dass die Tür bei den Di Giovannis nur angelehnt war. Ich hab gedacht, die beiden Alten hätten vergessen, sie zuzumachen. Das war mir gar nicht recht, bei der offenen Tür hätten die vielleicht was gehört. Also bin ich an die Tür gegangen, ich wollte sie vorsichtig zumachen. An der Tür hing ein Papier, es sah aus wie so ein Zettel, auf dem ›bin gleich zurück‹ oder so was steht.«

    »Und was stand auf diesem Zettel?«
      »Ich weiß nicht mehr. Ich erinnere mich nur an ein Wort: General.«
    »Der Mann, der da wohnt, Di Giovanni, ist der ein General?«
    »Keine Ahnung, kann sein.«
    »Und dann?«
      »Ich wollte schon ganz vorsichtig zumachen, aber die halb offene Tür war zu verlockend. In der Diele war es dunkel, im Wohn- und im Esszimmer auch. Aber im Schlafzimmer war Licht. Ich bin an die Tür gegangen, da hat mich fast der Schlag getroffen. Auf dem Ehebett lag, im Sonntagsstaat, eine Tote, eine alte Frau.«
    »Woran hast du gesehen, dass sie tot war?«

      »Commissa, die hatte ihre Hände auf der Brust, und jemand hatte ihr einen Rosenkranz um die Finger gewickelt, und dann war noch ein Taschentuch um ihren Kopf geknotet, damit der Mund zubleibt. Ihre Augen waren geschlossen. Aber das Beste kommt erst. Am Fuß des Bettes stand ein Stuhl, und da saß ein Mann mit dem Rücken zu mir. Er hat geweint, der Ärmste. Das muss ihr Mann gewesen sein.«

      »Orà, da hast du eben Pech gehabt. Der hat Totenwache bei seiner Frau gehalten.«
      »Klar. Doch dann hat er plötzlich was genommen, was er auf dem Schoß hatte, und hat es an den Kopf gehalten. Das war ein Revolver, Commissario.«

    »O Gott. Und du, was hast du gemacht?«
      »Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber da hat der Mann es zum Glück anscheinend bereut, er hat die Hand mit der Waffe fallen lassen, vielleicht hat ihm im letzten Moment der Mut gefehlt. Da bin ich umgekehrt, ohne mich bemerkbar zu machen, ich bin wieder in die Diele und raus aus der Wohnung und habe dabei die Tür so laut zugeknallt, dass es wie Kanonendonner klang. Damit der Mann eine Weile nicht daran denkt, sich umzubringen. Dann hab ich Sie angerufen.«
    Montalbano sagte zuerst nichts, er dachte nach. Möglicherweise hatte sich der Witwer inzwischen erschossen. Oder er saß noch da, unschlüssig, ob er am Leben bleiben oder Schluss machen sollte. Der Commissario traf eine Entscheidung. Er startete den Wagen. »Wo fahren wir hin?«, fragte Orazio Genco.
      »Zur Werkstatt von Giugiù Loreto. Wo hast du dein Fahrrad abgestellt?«
      »Keine Sorge, es ist an einem Pfosten angekettet.« Montalbano hielt vor der Werkstatt. »Hast du selber die Haustür zugemacht?«
    » Sissi , bevor ich Sie angerufen hab.«
    »Siehst du irgendwo Licht in einem Fenster?«
    »Nein, ich sehe nichts.«

      »Hör zu, Orà: Du steigst aus, öffnest die Haustür, gehst rein und siehst nach, was in dem Haus los ist. Du darfst dich nicht bemerkbar machen, was auch immer du siehst.«

    »Und Sie?«
    »Ich stehe Schmiere.«

      Vor lauter Lachen bekam Orazio einen Hustenanfall. Als er sich beruhigt

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