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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Wohnung war sehr gepflegt. Möbel von geringem Wert, aber auf Hochglanz poliert. Montalbano wurde gebeten, in dem kleinen Wohnzimmer in einem Sessel Platz zu nehmen.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«

    »Nein, danke, Signora. Ich bleibe nicht lange.«
      »Was wollen Sie denn wissen? Ich habe Signor Augello schon alles gesagt.«

    Montalbano hatte den Eindruck, dass die junge und anmutige Signora Gaudenzio, als sie diesen Namen sagte, leicht errötete. Hatte sich der allzeit bereite Mimi etwa schon ans Werk gemacht?
      »Ich habe gehört, dass Sie die verstorbene Signora Maria gut kannten.«

      Sofort ein paar Tränen. Signora Gaudenzio war eine Frau, die ihre Gefühle nicht verbarg.

      »Sie gehörte zur Familie, Signor Commissario. Meine Söhne betrachteten sie als ihre Großmutter. Zum Dreikönigsfest mussten die Kinder immer Strümpfe in ihr Zimmer legen. Und die waren dann voller Sachen, die sich nur Maria mit ihrer Fantasie ausdenken konnte, Sachen, über die sie sich sehr freuten...«
    »Kannten Sie sie schon lange?«
      »Seit acht Jahren. Ich bin gleich nach meiner Hochzeit hierher gezogen. Mein Mann Attilio arbeitet im Elektrizitätswerk. Pitrinu, mein jüngerer Sohn, der Fünfjährige... Ich erwartete ihn, es war wenige Tage vor der Geburt, ich bin die Treppe hinuntergestürzt... ich habe geschrien... Nonna Maria hat mich gehört und ist sofort gekommen... wenn sie nicht gewesen wäre, wäre ich gestorben, und Pitrinu wäre mit mir gestorben...«
      Sie fing an zu weinen und tat nichts, um die Tränen zurückzuhalten.
      »Sie war so gut! Sie erregte keinen Anstoß, nie haben wir einen Streit zwischen ihr und einem Freier gehört...«

    »Signora, sprach sie mit Ihnen über diese Freier?«
    »Nie. Sie war verschwiegen wie ein Grab.«

    »Sie können mir also nichts sagen.«
      » No-n-si , nein, aber ich muss Ihnen etwas sagen. Das hat mir erst heute me figliu Casimiru gesagt, mein älterer Sohn...«
    »Was denn?«
    »Es passierte vor ungefähr zehn Tagen. Nonna Maria hatte die Tür zu ihrem Zimmer geschlossen, und Casimiru kam gerade auf dem Weg nach Hause vorbei, als er hörte, wie Nonna Maria ihn rief, sie stand hinter dem halb geöffneten Fenster. Sie sagte zu Casimiru, er soll schnell ans Ende der Straße laufen und schauen, ob da ein Mann wäre, der wegging... Casimiru rannte los und sah tatsächlich einen Mann, der sich entfernte. Er kam wieder zurück und berichtete es der Nonna. Da machte sie die Tür des Zimmers auf.«
      »Anscheinend jemand, dem sie nicht begegnen wollte. Sie hatte ihn kommen sehen und die Tür geschlossen, wie sie es tat, wenn sie einen Kunden empfing.«
      »Das habe ich mir auch gedacht. Was machen wir, erzählen Sie diese Geschichte oder soll ich sie erzählen?«
    »Wem denn?«
    »Signor Augello.«

      »Dann sage ich ihm Bescheid, und Sie erzählen ihm alles haargenau.«

      »Danke«, sagte Signora Gaudenzio und wurde knallrot. Montalbano erhob sich, um zu gehen. »Ich habe vor der Tür des Zimmers einen Blumenstrauß gesehen. Wissen Sie, wer ihn gebracht hat?«
    »Preside Vasalicò.«

    »Der Direktor des Gymnasiums?!«
       »Si-s-signori. Er kam einmal die Woche. Als er verheiratet war ebenso wie als Witwer. Sie waren befreundet.«

      »Warst du etwa bei Signora Gaudenzio?!«, fragte Mimi wütend.
    »Ja. Ist das verboten?«
      »Nein. Aber eines muss jetzt ein für alle Mal klar sein. Wer bearbeitet den Fall, ich oder du?«
    »Du, Mimi. Wenn ich also etwas Brauchbares erfahre, behalte ich das für mich. In Ordnung so?«
    »Sei doch nicht so blöd!«
    »Du auch nicht. Beantwortest du mir eine Frage?«
    »Klar.«

      »Woran liegt dir mehr – den Mörder zu finden oder die Beine von Signora Gaudenzio zu erkunden?« Mimi sah ihn an und musste grinsen. »Nach Möglichkeit beides.«
      »Mimi, du bist unverschämt. Apropos, wie heißt sie eigentlich?«

    »Teresita.«
      »Also, dann fahr schnell zu Teresita, bevor ihr Mann von seiner Schicht im Elektrizitätswerk nach Hause kommt. Sie wird dir sagen, dass Signora Maria einen Freier hatte, mit dem sie nichts mehr zu tun haben wollte. Oder mit dem sie gar nicht erst anfangen wollte, etwas zu tun zu haben.«

      »Dottore? Darf ich was sagen?«, fragte Catarella und betrat Montalbanos Büro mit echter Verschwörermiene.
    »Na gut.«

    Catarella schloss die Tür hinter sich. Dann blieb er stehen.
    »Dottore, darf ich richtig abschließen?«

    »Na gut«, sagte Montalbano

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