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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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an diesem Abend, nachdem du nun schon so lange Zeit auf eine Gelegenheit gewartet hast, die Vendermot-Sippe verschwinden zu lassen – denn Lina ist in deinen Augen eine genauso dunkle Figur –, bietet sich dir endlich die Gelegenheit. Fast. Ängstlich, wie du bist, überlegst du natürlich lange, du erwägst sorgfältig alle Einzelheiten, und einige Zeit später sprichst du mit Vallerays Sohn.«
    »Ich hatte nie eine Beziehung zu dem Vicomte, das weiß jeder.«
    »Aber du kannst ihm jederzeit einen Besuch abstatten, Émeri, in deiner Eigenschaft als Chef der Gendarmerie. Du hast Denis die Wahrheit eröffnet, ihm von diesen paar Zeilen erzählt, die sein Vater dem Testament hinzugefügt hat. Du hast ihn in seinen Abgrund blicken lassen. Er ist ein schwacher Mensch, und das weißt du. Aber einer wie der Vicomte entschließt sich nicht so mit einem Schlag. Du hast ihm Bedenkzeit gegeben, hast ihn grübeln lassen. Dann hast du ihn wieder aufgesucht, um ihn unter Druck zu setzen, ihn zu überzeugen und ihm dieses Angebot zu machen: Du kannst ihn von den Bastard-Erben befreien, unter der Bedingung, dass er dir ein Alibi liefert. Denis ist schwankend geworden, hat sicher weitergegrübelt. Aber wie du vorausgesehen hattest, am Ende hat er akzeptiert. Wenn du es bist, der tötet, wenn er nichts weiter zu tun braucht, als zu schwören, dass er mit dir zusammen war, ist das nicht zu teuer bezahlt. Der Handel zwischen euch wird abgeschlossen. Du wartest auf die Gelegenheit.«
    »Du hast immer noch nicht auf meine Frage geantwortet. Was konnte mich das interessieren, dass der Graf diese Kreaturen gezeugt hat? Und dass Danglard es wusste?«
    »Gar nicht. Auf die Kreaturen selber kam es dir an. Doch wenn ihre Herkunft bekannt geworden wäre, hättest du die Unterstützung durch deinen Komplizen Denis verloren, der keinerlei Vorteil mehr davon gehabt hätte, wenn er dich deckte. Das heißt, du hättest dein Alibi verloren. Darum hast du Danglard auf die Schienen geworfen.«
    In dem Augenblick betrat Commandant Bourlant den Raum, begrüßte knapp Kommissar Adamsberg, den er nicht sonderlich schätzte.
    »Was wird ihm zur Last gelegt?«
    »Vier Morde, zwei Mordversuche, zwei Mordabsichten.«
    »Absichten zählen nicht. Die Unterlagen, auf die Sie sich dabei stützen?«
    »Morgen um zehn Uhr haben Sie meinen Bericht. AnIhnen ist es dann, zu entscheiden, ob Sie die Sache dem Richter vorlegen oder nicht.«
    »Das erscheint mir korrekt. Folgen Sie mir, Capitaine Émeri. Sie wollen es mir bitte nicht verübeln, ich weiß kein Wort von der Geschichte. Aber Adamsberg leitet die Ermittlung, ich bin verpflichtet, ihm zu folgen.«
    »Wir werden nur wenige Stunden miteinander verbringen, Commandant«, sagte Émeri und stand feierlich auf. »Es gibt keine Beweise, er spinnt.«
    »Sind Sie allein gekommen, Commandant?«, fragte Adamsberg.
    »So ist es, Kommissar. Wir haben den 15. August.«
    »Veyrenc, Retancourt, begleiten Sie den Commandant. Ich mache mich inzwischen an den Bericht.«
    »Alle Welt weiß, dass du keine drei Zeilen zusammenkriegst«, sagte Émeri mit höhnischem Lachen.
    »Mach dir darum keine Gedanken. Ein Letztes, Émeri: Die perfekte Gelegenheit, die hat dir, ohne es zu wissen, Lina geliefert. Als sie das Wütende Heer gesehen hat und ganz Ordebec es erfuhr. Sie selbst hat dir den Weg gewiesen, wie ein Wink des Schicksals. Du brauchtest ihre Vorhersage nur noch in die Tat umzusetzen, die drei Ergriffenen zu töten und so die Leute gegen die Vendermots aufzuhetzen. ›Tod den V.‹ Danach wolltest du Lina und ihren verfluchten Bruder umbringen. Man hätte in der Stadt zwangsläufig nach einem Wahnsinnigen gesucht, dem das Heer solches Entsetzen bereitet, dass er entschlossen gewesen wäre, seinen ›Fährmann‹ zu beseitigen. Wie 1775, wo sie sich zu Dutzenden auf diesen François-Benjamin gestürzt haben. Und an Verdächtigen hätte es nicht gefehlt.«
    »1777«, korrigierte Veyrenc stellvertretend für Danglard. »So viele vielleicht nicht, aber zweihundert mindestens.«
    »Ich meine nicht die Zahl der Verdächtigen, sondern das Jahr, in dem François-Benjamin erschlagen wurde. 1777.«
    »Ah, sehr gut«, sagte Adamsberg, ohne gekränkt zu sein.
    »Idiot«, zischte Émeri zwischen den Zähnen.
    »Denis hat sich fast ebenso schuldig gemacht wie du«, fuhr Adamsberg in aller Ruhe fort, »indem er dir sein Einverständnis eines Feiglings, seine Absolution eines Versagers gab. Aber als du begriffen hast, dass die Compagnie de la

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