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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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nichts hat ein Beschuldigter das Weite gesucht.«
    Adamsberg begegnete Retancourts Blick und fand in ihm, mit großer Gewissheit diesmal, wieder jenen Ausdruck von provokanter Ironie. Retancourt hatte Momos Flucht durchschaut, wie Danglard, und sie hatte kein Wort gesagt. Dennoch musste ihr nichts so missfallen haben wie diese Methode mit ungewissem Ausgang.
    »Aber heute sind Sie ja hier, Retancourt«, erwiderte Adamsberg mit einem Lächeln. »Also riskieren wir nichts. Wir warten auf Bourlant«, sagte er, sich zu Émeri umwendend. »Ich bin nicht befugt, dich in dieser Gendarmerie zu befragen, wo du noch beamtet bist. Dieser Posten hat keinen Leiter mehr, Bourlant wird dich nach Lisieux überstellen.«
    »Umso besser, Adamsberg. Bourlant wenigstens folgt dem Prinzip der Faktizität. Bei dir weiß doch alle Welt und sagt es, dass du Wolken schaufelst, und deine Meinung findet bei den Sicherheitskräften, bei Gendarmen oder Bullen, doch nirgendwo Glaubwürdigkeit. Ich hoffe, das weißt du?«
    »Und hast du darum so sehr darauf bestanden, dass ichnach Ordebec komme? Oder weil du dir gedacht hast, dass ich konzilianter wäre als dein Kollege, der dich keinen Fuß in die Ermittlung hätte setzen lassen?«
    »Weil du ein Nichts bist, Adamsberg. Wind, Wolken, ein analphabetisches Ektoplasma, das auch nicht ansatzweise zu einem Gedanken fähig ist.«
    »Du bist gut unterrichtet.«
    »Na klar. Es war meine Ermittlung, und ich hatte nicht vor, sie mir von einem fähigen Bullen wegnehmen zu lassen. Gleich als ich dich sah, habe ich begriffen, dass alles, was man über dich sagt, stimmt. Dass ich ganz nach meinem Belieben vorgehen könnte, während du dich in deine Nebel entferntest. Du bist ja nicht mal irgendwo hingegangen, du hast rein gar nichts gemacht, das kann alle Welt bezeugen. Die Presse eingeschlossen. Alles, was du gemacht hast, war, mich daran zu hindern, diesen Scheißkerl von Hippo festzunehmen. Und warum schützt du ihn? Weißt du das wenigstens? Damit niemand seine Schwester anrührt. Du bist unfähig, und du bist besessen. Alles, was du in Ordebec getan hast, war, ihre Brust anzustarren und dich um deine blöde Taube zu kümmern. Ganz davon abgesehen, dass auch noch die Polizeiaufsichtsbehörde ihre Leute zu einer Razzia hergeschickt hat. Dachtest du, ich hätte das nicht gewusst? Was hast du überhaupt hier gemacht, Adamsberg?«
    »Ich habe Zuckerpapiere aufgesammelt.«
    Émeri machte den Mund auf, holte Luft und schwieg. Adamsberg glaubte zu wissen, was er beinahe gesagt hätte: Armer Idiot, die werden dir nichts nützen, deine Zuckerpapiere.
    Also gut, er würde auch hier keine Fingerabdrücke finden. Jungfräuliches Papier, weiter nichts.
    »Und du glaubst, die Geschworenen mit deinen Papierchen überzeugen zu können?«
    »Du vergisst eins, Émeri. Der, der versucht hat, Danglard zu töten, hat auch die anderen umgebracht.«
    »Natürlich.«
    »Ein kräftiger Mann, der sich als guter Läufer erwiesen hat. Du hast gesagt, wie ich, dass Denis de Valleray die Morde begangen hat und dass er es auch war, der Danglard zu dem Treffen in Cérenay bestellt hat. So steht es in deinem ersten Bericht.«
    »Natürlich.«
    »Und dass er sich das Leben genommen hat, nachdem der Sekretär des Klubs ihn darüber informiert hatte, dass eine Ermittlung im Gange sei.«
    »Kein ›Klub‹. Die Compagnie de la Marche.«
    »Wie du willst, das beeindruckt mich nicht.
Mein
Vorfahr wurde einberufen während deiner Napoleonischen Kriege, und er ist darin umgekommen, mit zwanzig Jahren, falls dich das interessiert. In Eylau, damit du verstehst, warum dieser Name mir im Gedächtnis geblieben ist. Mit beiden Beinen im Schlamm, während dein Ahn in der Siegesparade marschierte.«
    »Familienschicksal«, Émeri lächelte, gerader aufgerichtet denn je, und legte lässig einen Arm über die Rückenlehne seines Stuhls. »Du wirst auch nicht mehr Glück haben als dein Vorfahr, Adamsberg. Du steckst schon bis zu den Schenkeln im Schlamm.«
    »Denis hat sich umgebracht, wie du schreibst, weil er wusste, dass er beschuldigt wurde. Beschuldigt der Morde an Herbier, Glayeux, Mortembot und der Mordversuche im Fall von Léo und Danglard.«
    »Selbstverständlich. Du kennst nicht die Fortsetzung des Laborberichts. Eine Dosis von Beruhigungsmitteln und Neuroleptika, die ein Pferd umgehauen hätte, dazu fast fünf Gramm Alkohol im Blut.«
    »Warum nicht? Es ist leicht, einem halb bewusstlosen Menschen das Ganze in den Hals zu schütten. Du hebst

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