Die Nacht trägt dein Gesicht
leid, was da passiert ist.« Sie wusste, dass es ein lahmer Einstieg war, doch etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
»Woher wusste Theo, wo er dich findet?«, fragte Jon und nahm seine Brille ab.
»Heute Morgen habe ich Axel Fulton, meinen Anwalt, angerufen und ihn gebeten, die Scheidungspapiere fertigzumachen. Ich habe ihm diese Adresse genannt, vermutlich hat er sie an Theo weitergegeben. Ich werde ihn feuern. Es gibt Hunderte von Anwälten, die sich die Finger danach lecken, mich bei der Scheidung von Theo zu vertreten.«
Als Jon nur stumm nickte, fügte sie hinzu: »Theo ist vorübergehend festgenommen worden. Ich denke, er wird uns erst einmal keinen Ärger mehr bereiten. Aber vielleicht sollten wir zurück nach Kalifornien fliegen. Mein Haus ist sicherer als deines. Wenn die Presse erst einmal spitzkriegt, wo ich mich aufhalte, ist hier der Teufel los.«
»Wie du wünschst«, antwortet Jon steif und erhob sich. »Ich packe ein paar Sachen zusammen.«
***
Aus Jons Sicht war es ihm in Kalifornien viel zu warm. Es war Mitte November, da waren 21 Grad doch wohl etwas übertrieben. Ihm war nach Kälte, Nebel und Regen zumute. Gemmas Anwesen war sehr schön, von Palmen gesäumt, mit einem großen Swimmingpool und Jacuzzi. Es gab einen Weg um die Villa, der umgeben von Laubbäumen war, sodass man meinen konnte, man befände sich in einem Wald. Er beendete gerade seinen Rundgang, als Gemma ihm im Flur der Villa über den Weg lief.
»Ich habe die Außenkameras gecheckt und an der Pforte Bescheid gegeben, dass Carter kein Zugang zum Haus und zum Gelände gewährt wird«, informierte er sie und wollte seinen Weg in die Küche fortsetzen, wo Juanita, die Köchin und Hausangestellte, ihm etwas zu Essen aufgehoben hatte.
Seit sie wieder in der Villa angekommen waren, ging Jon seiner Aufgabe nach und sorgte für Sicherheit. Den Flug hatten sie schweigend verbracht. Gemma schien ihren Gedanken nachzuhängen, während Jon eine unbändige Wut in sich trug. Eine Wut auf sich selbst. Er war enttäuscht. Maßlos enttäuscht über das, was Gemma zu Carter über ihre Beziehung gesagt hatte. Er wusste, dass eine Verbindung keine gute Idee war, aber es aus Gemmas Mund zu hören, tat eben weh. Er musste nicht nur Gemma schützen, sondern auch sich selbst, vor Gefühlen, die ihn vernichten konnten.
»Jon, kann ich dich einen Augenblick sprechen?«, fragte Gemma und ging voran in das Wohnzimmer. Sie blieb so abrupt stehen, dass er sie fast über den Haufen gerannt hätte.
»Hoppla!« Er schlang seine Arme um Gemma, damit sie nicht stürzte. Instinktiv ließ sie ihren Kopf gegen seine breite Brust sinken.
»Was ist los mit dir? Seit wir das Gefängnis verlassen haben, bist du so distanziert. Können wir darüber reden?«
»Klar. Du weißt, dass ich mir Sorgen um dich und deine Sicherheit mache.«
»Ja, das weiß ich. Aber das ist es nicht. Ich spreche von uns. Was ist zwischen dir und mir?«
»Sag du es mir.« Jon schaute sie durch zusammengekniffene Augen an.
Zögerlich grif f Gemma nach seiner Hand. »Ich dachte, zwischen uns würde sich etwas Besonderes entwickeln, eine Beziehung, die etwas ganz Einmaliges ist.«
Jon nickte. »Ja, das dachte ich auch, bis du Carter gesagt hast, dass du niemals eine Beziehung mit jemandem vom Personal eingehen würdest. Was soll ich davon halten?«
Beschämt schaut e Gemma zu Boden und atmete tief ein. »Das habe ich doch gar nicht so gemeint. Ich wollte dich vor Theos Zorn schützen. Er sollte nicht denken, dass du der Grund bist, warum ich mich von ihm scheiden lasse.«
Jon zögerte. Er hatte so gehofft, dies könnte hinter Gemmas Worten stecken, aber sicher war er sich nicht gewesen. Erleichtert atmete er aus, dann schloss er sie zärtlich in seine Arme. »Bin ich denn der Grund dafür?«
Sie schmiegte sich an seine Brust und nickte langsam.
»Gemma, ich sollte nicht der Grund sein. Du solltest dich von ihm trennen, weil er dir all diese grausamen Dinge angetan hat.«
»Verdammt, Jon! Ich will dieses Leben einfach nur noch vergessen. Ich will einen neuen Anfang, mit dir, wenn du es auch willst.«
Seine Hände umfass ten ihr Gesicht. »Du fragst mich wirklich, ob ich mein Leben mit dir teilen will?« Als er Gemmas unsicheren Blick sah, schloss er sie wieder in die Arme und küsste sie zärtlich. Er konnte es nicht fassen. Wie konnte sie auch nur für einen Augenblick glauben, dass er sie nicht wollte? Er liebte sie und wollte nichts mehr auf der Welt, als mit ihr zusammen zu
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