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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Metallteile auf Deck nicht anfassen konnte.
    Ciasim und ich begannen unsere Naßtauchanzüge anzulegen. Die drei anderen sahen uns zu. Kapelari, der offenbar das Kommando führte, bemerkte: »Sie werden wahrscheinlich nicht lange brauchen. Pavlo hat Ihnen die Position sehr genau angegeben.«
    »Ja - sehr genau für einen Mann, der mit mehreren Verletzungen im Dunkeln aufs Wasser kracht und benommen und geschockt ist.« Ich stieß ein kurzes Lachen aus. »Vielleicht liegt der Vogel genau unter dem Schiff. Er kann aber auch ein paar hundert Meter entfernt sein.«
    Ich glaubte das zwar nicht. Pavlo hatte nicht den Eindruck gemacht, als ob er sich bei solchen Angaben irrte. Jeder gute Pilot hält bei einer Notlandung instinktiv die genaue Position fest. Diese Maßnahme kann nur allzu oft zwischen Leben und Tod entscheiden. Aber es konnte nicht schaden, wenn wir die Aktion so schwierig wie nur möglich darstellten.
    Ciasim und ich halfen uns gegenseitig beim Anlegen der Atemgeräte, dann gingen wir gemeinsam über Bord. Ich regulierte die Luftzufuhr, gab ihm ein Handzeichen, und wir sanken hinab.
    Wir hatten in genau fünf Faden Tiefe Anker geworfen, was Pavlos Angaben entsprach, aber ich stellte bald fest, daß der Meeresboden steil abfiel und in eine weite, mit Inseln von Seegras bestandene Sandfläche überging.
    An einer Stelle stieß ich auf einen großen Haufen Tonscherben, zwischen denen noch unversehrte Amphoren mit zwei Griffen standen, überzogen mit einer Kruste von Meeresgewächsen und Muscheln, aber ansonsten völlig unversehrt. In der Antike hatte jeder ein paar Liter Wein bei sich, und so fand man diese Gefäße überall in der ganzen Ägäis, wo ein griechisches oder römisches Schiff gesunken war. Kapala war bei Sturm in den Tagen der Segelschiffe bestimmt eine gefährliche Stelle gewesen. Normalerweise hätte ich mir die Dinger aus der Nähe angesehen, aber dafür fehlte jetzt die Zeit.
    Wir waren schon zehn Faden tief und sanken immer noch weiter hinab. Mit einem Abstand von etwa zehn Metern schwammen wir nebeneinander her. Plötzlich hatten wir die Sandfläche hinter uns, und nach allen Seiten erstreckte sieh ein leise schwankender grüner Teppich von Meergras.
    So sehr konnte sich Pavlo doch nicht geirrt haben, überlegte ich. Dann entdeckte ich ein ganzes Stück links von mir ein Metallstück. Ich gab Ciasim ein Zeichen und schwamm hinüber.
    Es war das Leitwerk, das sich senkrecht aus dem maritimen Dschungel erhob, der den Rest der Maschine fast ganz bedeckte. Wir hatten die Piper Aztec gefunden. Die Flügel und beide Motoren waren noch in Ordnung. Für einen Augenblick mußte ich an die Mirage III im Hafen von Bir-el-Gafani denken.
    Ciasim und ich tauchten in den grünen Dschungel hinab. Die Tanggewächse griffen mit ihren Tentakeln nach uns, und wir hatten das unangenehme Gefühl, als lebte alles ringsum.
    Zum erstenmal seit meiner Rettungsaktion für Ciasim überkam mich plötzlich wieder die alte Angst. Aber ich überwand sie rasch, sie hatte keine Macht mehr über mich.
    Ich schwamm weiter, schob mich durch das wogende Gras und erreichte den Rumpf. Durch die immer noch intakten Fenster sah ich drinnen das Armaturenbrett, die Instrumente, die Sicherheitsgurte, die im Wasser schwebten. Die Kabinentür war einen Spaltbreit geöffnet und ließ sich nur schwer bewegen. Ich drehte mich um und sah Ciasim dicht hinter mir. Dann wagte ich mich ms Innere.
    Es war in der Kabine nicht vollkommen finster, weil ein wenig Licht durch die Fenster eindrang. Im Schatten bewegte sich etwas. Und wieder krampfte sich mein Magen zusammen, ich hatte Angst.
    Es war Apostolides, der unter dem Dach der Kabine schwebte, an eine fünfzig Zentimeter lange Kette gefesselt, an der eine recht elegante Diplomatenmappe hing. Ich berührte ihn, und die Leiche drehte sich herum. Der linke Arm schien mich einfangen zu wollen.
    Ich schloß meine Augen für eine Sekunde, dann war Ciasim neben mir. Er hielt schon das Messer in der Hand. Natürlich blieb ihm kaum etwas anderes übrig, aber als er die Hand des Toten über dem Gelenk abschnitt, wandte ich mich doch ab und schwamm hinaus.
    Zwei oder drei Minuten lang wartete ich auf der rechten Tragfläche, dann erschien er wieder, die Mappe in der einen und das Messer in der anderen Hand. Er befestigte die Mappe an der Tür zum Cockpit, dann hob er den Daumen. Wir tauchten wieder auf.
    Von nun an konnten wir nur improvisieren und hoffen. Natürlich mußte das Glück auf unserer Seite

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