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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mitternacht war Schwarz eine vernünftige Farbe. Woanders zog Vetinari Dunkelgrün oder Grauschattierungen vor. Mit der richtigen Farbe und der richtigen Haltung verschwand man. Die Augen der Leute
halfen
einem beim Verschwinden. Sie entfernten einen aus dem Blickfeld, ordneten einen dem Hintergrund zu.
    Natürlich drohte der Ausschluss aus der Gilde, wenn man mit solcher Kleidung erwischt wurde. Vetinari hielt das für weniger schlimm als den Ausschluss aus der Welt der aufrecht Gehenden und Atmenden. Er war lieber nicht cool als kalt.
    Der Wächter stand einen Meter entfernt und zündete sich unbekümmert eine Zigarette an.
    Welch ein Genie war Lord Grimmelich Greville-Pipus doch gewesen, welch ein guter Beobachter. Havelock wäre ihm gern begegnet oder hätte sein Grab besucht, das sich allerdings irgendwo in einem Tiger befand – ein Ort, den der Lord, zu seinem zufriedenen Erstaunen, erst bemerkt hatte, als es bereits zu spät war.
    Vetinari hatte ihm eine private Ehre erwiesen. Er hatte die Gravierplatten von
Einige Bemerkungen über die Kunst der Unsichtbarkeit
gesucht, gefunden und eingeschmolzen.
    Es war ihm auch gelungen, die anderen vier Exemplare des Buches zu finden, brachte es aber nicht fertig, sie zu verbrennen.
    Stattdessen hatte er sie in den Buchdeckeln von
Anekdoten berühmter Buchhalter, Band 3
zusammengebunden. Lord Grimmelich Greville-Pipus hätte das bestimmt zu schätzen gewusst.
    Vetinari lag bequem auf dem Blei des Daches, geduldig wie eine Katze, und beobachtete das Palastgelände.
     
    Mumm lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Tisch im Wachhaus und zuckte gelegentlich zusammen.
    »
Bitte
halt still«, sagte Doktor Rasen. »Ich bin fast fertig. Du lachst vermutlich, wenn ich dir sage, dass du es ruhig angehen sollst.«
    »Ha. Ha. Au!«
    »Es ist nur eine Fleischwunde, aber du solltest dich trotzdem schonen.«
    »Ha. Ha.«
    »Eine arbeitsreiche Nacht erwartet dich. Und wahrscheinlich auch mich.«
    »Hier bei uns sollte alles in Ordnung sein, wenn wir Barrikaden bis zur Leichten Straße haben«, sagte Mumm und vernahm aufschlussreiches Schweigen.
    Er setzte sich auf und sah Rasen an. »Wir
haben
doch Barrikaden bis zur Leichten Straße, oder?«, fragte er.
    »Das Letzte, das ich hörte, deutet darauf hin, ja«, sagte der Doktor.
    »Das Letzte, das du gehört hast?«
    »Nein, eigentlich stimmt das nicht ganz«, sagte Rasen. »Es wird alles… größer, John. Das Letzte, das ich hörte, war: ›Warum an der Leichten Straße aufhören?‹«
    »Du
meine
Güte…«
    »Ja, das dachte ich auch.«
    Mumm zog die Hose an, schnallte den Gürtel um und hinkte auf die Straße in einen Streit.
    Rosie Palm, Sandra, Reg Schuh und ein halbes Dutzend andere saßen an einem Tisch mitten auf der Straße. Als Mumm in den Abend trat, hörte er eine klagende Stimme: »Man kann nicht für ›Liebe zum vernünftigen Preis‹ kämpfen.«
    »Man kann, wenn du mich und die anderen Mädchen an Bord haben willst«, sagte Rosie. »›Frei‹ ist ein Wort, das wir in diesem Zusammenhang nicht hören wollen.«
    »Na schön«, erwiderte Reg und notierte etwas auf einem Klemmbrett. »Gegen Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit gibt es aber nichts einzuwenden, oder?«
    »Und bessere Abwasserkanäle.« Das war die Stimme von Frau Rudolf. »Und man sollte etwas gegen die Ratten unternehmen.«
    »Ich glaube, wir widmen unsere Aufmerksamkeit besser wichtigeren Dingen, Genossin Frau Rudolf«, sagte Reg.
    »Ich bin keine Genossin, Herr Schuh, und auch Herr Rudolf ist kein Genosse«, erklärte Frau Rudolf. »Wir bleiben immer unter uns, nicht wahr, Rudi?«
    »Ich habe eine Frage«, sagte jemand in der Zuschauermenge. »Ich bin Harry Biegsam und habe ein Schuhgeschäft im Neuen Flickschusterweg…«
    Reg ließ sich gern von Frau Rudolf ablenken. An ihrem ersten Tag sollten es Revolutionäre nicht mit jemandem wie Frau Rudolf zu tun bekommen.
    »Ja, Genosse Biegsam?«, fragte er.
    »Und wir sind auch keine Burschuadingsbums«, ergänzte Frau Rudolf, die nicht so leicht locker ließ.
    »Äh, Bourgeoisie«, sagte Reg. »Unser Manifest bezieht sich auf die Bourgeoisie. Bur-schua-sie.«
    »Bourgeoisie, Bourgeoisie«, murmelte Frau Rudolf und drehte das Wort auf der Zunge hin und her. »Klingt gar nicht mal schlecht. Was, äh, macht die Bourgeoisie?«
    »Und Punkt sieben auf dieser Liste…«, fuhr Herr Biegsam fort.
    »Du meinst die ›Erklärung des Volkes am Ruhmvollen Vierundzwanzigsten Mai‹«, sagte Reg.
    »Ja, meinetwegen… Hier

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