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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihm.
    Mumm hatte eingeräumt, dass es in den Regimentern der Stadt durchaus einige Offiziere gab, die keine Narren waren. Je höher der Dienstgrad, desto weniger wurden es, aber ob es nun Zufall war oder nicht: Jede Streitmacht braucht an wichtigen, wenn auch ruhmlosen Positionen Männer, die vernünftig denken, Listen führen, sich um Proviant und den Tross kümmern und deren Konzentrationsvermögen das einer Ente übersteigt. Sie sorgen dafür, dass alles mehr oder weniger reibungslos läuft, was dem befehlshabenden Offizier Gelegenheit gibt, sich höheren Dingen zu widmen.
    Der Major war kein Narr, auch wenn er wie einer aussah. Er war Idealist und hielt seine Männer für »prächtige Burschen«, trotz der gelegentlichen Beweise für das Gegenteil, und er war bemüht, aus seiner bescheidenen Intelligenz das Beste zu machen. Als Junge hatte er Bücher über große Feldzüge gelesen, Museen besucht und sich mit patriotischem Stolz Bilder berühmter Kavallerie-Angriffe, heldenhaften Widerstands und glorreicher Siege angesehen. Es war ein Schock für ihn, als er später selbst an solchen Dingen teilnahm und erfahren musste, dass die Maler die Eingeweide weggelassen hatten. Vielleicht waren sie nicht gut genug gewesen, solche Dinge darzustellen.
    Der Major verabscheute die Karte, denn sie zeigte die Stadt. Bei den Göttern: Eine Stadt war einfach nicht der richtige Ort für die Kavallerie! Natürlich hatte es Verluste unter seinen Männern gegeben, darunter drei Todesfälle. Selbst ein Kavalleriehelm schützte kaum gegen einen ballistischen Kopfstein. Und bei den Tollen Schwestern war ein Reiter vom Pferd gezerrt und erschlagen worden. Das war tragisch und schrecklich und leider auch unvermeidlich, seit Narren beschlossen hatten, in einer Stadt mit so vielen engen Gassen wie Ankh-Morpork die Kavallerie einzusetzen.
    Der Major hielt seine Vorgesetzten natürlich nicht für Narren – dann hätte er auch alle, die ihre Befehle befolgten, für Narren halten müssen. Er gebrauchte in diesem Zusammenhang den Begriff »unklug«, und auch den nur mit Unbehagen.
    Was die übrigen Verluste betraf… Drei Kavalleristen hatten das Bewusstsein verloren, als sie gegen hängende Ladenschilder geprallt waren, während sie… Leute verfolgt hatten – wie sollte man in Rauch und Dunkelheit feststellen, wer der Feind war? Die Idioten hatten offenbar angenommen, dass alle, die wegliefen, zu den Feinden zählten. Und diese Schwachköpfe konnten noch von Glück sagen, denn andere Männer ritten durch dunkle Gassen, die sich hin und her wanden, dabei immer schmaler wurden, und dann merkten
diese
Männer, dass es um sie herum völlig still geworden war und dass sich ihre Pferde nicht mehr umdrehen konnten, und
dann
fanden sie heraus, wie schnell man in Reiterstiefeln laufen kann.
    Der Major fasste die Berichte zusammen. Knochenbrüche, Quetschungen, ein Mann, der einen »freundlichen Stich« vom Säbel eines Kameraden abbekommen hatte…
    Er blickte über den behelfsmäßigen Tisch und sah Hauptmann Thomas Wrangel von Lord Selachiis Leichter Infanterie an, der den Blick von seinen eigenen Papieren hob und schief lächelte. Sie waren gemeinsam zur Schule gegangen, und der Major wusste, dass Wrangel mehr Grips hatte.
    »Wie sieht’s bei dir aus, Thomas?«, fragte der Major.
    »Wir haben fast achtzig Männer verloren«, erwiderte der Hauptmann.
    »Was? Das ist schrecklich!«
    »Etwa sechzig von ihnen sind Deserteure, soweit ich das feststellen kann. Typisch für ein Durcheinander dieser Art. Einige von ihnen haben vermutlich nur die Gelegenheit genutzt, zu Hause vorbeizuschauen.«
    »Oh,
Deserteure.
Wir hatten ebenfalls einige. In der Kavallerie! Wie würdest du jemanden nennen, der sein Pferd zurücklässt?«
    »Einen Infanteristen. Was die übrigen betrifft… Ich glaube, nur sechs oder sieben sind tatsächlich dem Feind begegnet. Zum Beispiel wurden drei Männer in einer Gasse niedergestochen.«
    »Für
mich
klingt das eindeutig nach Feind.«
    »Ja, Stefan. Aber du bist in Quirm geboren.«
    »Nur weil meine Mutter ihre Tante besuchte und sich die Kutsche verspätete!«, erwiderte der Major und errötete. »Wenn du mich aufschneidest, wirst du feststellen, dass Ankh-Morpork auf meinem Herz geschrieben steht!«
    »Wirklich? Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt«, sagte Thomas. »In einer dunklen Gasse ermordet zu werden – das gehört einfach zum Leben in dieser Stadt.«
    »Aber die Männer waren bewaffnet! Sie trugen Schwerter und

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