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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dumpfen Fauchen fing der Brandy Feuer. Große Flammen züngelten.
    »Nicht übel, Oberfeldwebel«, sagte Fred. »Äh, ich weiß nicht, ob dies der richtige Zeitpunkt ist, Oberfeldwebel, aber wir haben eine zweite Flasche mitgebracht, da wir schon einmal dabei waren…«
    »Tatsächlich, Fred? Und was schlägst du vor?«
    Fred Colon sah erneut zu den befreiten Häftlingen. »Ich schlage vor, sie einzusetzen«, sagte er.
    Die zweite Flasche flog durch ein Fenster im Erdgeschoss. Rauch kräuselte bereits unter den Dachvorsprüngen hervor.
    »Abgesehen von den Wachen ist niemand herausgekommen«, sagte Fred, als sie das Wachhaus beobachteten. »Ich schätze, es sind nicht mehr viele dort drin.«
    »Es kommt vor allem darauf an, das Nest zu zerstören«, erwiderte Mumm.
    Die vordere Tür öffnete sich einen Spalt weit, und Zugluft fachte das Feuer weiter an. Jemand hielt Ausschau.
    »Sie warten bis zum letzten Augenblick, kommen dann heraus und greifen sofort an, Fred«, warnte Mumm.
    »Gut, Oberfeldwebel«, entgegnete Colon grimmig. »Es wird dunkler.« Er holte seinen Schlagstock hervor.
    Mumm ging zur Rückseite des Wachhauses, nickte den dortigen Wächtern zu, nahm den erbeuteten Schlüsselring und schloss die Hintertür ab. Sie war recht schmal. Die Unaussprechlichen im Gebäude entschieden sich bestimmt für die breite vordere Tür, die es ihnen erlaubte auszuschwärmen – dort war ein Hinterhalt nicht so einfach.
    Er überprüfte auch das Lagerhaus. Doch das war ein unwahrscheinlicher Fluchtweg, aus den gleichen Gründen. Außerdem hatte er die Kellertür abgeschlossen.
    Der junge Sam sah ihn an und lächelte. »Deshalb hast du den Folterer gefesselt zurückgelassen, Oberfeldwebel?«, fragte er.
    Verdammt! Der Bursche fiel ihm erst jetzt wieder ein. Er war so zornig auf den Sekretär gewesen, dass er den auf dem Stuhl festgeschnallten Folterer ganz vergessen hatte.
    Mumm zögerte. Aber zu verbrennen – das war ein schrecklicher Tod. Als er nach seinem Messer griff, erinnerte er sich daran, dass es in der Scheide an dem abgelegten Gürtel steckte. Rauch trieb bereits durch den Gang, der den Keller des Wachhauses mit dem Lagergebäude verband.
    »Gib mir dein Messer, Sam«, sagte er. »Ich… sehe noch einmal nach dem Rechten.«
    Der Gefreite überließ ihm das Messer widerstrebend.
    »Was hast du vor, Oberfeldwebel?«
    »Kümmere dich um deine Aufgaben, Gefreiter, und ich kümmere mich um meine…«
    Mumm eilte durch den Gang. Ich schneide einen Riemen durch, dachte er. Es ist nicht ganz leicht, sie zu lösen. Und dann… Er hat eine Chance, selbst im Rauch. Eine solche Möglichkeit hatten die anderen nicht.
    Er schlich durch das Büro und in den Hauptraum.
    Eine Fackel brannte dort, ihre Flamme ein helles Glühen im gelben Dunst. Der Folterer versuchte, den schweren Stuhl ins Schaukeln zu bringen, aber er war am Boden befestigt.
    Der Stuhl war gut konstruiert. Die Schnallen der Riemen waren selbst dann schwer zu erreichen, wenn der Gefangene eine Hand freibekam, die noch nicht das professionelle Geschick des Folterers gespürt hatte. Es war unmöglich, sich
schnell
zu befreien.
    Mumm griff nach einem Riemen und hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte.
    Rasch trat er in die dunkleren Schatten.
    Die Tür schwang auf und ließ Geräusche passieren: ferne Rufe und das Knacken von brennendem Holz. Es klang so, als versuchten die Unaussprechlichen, die frische Luft der Straße zu erreichen.
    Finddich Schwung betrat den Hauptraum und schloss die Tür hinter sich ab. Er verharrte, als er die Gestalt auf dem Stuhl sah, und musterte sie aufmerksam. Er ging zum Eingang des Büros und sah hinein. Er warf einen Blick in die Zellen, aber zu dem Zeitpunkt war Mumm bereits lautlos hinter eine Wand gehuscht.
    Er hörte, wie Schwung seufzte. Dann erklang das vertraute Geräusch von zischendem Stahl, gefolgt von einem organischen Klang, wiederum gefolgt von kurzem Husten.
    Mumm griff nach seinem Schwert. Es lag oben auf der Straße…
    Hier unten, im Keller, kehrte das Lied in seinem Kopf zurück und wurde lauter, wie immer untermalt vom metallenen Klirren im Hintergrund.
Sieh nur, wie sie nach oben fliegen, nach oben, nach oben empor

    Er schüttelte den Kopf, wie um die Erinnerung beiseite zu stoßen. Er musste sich
konzentrieren.
    Mumm eilte in den Hauptraum und sprang vor.
    Er schien ziemlich lange in der Luft zu bleiben. Dort saß der Folterer, und Blut rann aus einer Stichwunde in der rechten Brusthälfte. Und

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