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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Helme…«
    »Wertvolle Beute, Stefan.«
    »Aber ich dachte, die Stadtwache hätte sich um die Banden gekümmert…«
    Thomas sah seinen Freund über den Tisch hinweg an.
    »Willst du vielleicht vorschlagen, dass wir um Polizeischutz bitten sollen? Außerdem gibt es gar keine Polizei mehr, zumindest nicht in dem Sinne. Einige Wächter sind auf unserer Seite, obwohl sie uns sicher nicht viel nützen. Die anderen sind entweder zusammengeschlagen worden oder weggelaufen.«
    »Weitere Deserteure?«
    »Um ehrlich zu sein, Stefan: Die Leute verschwinden so schnell, dass wir uns morgen ziemlich allein fühlen dürften.«
    Die Offiziere unterbrachen ihr Gespräch, als ein Korporal weitere Berichte brachte. Sie lasen bedrückt.
    »Es ist ruhig geworden«, sagte der Major.
    »Zeit fürs Abendessen«, erwiderte der Hauptmann.
    Der Major hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Dies ist kein Krieg! Jemand wirft einen Stein, geht hinter die nächste Ecke und ist wieder ein aufrechter Bürger! Es gibt keine
Regeln

    Der Hauptmann nickte. Ihre Ausbildung hatte sie nicht auf so etwas vorbereitet. Sie hatten die Karten von Feldzügen untersucht, mit weiten Ebenen und Anhöhen, die erobert werden mussten. Städte wurden entweder belagert oder verteidigt. Man kämpfte nicht
in
ihnen. Dort hatte man keinen Überblick. Man konnte weder Aufstellung beziehen noch manövrieren und bekam es immer mit Leuten zu tun, die den Ort so gut kannten wie ihre eigene Küche. Und man wollte
ganz bestimmt nicht
gegen einen Feind kämpfen, der keine Uniform trug.
    »Wo ist Seine Lordschaft?«, fragte der Hauptmann.
    »Er besucht den Ball, ebenso wie dein Kommandeur.«
    »Und welche Befehle hast du, wenn ich fragen darf?«
    »Er meinte, ich soll alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um unsere Ziele zu erreichen.«
    »Hat er diese Anweisung schriftlich erteilt?«
    »Nein.«
    »Schade. Meiner auch nicht.«
    Sie sahen sich an. Und dann sagte Wrangel: »Nun, derzeit gibt es keine
Unruhen.
Nicht in dem Sinn. Mein Vater sagte, so etwas sei auch zu seiner Zeit geschehen. Er meinte, man braucht nur ein wenig Geduld. Die Anzahl der Pflastersteine ist begrenzt, sagte er.«
    »Es ist fast zehn«, erwiderte der Major. »Die Leute gehen sicher bald zu Bett.«
    Beide Gesichter brachten die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich die Lage beruhigt hatte. Niemand von ihnen wollte in eine Situation geraten, die von ihnen verlangte, notwendige Maßnahmen zu ergreifen.
    »Also, Stefan, wenn nichts weiter geschieht…«, begann der Hauptmann.
    Vor dem Zelt wurde es unruhig, und dann kam ein Mann herein. Er war blut- und rußverschmiert. Rosarote Linien liefen dort über sein Gesicht, wo Schweiß durch den grässlichen Schmutz geflossen war. Der Bursche trug eine Armbrust auf dem Rücken, und Messer steckten in einem Gürtel, der sich quer über seine Brust zog.
    Der Mann war irre. Der Major erkannte den Blick. Die Augen glänzten zu hell, und das Lächeln wirkte zu starr.
    »Ah, ja«, sagte der Mann und streifte einen großen Schlagring aus Messing von den Fingern der rechten Hand. »Das mit dem Wachposten tut mir Leid, meine Herren, aber er wollte mich nicht passieren lassen, obwohl ich ihm das Kennwort nannte. Führt ihr hier den Befehl?«
    »Wer zum Teufel bist du?«, fragte der Major und stand auf. Der Mann blieb unbeeindruckt. »Carcer.
Feldwebel
Carcer«, sagte er.
    »Ein Feldwebel? In dem Fall kannst du…«
    »Aus der Ankertaugasse«, fügte Carcer hinzu.
    Der Major zögerte. Beide Offiziere wussten von den Unaussprechlichen, aber wenn man sie gefragt hätte, wären sie kaum imstande gewesen zu sagen,
was
sie wussten. Die Arbeit der Unaussprechlichen lief im Geheimen ab, hinter den Kulissen. Sie waren viel mehr als nur Wächter und unterstanden direkt dem Patrizier, was ihnen viel Einfluss gab. Solche Leute verärgerte man besser nicht. Man legte sich nicht mit ihnen an. Es spielte keine Rolle, dass dieser Mann nur den Rang eines Feldwebels bekleidete. Wichtiger war: Er gehörte zu den Unaussprechlichen.
    Und was noch schlimmer war: Der Major begriff, dass der Mann seine Gedanken sah und die Aussicht genoss.
    »Ja«, sagte Carcer. »Stimmt genau. Und du kannst von Glück sagen, dass ich hier bin, Soldatenjunge.«
    Soldatenjunge, dachte der Major. Und hier waren Männer, die zuhörten und sich daran erinnern würden. Soldatenjunge. »Warum?«, fragte er.
    »Während deine geschniegelten Soldaten herumstolziert sind und Waschfrauen gejagt haben«, sagte Carcer, zog

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