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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kram, Feldwebel«, sagte er und nickte Dickins zu. »Wenn ich dich kurz sprechen könnte, Reg…«
    »Ist dies ein Militärputsch?«, fragte Reg Schuh und hielt sein Klemmbrett fast wie einen Schild.
    »Nein, es ist nur so, dass wir hier belagert werden, Reg. Für solche Sachen haben wir keine Zeit. Soll sich Dickins darum kümmern. Er ist ein gerechter Mann und mag nur keine Klemmbretter.«
    »Aber angenommen, jemand geht leer aus«, sagte Reg.
    »Wir haben so viel, dass sich alle voll stopfen können, Reg.«
    Reg Schuh wirkte unsicher und enttäuscht. Die Vorstellung, dass ungeplant mehr als genug da war, schien ihm weniger zu gefallen als die Idee von sorgfältig rationiertem Mangel.
    »Aber ich sag dir was«, sagte Mumm. »Wenn diese Sache weitergeht, wird die Stadt den Nachschub durch andere Tore empfangen. In dem Fall müssen wir wahrscheinlich hungern. Und
dann
brauchen wir dein Organisationstalent.«
    »Du meinst, dann entsteht eine Notsituation?«, fragte Reg mit dem Licht der Hoffnung in den Augen.
    »Wenn nicht, könntest du bestimmt eine organisieren, Reg«, sagte Mumm und begriff, dass er ein wenig zu weit gegangen war. Regs Dummheit beschränkte sich auf bestimmte Bereiche, und jetzt schien er den Tränen nahe zu sein.
    »Ich finde es nur wichtig, gerecht zu sein…«
    »Ja, Reg, ich weiß. Aber es gibt für alles die richtige Zeit und den richtigen Ort. Vielleicht kann man derzeit am meisten zu einer schönen neuen Welt beitragen, indem man Kartoffeln schält. Geh jetzt! Gefreiter Mumm, du hilfst ihm…«
    Mumm kletterte noch einmal auf die Barrikade. Die Stadt jenseits davon war wieder dunkel. Nur hinter wenigen Fenstern sah er Licht. Im Vergleich dazu war es in den Straßen der Republik taghell.
    In einigen Stunden würden die Läden dort draußen Lieferungen erwarten, die nicht eintrafen. Die Zeit arbeitete gegen die Regierung. Eine Stadt wie Ankh-Morpork war selbst unter den besten Umständen nur zwei Mahlzeiten vom Chaos entfernt.
    Jeden Tag starben etwa hundert Kühe für Ankh-Morpork. Dazu zahllose Schafe, Schweine, Enten, Gänse und Hühner. Mehl? Mumm hatte gehört, dass achtzig Tonnen täglich gebraucht wurden, und ebenso viele Kartoffeln und etwa zwanzig Tonnen Heringe. Eigentlich
wollte
er gar nicht über diese Dinge Bescheid wissen, aber wenn man versuchte, das Dauerproblem des Verkehrs zu lösen, stieß man auf solche Fakten.
    Jeden Tag wurden vierzigtausend Eier für die Stadt gelegt. Jeden Tag kamen Hunderte,
Tausende
von Wagen, Booten und Kähnen zur Stadt, um sie mit Fisch, Honig, Austern, Oliven, Aalen und Hummern zu versorgen. Und dann die Pferde, die die Wagen zogen, und die Windmühlen… und auch Wolle wurde jeden Tag gebracht, Tücher, Tabak, Gewürze, Erz, Holz, Käse, Kohle, Fett, Talg, Heu, JEDEN VERDAMMTEN TAG…
    Und das galt für das
Jetzt.
Daheim in der Zukunft war die Stadt doppelt so groß…
    Vor der dunklen Leinwand der Nacht hatte Mumm eine Vision von Ankh-Morpork. Es war keine Stadt, sondern ein Apparat, ein Gewicht auf der Welt, das das Land im Umkreis Hunderter von Meilen verzerrte. Menschen, die Ankh-Morpork nie in ihrem Leben zu sehen bekamen, arbeiteten doch dafür. Endlose Grünflächen gehörten ebenso dazu wie weite Wälder. Die Stadt zog alles an und fraß…
    … und gab Dung aus den Ställen zurück und Ruß aus den Schornsteinen und Stahl und Kochtöpfe und all die Werkzeuge, mit denen ihre Nahrung produziert wurde. Und auch Kleidung und Mode, Ideen, interessante Laster, Lieder, Wissen und etwas, das man Zivilisation nannte, wenn man es im richtigen Licht betrachtete. Die Stadt war das, was die Zivilisation
bedeutete.
    Gab es dort draußen sonst noch jemanden, der darüber nachdachte?
    Viele Lieferungen kamen durch das Zwiebeltor und das Latschende Tor – beide waren nun republikanisch und fest verschlossen. Bestimmt gab es militärische Vorposten in ihrer Nähe. Derzeit waren Wagen unterwegs, die die Tore nicht passieren konnten. Ganz gleich, wie es um die Politik stand: Küken schlüpften aus Eiern; Milch wurde sauer; Vieh musste in Pferchen untergebracht, mit Futter und Wasser versorgt werden. Wo sollte all das geschehen? Würde sich das Militär darum kümmern? Wie verhielten sich Soldaten und Offiziere, wenn die Karren heranrollten und nicht umkehren konnten, weil hinter ihnen weitere Karren kamen? Was würden die Truppen unternehmen, wenn überall Schweine und Kühe herumliefen?
    Dachten irgendwelche
wichtigen
Leute daran? Plötzlich geriet die

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