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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Maschine ins Stocken, doch Winder und seine Kumpane dachten nicht an die Maschine, sondern an Geld. Essen und Trinken kamen von Bediensteten; sie waren einfach da.
    Vetinari dachte permanent an solche Dinge, begriff Mumm. Die Stadt in der Zukunft war doppelt so groß und viermal so verwundbar. Vetinari hätte nicht zugelassen, dass so etwas passierte. Kleine Räder müssen sich drehen, damit sich die Maschine dreht, hätte er gesagt.
    Und in der Dunkelheit drehte sich alles vor Mumm. Nimm Vetinari fort, und alles bricht zusammen, dachte er. Die Maschine bricht auseinander, und niemand bleibt davon verschont.
Alles
bricht zusammen, und es zerbrechen auch die Leute in der Stadt.
    Er hörte, wie hinter ihm ein Ablösetrupp durch die Heldenstraße ging.
    »… wie fliegen sie nach oben? Mit den
Knien
! Mit den
Knien
! Mit den
Knien
nach oben fliegen die kleinen Engel empor…«
    Mumm spähte durch eine Lücke zwischen den Möbelstücken und dachte über Freds Idee nach, die Barrikaden immer weiter nach vorn zu schieben. War es möglich, sie wie ein Sieb zu benutzen, Straße für Straße? Lasse die anständigen Leute passieren und schiebe die anderen fort, die Mistkerle, die reichen Rüpel, die Abzocker, die Skrupellosen, die das Schicksal anderer Personen manipulierten, die Blutsauger und Kletten, die Arschkriecher und Höflinge und kriecherischen plumpen Narren in teuren Klamotten, all jene Leute, die nichts von der Maschine wussten oder sich nicht um sie scherten, aber ihre Schmiere stahlen. Mumm stellte sich vor, sie immer weiter zu schieben und in einem kleinen Bereich zusammenzudrängen. Vielleicht konnte man jeden zweiten Tag Proviant über die Barrikaden werfen, die sie auf der anderen Seite gefangen hielten. Oder man überließ sie sich selbst. Sollten sie das tun, was sie immer getan hatten: auf Kosten anderer leben.
    Die dunklen Straßen waren still. Mumm fragte sich, was dort draußen geschah. Und er überlegte, ob sich irgendjemand um die Maschine kümmerte…
     
    Major Sitzgut-Stehschnell starrte mit leeren Augen auf die verdammte Karte.
    »Wie viele?«, fragte er.
    »Zweiunddreißig Verletzte«, antwortete Hauptmann Wrangel. »Und zwanzig weitere Fälle von wahrscheinlicher Fahnenflucht. Und die Große Marie ist nur noch als Feuerholz zu gebrauchen.«
    »Bei den Göttern…«
    »Willst du auch den Rest hören, Stefan?«
    »Es gibt noch mehr?«
    »Leider ja. Bevor die Reste der Großen Marie die Heldenstraße verließen, schlug sie zwanzig Schaufenster ein und zertrümmerte mehrere Wagen. Der geschätzte Sachschaden…«
    »Kollateralschäden des Krieges. So was lässt sich leider nicht vermeiden.«
    »Nein, leider nicht.« Der Hauptmann hüstelte. »Möchtest du wissen, was als Nächstes geschah, Stefan?«
    »Es geschah noch etwas?«, fragte der Major.
    »Äh… ja. Sogar eine ganze Menge. Äh. Die drei Tore, durch die die meisten landwirtschaftlichen Produkte in die Stadt gelangen, wurden auf deinen Befehl hin blockiert. Deshalb bringen die Fuhrleute und Viehtreiber ihre Sachen über die Kurze Straße herein. Glücklicherweise sind um diese Zeit in der Nacht nur wenige Tiere dabei, aber der Zug bestand aus sechs Müller-Wagen, einem Wagen mit getrockneten Früchten und Gewürzen, vier Milchmann-Wagen und drei Eirer-Karren. Sie wurden alle zerstört. Diese Ochsen waren sehr aggressiv.«
    »Eirer? Was zum Teufel sind Eirer?«, fragte der Major verdutzt.
    »Leute, die Eier verkaufen. Sie reisen von Bauernhof zu Bauernhof, holen die Eier ab…«
    »Ja, schon gut! Und was sollen wir jetzt machen?«
    »Wir könnten einen großen Kuchen backen, Stefan.«
    »Ich bitte dich, Thomas!«
    »Entschuldigung. Aber das Leben in der Stadt geht weiter. Sie eignet sich nicht als Schlachtfeld. Der beste Ort für den Straßenkampf ist draußen auf dem Land, wo nichts in den Weg gerät.«
    »Es ist eine verdammt große Barrikade, Thomas. Und sie wird gut verteidigt. Wir können das Ding nicht einfach in Brand setzen – die ganze Stadt würde in Flammen aufgehen!«
    »Ja«, bestätigte der Hauptmann. »Und die Leute dahinter… Eigentlich
tun
sie gar nichts. Sie sind einfach nur da.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie setzen sogar alte Omas auf die Barrikaden und lassen sie auf unsere Jungs schimpfen. Der arme Feldwebel Franklin. Seine Oma sah ihn und rief, wenn er nicht sofort zu Bett ginge, würde sie allen erzählen, was er als Elfjähriger angestellt hat.«
    »Die Männer sind doch bewaffnet, oder?«, fragte der Major und

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