Die Nachtwächter
mit ihr ausbreiteten, den Schnurrhaaren einer großen, dunklen Katze gleich.
Hinter dem Tor des Friedhofs wurden die Geräusche von Ankh-Morpork ein wenig leiser, obgleich die Stadt nie wirklich schlief. Vermutlich scherte sie sich nicht darum.
In seiner besonderen Stimmung gewann Mumm den Eindruck, alles zu hören, wirklich
alles,
so wie bei dem schrecklichen Moment in der Heldenstraße, als die Geschichte kam, um Anspruch auf das zu erheben, was ihr gehörte. Er vernahm die leisen Geräusche der Mauer, als sie sich abkühlte, von rutschender Erde in Reg Schuhs leerem Grab, vom Gras, das sich bewegte… Tausend subtile Geräusche wurden zu einer üppig strukturierten, örtlich begrenzten Stille. Es war das Lied der Dunkelheit, und darin, am Rand der Wahrnehmung, ertönte ein Missklang.
Mal sehen… Er hatte Wächter bei seinem Haus zurückgelassen, ausgezeichnete Leute, die nicht herumstanden und sich langweilten, sondern die ganze Nacht wachsam bleiben würden. Ein Hinweis darauf, wie wichtig das war, hatte sich erübrigt. Er konnte also davon ausgehen, dass daheim keine Gefahr drohte. Und bei den Wachhäusern waren die Wachen verdoppelt worden…
Mit Keels Grab stimmte etwas nicht. Immer lag das Ei dort, jedes Jahr, ein kleiner Scherz der Geschichte. Aber jetzt schienen nur mehr Eierschalen übrig zu sein…
Mumm beugte sich vor, um genauer hinzusehen, und die Klinge sauste über seinen Kopf hinweg.
Das Tier war bereit gewesen. Es dachte nicht an Wächter und Vorsichtsmaßnahmen. Das Tier dachte überhaupt nicht. Es schnüffelte immer, spähte in die Schatten, erkundete die Nacht und hatte Mumms Hand in die Hosentasche geschickt, noch bevor das Schwert durch die Luft zischte.
Geduckt drehte er sich und rammte Carcer einen von Frau Gutleibs besten Artikeln gegen das Knie. Er hörte, wie es knackte, sprang hoch und riss seinen Gegner zu Boden.
Hier gab es keine Wissenschaft. Das Tier war von der Kette und wollte töten. Es geschah nicht oft, dass Mumm glaubte, die Welt verbessern zu können, doch diesmal hatte er nicht den geringsten Zweifel. Jetzt war alles sehr klar.
Und schwierig. Das Schwert war ins Gras gefallen, als Carcer zu Boden ging, aber der Bursche setzte sich zur Wehr und erwies sich als sehr zäh. Und es ist schwer, jemanden mit den Händen zu töten, der nicht getötet werden will.
Mumm schüttelte den Schlagring aus Messing ab, der ihn bei dem Versuch behinderte, seinen Widersacher zu erdrosseln. Doch es gab einfach nicht genug Platz. Carcer trachtete danach, ihm den Daumen ins Auge zu bohren.
Sie rollten über die Gräber und rangen miteinander, jeder von ihnen um einen Vorteil bemüht. Blut füllte Mumms linkes Auge. Sein Zorn brauchte nur eine Sekunde, und diese eine Sekunde wurde ihm vorenthalten.
Er drehte sich und streckte die Hand aus.
Und dort lag das Schwert. Wieder rollte er, und noch einmal, und dann kam er auf die Beine, mit dem Schwert in der Hand. Carcer rollte ebenfalls zur Seite, und für einen Mann mit verletztem Knie stand er erstaunlich flink auf. Mumm beobachtete, wie er sich an einem der Fliederbüsche hochzog; Blüten und Duft strömten in der Dunkelheit herab.
Metall kratzte leise. Eine Klinge blitzte kurz auf. Und ein leises Lachen erklang, Carcers Lachen, das der Welt mitteilte: He, dies macht Spaß.
»Wer will mich verhaften?«, fragte er, als sie beide nach Luft schnappten. »Oberfeldwebel Keel oder Kommandeur Mumm?«
»Wer hat gesagt, dass du verhaftet werden sollst?«, erwiderte Mumm und versuchte, seine Lungen zu füllen. »Ich kämpfe gegen einen Angreifer, Carcer.«
»Oh, du
hast
gegen einen Angreifer gekämpft, Herr Mumm«, sagte der Schatten. »Aber jetzt stehe ich vor dir.« Metall klirrte auf dem Kies. »Und ich bin nicht mehr bewaffnet, haha. Hab meine letzte Waffe weggeworfen. Du darfst keinen unbewaffneten Mann töten, Herr Mumm. Du musst mich jetzt verhaften. Bring mich zu Vetinari, auf dass ich einige freundliche Worte an ihn richten kann, haha. Du kannst mich nicht
töten,
während ich hier nur stehe.«
»Niemand möchte hören, was du zu sagen hast, Carcer.«
»Dann solltest du mich besser umbringen, Herr Mumm. Ich habe keine Waffe. Und ich kann nicht weglaufen.«
»Du hast immer ein zusätzliches Messer dabei, Carcer«, sagte Mumm, während das Tier in ihm brüllte.
»Diesmal nicht, Herr Mumm.
Komm
schon, Herr Mumm! Du kannst einem Mann doch nicht vorwerfen, dass er es versucht hat. Ein Mann muss das Recht haben, sein Bestes zu geben.
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