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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nie etwas durcheinander.«
    Die sichtbaren Teile von Schnauzis Gesicht verzogen sich zur verärgerten Grimasse eines Mannes, der nicht mehr ganz mitkommt.
    »Ach, ja?«, brachte er hervor. »Nun, hnah, ich halte die Zellen immer sauber, das stimmt.« Die Entwicklung der Dinge schien ihn zu verwirren, aber es gelang ihm erneut, eine finstere Miene aufzusetzen. »Du bleibst hier, Freundchen, und ich sage dem Hauptmann, dass du wach bist.«
    Mumm legte sich wieder hin und betrachtete orthographisch falsche und anatomisch gewagte Graffiti an der Decke. Von oben kam eine laute Stimme, und gelegentlich erklang ein aufdringliches »Hnah!« von Schnauzi.
    Dann hörte er die Schritte des Wärters auf der Treppe.
    »Na so was«, sagte er im Tonfall von jemandem, der sich darauf freut, dass eine dritte Partei bekommt, was sie verdient. »Zufälligerweise sollst du
sofort
zum Hauptmann kommen. Lässt du dich von mir fesseln, hnah, oder soll ich die anderen Jungs rufen?«
    Mögen die Götter dir beistehen, dachte Mumm. Vielleicht hatte der Schlag, durch den Schnauzis Nase zu einem breiten Fladen geworden war, ihm irgendwie das Gehirn zermanscht. Man musste schon ein ganz besonderer Idiot sein, um zu versuchen, einen gefährlichen Gefangenen ganz allein zu fesseln. Wenn er das bei Carcer versucht hätte, wäre er seit fünf Minuten ein toter Idiot.
    Der Wärter öffnete die Tür. Mumm stand auf und streckte die Hände aus. Schnauzi zögerte kurz, bevor er ihm die Schellen anlegte. Es zahlte sich immer aus, zu einem Wärter höflich zu sein – vielleicht wurden einem dadurch die Hände nicht auf den Rücken gebunden. Ein Mann mit beiden Händen vor sich genoss ziemlich viel Freiheit.
    »Du gehst vor mir die Treppe hoch«, sagte Schnauzi und hob eine recht gefährlich aussehende Armbrust. »Wenn du auch nur versuchst, schnell zu gehen, hnah, trifft dich der Bolzen dort, wo er einen langsamen Tod bewirkt.«
    »Streng, aber gerecht«, sagte Mumm. »Streng, aber gerecht.«
    Langsam stieg er die Treppe hinauf und hörte Schnauzis schnaufenden Atem hinter sich. Wie viele Leute mit einem begrenzten intellektuellen Horizont nahm Schnauzi das,
was
er konnte, sehr ernst. So hätte er zum Beispiel einen erfrischenden Mangel an Skrupel gezeigt, von seiner Waffe Gebrauch zu machen.
    Mumm erreichte das obere Ende der Treppe und erinnerte sich daran, stehen zu bleiben.
    »Hnah, nach links«, sagte Schnauzi hinter ihm. Mumm nickte sich selbst zu. Und dann die erste Tür rechts. Die Erinnerungen kehrten zurück, in einer großen Welle. Dies war die Sirupminenstraße. Das erste Wachhaus. Hier hatte alles begonnen.
    Die Tür des Hauptmanns stand offen. Der müde wirkende Alte hinter dem Schreibtisch sah auf.
    »Setz dich«, sagte Tilden kühl. »Danke, Schnauzi.«
    Mumms Erinnerungen an Hauptmann Tilden waren gemischter Natur. Er hatte zum Militär gehört, bevor er diesen Job als eine Art Pension bekam, und das war eine üble Sache für einen hochrangigen Polizisten. Es bedeutete, dass er sich an die Obrigkeit wandte, Befehle von ihr entgegennahm und ihr gehorchte. Mumm hingegen hielt es für besser, die Befehle der Obrigkeit entgegenzunehmen, sie dann durch ein feines Netz der Vernunft zu filtern und eine großzügige Portion kreativen Missverständnisses beizugeben, vielleicht auch noch beginnende Taubheit. Die Obrigkeit begab sich schließlich nur selten auf das Niveau der Straße herab. Tilden legte zu großen Wert auf polierte Brustharnische und zackige Paraden. Auch davon brauchte man etwas, zugegeben. Man durfte nicht zulassen, dass die Leute herumgammelten. Aber obwohl Mumm es nie laut gesagt hätte: Es gefiel ihm, hier und dort einen zerbeulten Brustharnisch zu sehen. Es bedeutete nämlich, dass jemand die Beulen hineingeschlagen hatte. Und wenn man in den Schatten lauerte, wollte man bestimmt nicht glänzen…
    An der einen Wand hing die Fahne von Ankh-Morpork, ihr Rot zu einem vagen Orange verblichen. Angeblich salutierte Tilden jeden Morgen vor ihr. Auf dem Schreibtisch stand ein ziemlich großes Tintenfass, verziert mit einem goldenen Regimentswappen. Schnauzi putzte es jeden Morgen auf Hochglanz. Tilden hatte das Militär nie ganz verlassen.
    Doch Mumm brachte dem Alten auch Verständnis entgegen. Er war ein erfolgreicher Soldat gewesen, soweit man das sagen konnte. Meistens hatte er auf der Seite des Siegers gestanden. Mit guter, wenn auch langweiliger Taktik hatte er mehr Feinde getötet als eigene Männer durch eine aufregende,

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