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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Teekuchenstraße, im Dunkeln, vorbei an Karren und vielen Leuten, die vor dem Abendläuten heimkehren wollten. Niemand hatte auf ihn geachtet, und selbst wenn man ihm Aufmerksamkeit geschenkt hätte… Ich kenne hier niemanden, dachte er und korrigierte den Gedanken sofort: Niemand kennt
mich.
    »Wer hat dir gesagt, wohin ich gelaufen bin?«, fragte er wie beiläufig.
    »Oh, einer der alten Mönche«, sagte Rosie.
    »Welche alten Mönche?«
    »Wer weiß das schon? Ein kleiner, kahlköpfiger Mann mit Umhang und Besen. Es gibt immer irgendwelche Mönche, die irgendwo singen und betteln. Ich bin ihm in der Fleißigen Straße begegnet.«
    »Und du hast ihn nach mir gefragt?«
    »Was? Nein. Er drehte sich einfach zu mir um und sagte: ›Herr Keel ist zur Teekuchenstraße gelaufen.‹ Und dann fegte er weiter.«
    »Er fegte?«
    »Ja. Fegen ist heilig für sie. Ich glaube, sie wollen vermeiden, auf Ameisen zu treten. Oder sie fegen ihre Sünden fort. Oder sie mögen es einfach nur sauber. Spielt es irgendeine Rolle, was Mönche tun?«
    »Und dir erschien überhaupt nichts seltsam daran?«
    »Warum denn? Ich dachte, du bist vielleicht von Natur aus freundlich zu Bettlern!«, erwiderte Rosie scharf. »Mir war es völlig gleich. Wie dem auch sei: Ich glaube, Dutzie hat dem Mönch etwas in den Napf gelegt.«
    »Was?«
    »Würdest
du
sie danach fragen?«
    Die Mehrheit von Mumm dachte: Spielt es irgendeine Rolle, was Mönche tun? Vielleicht hatte einer von ihnen eine Offenbarung, sie mögen so etwas. Na und? Geh zu den Zauberern, erkläre alles, und überlass es ihnen, das Problem zu lösen.
    Doch der Polizist in Mumm dachte: Woher wissen irgendwelche kleinen Mönche, dass ich Keel heiße? Da stimmt doch was nicht. Ich rieche den Braten…
    Die Mehrheit sagte: Es ist ein dreißig Jahre alter Braten. Und der Polizist sagte: Ja. Deshalb riecht er ja.
    »Hör mal, ich muss los und was überprüfen«, sagte er. »Ich… Wahrscheinlich komme ich zurück.«
    »Nun, ich kann dich nicht an die Kette legen«, entgegnete Rosie. Sie lächelte grimmig. »Das kostet extra. Aber wenn du nicht zurückkehrst und mit dem Gedanken spielst, in dieser Stadt zu bleiben, so werden die Schmerzlichen Schwestern…«
    »Ich verspreche dir, dass mir absolut nichts daran liegt, Ankh-Morpork zu verlassen«, sagte Mumm.
    »Das klang wirklich überzeugend«, meinte Rosie. »Also geh. Inzwischen ist Sperrstunde, aber warum glaube ich, dass du dich nicht darum scherst?«
    Als er im Dunkeln verschwand, trat Dutzie
zu
Rosie. »Möchtest du, dass wir ihm folgen, Schätzchen?«
    »Lass nur.«
    »Du hättest Putzie erlauben sollen, ihm einen kleinen Stoß zu geben, Schätzchen. Das macht die Männer langsamer.«
    »Ich glaube, bei diesem Mann wäre ein ziemlich harter Stoß notwendig, um ihn auch nur
etwas
langsamer zu machen. Und wir wollen keine Schwierigkeiten. Nicht ausgerechnet jetzt. Wir sind zu nahe.«
     
    »Um diese Zeit solltest du nicht draußen sein, Freundchen.« Mumm drehte sich um. Er hatte gegen das geschlossene Tor der Universität gehämmert.
    Drei Wächter standen hinter ihm. Einer von ihnen hielt eine Fackel und der zweite einen Bogen. Der dritte war ganz offensichtlich zu dem Schluss gelangt, dass auch schwere körperliche Arbeit zu den Aktivitäten dieser Nacht gehören würde.
    Mumm hob langsam die Hände.
    »Ich schätze, er möchte die Nacht in einer hübschen kalten Zelle verbringen«, sagte der Mann mit der Fackel.
    Lieber Himmel, dachte Mumm. Der Wer-ist-der-beste-Komiker-Wettbewerb. Polizisten sollten sich nicht auf ein derartiges Niveau hinabbegeben, aber gelegentlich geschah so etwas.
    »Ich wollte die Universität besuchen«, sagte er.
    »Ach ja?«, erwiderte der Wächter ohne Fackel und Bogen. Er war wohlbeleibt, und Mumm bemerkte die fleckigen Streifen eines Feldwebels. »Wo wohnst du?«
    »Nirgends«, sagte Mumm. »Ich bin gerade in der Stadt eingetroffen. Und können wir auch gleich den Rest hinter uns bringen? Ich habe keine Arbeit und auch kein Geld. Und weder das eine noch das andere ist ein Verbrechen.«
    »Während der Sperrstunde unterwegs?«, fragte der Feldwebel. »So spät auf den Beinen?«
    »Ich kann mich auch setzen, wenn dir das lieber ist«, sagte Mumm.
    »Du
wirst
dich setzen müssen, nachdem wir dir die Beine gebrochen haben, har, har«, sagte einer der Wächter. Er verstummte, als Mumm ihn ansah.
    »Ich möchte mich beschweren, Feldwebel«, sagte Mumm. »Worüber?«
    »Über dich«, sagte Mumm. »Und über die

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