Die Nachtwanderin
Ardric hob langsam seinen Kopf und sah Mimma direkt in ihre Augen. Sie hielt seinem bohrenden Blick stand und bewegte sich keinen Millimeter, denn sie ahnte nicht, was sein merkwürdiges Verhalten zu bedeuten hatte. Eine kleine Schweißperle tropfte von Mimmas Schlüsselbein. Ardric fing die herabtropfende Schweißperle mit seinem Daumen auf und führte seine Hand an seine Nase, um daran zu riechen. Geräuschvoll sog er den Geruch des Schweißes mit der Nase ein und atmete stöhnend durch den Mund wieder aus. Mit seiner Zungenspitze leckte er genüsslich Mimmas, nach salz schmeckenden Schweiß von seinem Daumen, als ob er von einem wohlmundenden Tropfen Wein kostete. Erneut stöhnte er genussvoll auf, als er sich ihren Geschmack auf der Zunge zergehen ließ. Mimma saß starr vor Angst da und beobachtete Ardric. Sie wagte es kaum zu atmen. So hatte sie ihn noch nicht erlebt. Er sah so aus, als ob er jeden Augenblick über sie herfallen würde.
"Mimma!", keuchte er plötzlich auf. Seine Körpersprache verriet ihr, dass etwas nicht mit ihm stimmte.
"Es ist besser, wenn du dich duschen gehst.
Der Schweiß verstärkt deinen unwiderstehlichen Duft um ein Vielfaches und ich...
Ich kann mich kaum noch zurück halten und ich habe heute noch nichts getrunken.
So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt!", gab er kopfschüttelnd von sich. Sein Körper bebte vor Erregung. Er legte seinen Kopf in den Nacken. Seine Fangzähne kamen unwillkürlich zum Vorschein.
"Außerdem blutest du", sagte er mit gepresster Stimme und leckte sich die Lippen. Mimma sah ihn entsetzt an. Sie konnte nirgends am Körper eine Wunde spüren, aus der Blut austrat. Doch plötzlich verstand sie, was Ardric damit meinte. Sie begann zu zittern, denn sie hatte Angst, dass Ardric die Kontrolle über sich verlieren könnte, wenn sie eine unbedachte Bewegung machte.
"Geh jetzt Mimma!
Ich werde dir nichts tun, aber du musst jetzt gehen, damit ich wieder einen klaren Kopf bekomme.
Geh!", grollte er Mimma an, die noch immer starr, mit weit aufgerissenen Augen, auf dem Bett saß. Doch dann fasste sie sich wieder, denn sie verstand den Ernst der Lage. Vorsichtig zog sie die Bettdecke unter Ardrics Händen weg und wickelte sich damit ein. Ardric ließ sie nicht aus den Augen und zwang sich in einer Starre zu verharren, um nicht sein letztes Bisschen an Verstand von seinen Jagdinstinkten übermannen zu lassen. Er fletschte seine Zähne und versuchte nicht mehr Mimmas Duft einzuatmen. Mimma drehte sich nicht mehr um und beeilte sich das Schlafzimmer zu verlassen. Doch sie musste sich zwingen nicht zu schnell zu laufen, denn sie wollte nicht Ardrics Jagdinstinkt mit hastigen Bewegungen reizen. Ardric beobachte Mimma, wie sie die Treppen hinunter ging, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war. Er wollte ihr nach laufen, doch er hatte noch genug Willenskraft in sich, um sich selbst davon abzuhalten. Dennoch verspürte er den Drang, seine Zähne in ihrem weichen Fleisch zu vergraben. Er nahm eines der Kopfkissen auf dem Mimma geschlafen hatte und presste es auf sein Gesicht. Ihr Duft war deutlich darauf zu riechen. Ardric stieß seine Fangzähne in das Kissen und zerfetzte den Seidenbezug, der ihm keinerlei Widerstand bot. Dann begann er wie ein Besessener das Bett abzuziehen, damit Mimmas Duft seine Sinne nicht mehr so benebeln konnte. Er hörte wie sie die Badezimmertür zu schlug. Erst als er das einrastende Geräusch des Türschnappers vernahm und er sich sicher war, dass Mimma die Tür abgesperrt hatte, ging er hinunter in die Küche und holte sich einen großen Müllsack, um die Bettwäsche hineinzustopfen. Er wollte Mimma sagen, dass er für eine Weile das Apartment verlassen wollte, doch er wusste, dass er sie bereits genug erschreckt hatte. Er warf sich den Müllsack über die Schulter und ging zum Fahrstuhl, denn er wollte die Bettwäsche schleunigst los werden. Als sich die Tür schloss und sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte, war er erleichtert, denn mit jedem Stockwerk, an dem der Fahrstuhl vorbei kam, vergrößerte sich die Distanz zwischen ihm und Mimma. Obwohl er Blut vorrätig hatte, hatte er nur noch eines im Sinn gehabt. Er wollte jagen.
Mimma stieg in die riesige Dusche hinein und drehte den Wasserhahn auf. Das kalte Wasser prasselte auf sie herab. Zuerst bekam sie eine Gänsehaut, doch dann gewöhnte sich ihr Körper an die kühle Temperatur. Mimma senkte ihren Blick und sah wie sich eine rote Blutspur von der Innenseite ihres Oberschenkels, den Weg
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