Die Nachtwanderin
an ihrem Bein hinunter bahnte. Das war ihr völlig entfallen. An ihre monatliche Blutung hatte sie einfach nicht mehr gedacht. Ihr war es unangenehm, dass Ardric ihre Menstruation riechen konnte und sie wusste nicht, wie sie ihm nach dieser Aktion unter die Augen treten sollte. Sie hatte Angst, dass er sich ihr gegenüber nun jedes Mal so unkontrolliert und gefährlich benehmen könnte. Mimma sah sich in der großen Dusche um und entdeckte die Duschgels. Sie öffnete jede Tube, schnupperte daran und entschied sie für das, welches am stärksten Duftete und hoffte somit ihren eigenen Körpergeruch übertünchen zu können. Sie seifte sich mehrmals von Kopf bis Fuß ein, dann wusch sie alle Seifenrückstände von ihrem Körper und wickelte sich das Handtuch, das sie mit in die Dusche genommen hatte, um. Die Dusche war so groß, dass sie es mit hinein nehmen konnte, ohne es dabei nass zu machen. Anschließend durchforstete sie sämtliche Schränke im Badezimmer und hoffte, dass Ardric daran gedacht hatte es zu besorgen. Und dann wurde sie tatsächlich in einem der Schränke fündig. Er war vollgestopft mit sämtlichen Hygieneartikeln, die man als Frau für solch einen Fall benötigte. Ardric hatte wirklich an alles gedacht. Die Auswahl war so immens, dass man damit einen kleinen Tante Emma Laden hätte bestücken können. Mimma bediente sich und griff zielsicher nach dem, was sie für am geeignetsten hielt. Anschließend putzte sie sich die Zähne und durchstöberte weiterhin alle Schränke, nur um zu sehen, was Ardric sonst noch für sie bereit hielt. Rasierer samt Rasierschaum, diverse bunte und dezente Nagellacke, allerhand Pflegemittel für die Haare, das Gesicht und den Körper und noch vieles mehr. Mimma war überrascht, dass Ardric so viel Ahnung davon hatte, was man als Frau benötigte. Sie spülte sich den Mund aus, doch sie konnte noch immer den leichten Hauch von Alkohol schmecken. Sie griff nach der giftgrünen Mundspülung und gurgelte einige Male damit. Endlich schmeckte sie in ihrem Mund nur noch den scharfen Geschmack von künstlicher Minze. Mimma wollte am liebsten überhaupt nicht mehr aus dem Badezimmer heraus kommen, doch sie konnte sich nicht ewig im Bad verschanzen, außerdem musste sie sich irgendwann etwas überziehen. Sie entdeckte einen Bademantel, der an der Wand hing. Er war weiß und roch nach frischer Wäsche. Sie schlüpfte hinein und wickelte sich fest ein. Dann schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür und lauschte, ob sie etwas hören konnte. Sie presste ihr Ohr fest an das kühle und glatte Holz der Tür, doch alles was sie hörte, war ihr eigener Pulsschlag. Leise drehte sie den Schlüssel im Schloss herum und öffnete die Badezimmertür. Durch einen schmalen Spalt schaute sie, ob sie Ardric sehen konnte. Beinahe lautlos kam sie aus dem Badezimmer heraus und lief zur Treppe. Nur das rascheln ihres Bademantels war noch zu hören. Dabei achtete sie Aufmerksam auf jedes verdächtige Geräusch, doch Ardric war weder in der Küche, noch im Wohnzimmer zu sehen. Mimma vermutete, dass er noch immer im Schlafzimmer war. Sie traute sich keinen Fuß auf die Treppenstufen zu setzten.
"Ardric?", flüsterte sie leise.
"Ardric, bist du da?", fragte sie und hob die Lautstärke etwas an, doch sie bekam keine Antwort. Ihr Herz klopfte wie verrückt und das Blut rauschte in ihren Ohren. Mimma nahm ihren Mut zusammen und stieg die Treppenstufen zum Schlafzimmer hinauf. Oben angekommen war sie überrascht, Ardric nicht vorzufinden. Sie sah das abgezogene Bett und wusste, dass er das getan hatte, um ihren Geruch nicht mehr riechen zu müssen, zumindest nicht so intensiv. Mimma ging zum Kleiderschrank und suchte nach bequemer Kleidung. Sie wurde fündig und kramte einen zweiteiligen, hellgrauen Jogginganzug hervor. Schnell schlüpfte sie in die Hose und suchte sich noch ein legeres, einfarbiges T-shirt heraus. Anschließend suchte sie nach neuer Bettwäsche, um das Bett zu überziehen, schließlich war es ihr Schweiß gewesen, der Ardric beinahe um seinen Verstand gebracht hatte. Als sie fertig war, bemerkte Mimma, dass eines der Kissen fehlte. Sie sah unter dem Bett nach, doch dort war außer gähnender Leere nichts zu finden. Nur eine kleine Feder ließ Mimma vermuten, was mit dem Kissen geschehen war. Doch sie entschied sich nicht weiter darum zu kümmern.
Nachdem sie den Bademantel wieder zurück ins Bad gebracht hatte, meldete sich ihr Magen lautknurrend bei ihr. Sie hatte Hunger. Im Kühlschrank befand
Weitere Kostenlose Bücher