Die Nanokriege 4 - Die Flucht
von vielleicht Herzog Edmund Talbot gab es in der Armee der Vereinigten Freien Staaten wohl niemand Berühmteren. Und seit Herrick mit der neuen Schlüsselträgerin, Gräfin Megan Travante, verlobt war, gab es vermutlich für seine Karriere keine Grenzen. Carson war sich wohl bewusst, dass er sich wahrscheinlich mit einem künftigen Boss duellierte, jedenfalls ganz sicherlich mit jemandem, der das Ohr äußerst wichtiger Leute hatte. Er wählte deshalb seine Worte mit Bedacht. »Ich behaupte ja nicht, dass das ein Zuckerlecken sein wird, es sei denn, die haben vor, uns einfach sämtlichen Treibstoff stehlen zu lassen und nichts dagegen zu unternehmen. Aber wir sollten jedenfalls auf alles vorbereitet sein, was die gegen uns einsetzen.«
Herzer verzog das Gesicht trotz der vorsichtigen Formulierung und zuckte dann die Achseln.
»Oberst, bei allem gebotenen Respekt«, wandte er dann bedächtig ein, »ich möchte mit allem Nachdruck vorschlagen, dass du dich unter gar keinen Umständen auf solche Gedanken einlässt. Der Neue Aufbruch ist auf diesen Krieg in vieler
Hinsicht viel besser vorbereitet als wir. Sie verstehen sich besser auf die Informationsbeschaffung, sie verstehen mehr von … nun, nennen wir es Entwicklung von ›Spezialsystemen‹, und in puncto Taktik sind sie auch keine Waisenknaben. Ich hatte früher ebenfalls diese Einstellung und habe mir dabei eine blutige Nase geholt. Und Herzog Edmund hat das auch, und ihm hat das ebenfalls eine blutige Nase eingetragen. Ich würde mit allem Nachdruck empfehlen, davon auszugehen, dass der Neue Aufbruch euch mit etwas entgegentritt, was ihr noch nie gesehen habt. So gewinnt man ein Spiel und so bereitet man sich darauf vor. Andernfalls holt man sich eine blutige Nase. Und einen zweiten Versuch gibt es bei diesem Einsatz nicht, Sir.«
Carson seufzte. »Das ist mir bewusst.«
»Ihr steht mächtig unter Druck, Sir«, sagte Herzer und nickte. »Willkommen im Club der Weltretter. Aufgenommen zu werden ist schwer, drinnen bleiben noch schwerer«, fügte er dann grinsend hinzu und hob einen Arm, der in einer komplexen Prothese endete.
»Du hast dir die Hand nicht ersetzen lassen, stelle ich fest«, sagte Carson und ging zu den Regalen hinüber und legte dort Rüstung und Waffen ab.
»Na ja, Megan hat Zugang zur Energie«, räumte Herzer ein. »Und Mistress Daneh oder sogar ihre Tochter Rachel könnten mühelos eine Regeneration durchführen. Aber …« Er sah die Prothese an und ließ sie nachdenklich klicken. »Das Ding hat gegenüber einer normalen Hand ein paar Vorteile, und die habe ich im Allgemeinen als recht nützlich empfunden. Falls wir je diesen verdammten Krieg gewinnen, werde ich sie vielleicht ersetzen lassen. Bis dahin werde ich sie wohl behalten. Und außerdem ist das Ding optimal, um damit Bierflaschen zu öffnen.«
»Weil du gerade Lady Megan erwähnst«, meinte Carson und lächelte. »Wo ist deine Verlobte denn?«
»Sie bereitet sich auf den Stiftungsball vor, Sir«, meinte Herzer, verzog dabei das Gesicht und sah auf den an der Wand angebrachten Chronometer. »Und daran soll ich auch teilnehmen.«
»Umgang mit den Spitzen der Gesellschaft, was?« Carson lächelte. »Mich wundert, dass man dir die Freude darüber nicht ansieht? Eine Menge Majore würden alles für die Chance geben, sich an den Kommandeur der Armee heranmachen zu können, um bloß ein Beispiel zu erwähnen.«
»Also, ehrlich gesagt, komme ich jederzeit an Herzog Edmund ran, wenn ich das möchte, Sir«, meinte Herzer mit einem Achselzucken. »Und wenn er meine Idee für vernünftig hält, dann wird er sie Mister Spehar vortragen, und das hat dann wesentlich mehr Gewicht, als wenn das ein gewöhnlicher Major tut. Aber ehrlich gesagt, Sir, bei einer solchen Veranstaltung steht man vier Stunden lang rum und macht höfliche Konversation mit Leuten, die sich alles anhören, was man ihnen sagt, und einem dann einen Strick daraus drehen. Und dann all die langweiligen Reden nach dem Essen! Und dabei kann ich noch nicht einmal neben Megan sitzen, da sie echt zu den Spitzen der Gesellschaft gehört, und ich bin doch bloß ihr … Verlobter. Ich sitze dann unten in der Erdnussgalerie beim gemeinen Volk wie … nun ja … eben bei Obersten und ausgewählten Mitgliedern des Unterhauses. «
»Klingt richtig idyllisch.« Carson schmunzelte.
»Danke«, erwiderte Herzer und legte das letzte Stück seiner Rüstung ins Regal. »Ich würde mich freuen, wenn ich dich vor deinem Einsatz noch einmal
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