Die Nanokriege - Der Anschlag
gearbeitet?«
»Das haben wir nie genau erfahren«, erwiderte Herzer. »Aber vermutlich ja. Paul und Chansa haben ihre Finger überall drin, wo sie uns Ärger bereiten können.«
»Aber das ist jetzt erledigt?«, fragte Courtney.
»Soweit ich das erkennen kann, ja«, meinte Herzer mit einem Achselzucken. »Die Leute von Tarson stehen ganz sicherlich auf der Seite des Lichts. Harzburg … meinetwegen kannst du das Kaff niederbrennen, mir wär’s egal.«
»Wirst du hier über Nacht bleiben?«, setzte sie ihm zu.
»Nein, leider nicht«, seufzte der Soldat. »Ich habe Befehl, mich ›unverzüglich‹ zu melden. Also muss ich zusehen, dass ich ziemlich bald in die Stadt komme. Aber ich hatte mir gedacht, ich hätte wenigstens genug Zeit, um vorbeizuschauen und etwas Ordentliches zu essen.« Er grinste und schnitt sich eine weitere Scheibe von dem Braten ab. »Ihr beiden seht gut aus. Die Farm auch. Das freut mich.« Er kaute eine Weile nachdenklich und mit irgendwie betrübter Miene und lächelte dann wieder. »Das Leben könnte wesentlich schlimmer aussehen.«
»Herzer, sag Herzog Edmund, er soll dich ein wenig ausruhen lassen, sonst bekommt er es mit mir zu tun«, sagte Courtney Unheil verheißend. »Und du solltest das dann auch annehmen , Herzer Herrick.«
»Das werde ich«, erwiderte Herzer und sah sich in dem niedrigen Zimmer um. Es wirkte sauber und auf eine Art und Weise heimelig , wie das in seinem Leben bisher kein anderer Ort vermocht hatte. Es war wie ein Stück eines friedlichen Ortes, von dem er befürchtete, aus ihm für alle Ewigkeit ausgeschlossen zu werden.
»Ich muss jetzt weiter«, sagte er nach einer Weile des Schweigens. »Danke für das Essen. Hoffentlich können wir bald mal wieder zusammenkommen, solange ich hier bin.«
»Machen wir«, lächelte Courtney. »Das wird dann ein Fest.«
Herzer griff sich seine Sachen und ging zu seinem Pferd hinaus. Diablo musterte ihn finster, als er anfing ihn zu satteln, verhielt sich aber ruhig, als Herzer ihm ein Stück nach dem anderen auflud.
»Ist das alles nötig?«, fragte Courtney.
»Eigentlich nicht«, gab Herzer zu. »Wahrscheinlich gibt es einige Dinge, die ich mir auch unterwegs beschaffen könnte. Aber ich habe gerne mein Werkzeug bei mir.«
Schließlich war er fertig, drückte Courtney an sich und schüttelte Mike die Hand.
»Wir sehen uns in der Stadt«, sagte er und schwang sich mit einem leichten Grunzlaut aufs Pferd. Diablo seufzte und schüttelte sich, nicht so sehr um Herzer nahe zu legen, wieder abzusteigen, als um sein eigenes Gerät an Ort und Stelle zu bekommen.
»Wir kümmern uns um deine Farm, bis es Zeit ist, nach Hause zu kommen«, sagte Courtney. »Komm du nur zurück, ja?«
»Zu Hause«, sagte Herzer und schüttelte den Kopf. »Was für ein interessanter, abstrakter Begriff.« Er lächelte und winkte den beiden zu, während er langsam zur Straße hinuntertrabte.
2
Herzer bog nach rechts ab und lenkte, als er die Straße erreichte, Diablo schnell zur Seite, als ein Meldereiter aus der Richtung der Stadt angetrabt kam. Der Reiter – wie es aussah ein Private in der Bundesarmee – warf ihm einen kurzen Blick zu und salutierte dann im Vorbeireiten. Herzer erwiderte die Ehrenbezeigung geistesabwesend, weil er gerade über ein Problem nachdachte, das ihn schon eine Weile beschäftigte.
Zur Zeit des Zusammenbruchs hatte die Weltbevölkerung etwa eine Milliarde betragen. In den Nachwirren der Katastrophe waren nicht so viele gestorben, wie man angenommen hatte – was hauptsächlich an kleinen Ortschaften wie Raven’s Mill lag. Dafür hatte der praktisch völlige Verlust jeglicher Technologie enorme Auswirkungen gehabt, die erst jetzt anfingen, wirklich allen bewusst zu werden; ihm persönlich ging dabei die militärische Mannstärke am nächsten. Die augenblicklich zur Verfügung stehende Militärtechnologie befand sich wegen der von Mutter immer noch sklavisch befolgten Verbote jeglicher Explosivstoffe gewissermaßen auf Steinzeitniveau. In den historischen Schlachten vor der Erfindung des Schießpulvers waren beide Seiten immer mit ungefähr der gleichen Kampfstärke angetreten. Aber große Armeen aufzustellen kam praktisch nicht in Frage, dazu war die Knappheit an Arbeitskräften viel zu groß. Wenn man große Gruppen zum Militärdienst verpflichtete, führte das zwangsläufig dazu, dass irgendwelche
lebenswichtigen Funktionen nicht erfüllt wurden; der Ackerbau, das herstellende Gewerbe, irgendetwas eben würde
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