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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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dann den Kürzeren ziehen.
    Demzufolge war es einer relativ kleinen Hand voll von Soldaten überlassen, die Zivilisation vor den Barbaren und, ganz konkret, die neuen, noch keineswegs gefestigten United Free States vor den verschiedenen feudalen Warlords und dem technologischen Despotismus des Neuen Aufbruchs zu schützen.
    Herzer sehnte sich – vergleichbar Schiffskapitänen einer fernen Vergangenheit – nach mehr Männern, mehr Soldaten. Nur zu oft hatte er mit zahlenmäßig unterlegenen Kräften kämpfen müssen. Mike beispielsweise würde einen ausgezeichneten Soldaten abgeben, aber wirklich gebraucht wurde er dort, wo er jetzt war: auf seinem Bauernhof.
    Einen Teil des Drucks linderte neue/alte Technologie. Die Erntearbeiten, mit denen Mike augenblicklich befasst war, wären in vorindustriellen Zeiten von einem Team von mindestens sechs Leuten erledigt worden. Mechanische Webstühle und mit Bessemerbirnen ausgestattete Schmieden ermöglichten es einer wesentlich geringeren Zahl von Menschen, viel mehr pro Kopf zu produzieren. Aber trotz der Produktivitätssteigerung gab es nicht genügend Arbeiter für alle offenen Stellen. Und das bedeutete wiederum weniger Soldaten.
    Das Problem schien unlösbar, aber Herzer setzte sich ständig damit auseinander, rang mit ihm. Der Meldereiter beispielsweise wurde in dem von Overjay kontrollierten Gebiet von Etappenstationen unterstützt. Jede der Etappenstationen musste besetzt sein und brauchte darüber hinaus natürlich auch Pferde. Wenn es gelänge, bessere Kommunikationswege zu entwickeln, würde dies all jene Leute und natürlich auch ihre Pferde für den echten Soldatenberuf freimachen. Und das wiederum hätte möglicherweise bedeutet,
mehr als nur einen Lieutenant, der noch nicht einmal ganz seine Ausbildung vollendet hatte, nach Harzburg zu schicken. Dann wäre das Problem dort wahrscheinlich in einer Woche erledigt worden, statt in eineinhalb Jahren.
    Mit diesen Gedanken trabte er durch die Felder, bis er schließlich vor den Toren der Stadt angelangt war. Die meisten Felder waren vor seiner Abreise gerodet worden, aber jetzt sah er auch an den Hügelflanken neue Obstplantagen und neue Gebäude. Die Ortschaft wuchs also noch, auch wenn Courtney das vielleicht anders sah.
    Auf den Hügeln nördlich der Stadt wurde ebenfalls gearbeitet, allerdings war dort das Militär am Werk. Ein hölzernes Tor war im Bau, und ein Palisadenwall führte auf der rechten Seite hügelaufwärts bis zur Akademie. Auf der linken Seite hatte man die Palisaden eingerissen und an ihrer Stelle eine Straße bis zum Gipfel aufgekiest.
    »Lieutenant Herrick«, sagte der Teamführer der Torwache und nickte ihm zu.
    »Der Herzog hält also an Curtainwällen fest, wie?«, fragte Herzer und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Kies, der von Ochsenkarren abgeladen und von Gefangenen eingeebnet wurde. Ein Großteil der Gefangenen waren Gewandelte, sie stammten aus dem kurzen Angriff, den Dionys McCanoc gegen die Stadt geführt hatte. Man sah ihnen das freilich nicht an, sie sahen aus wie normale Menschen – nur dass McCanoc sie halt eingefangen und gegen ihren Willen zu Soldaten konvertiert hatte.
    Die Taten der Angreifer schon vor der eigentlichen Attacke auf die Stadt waren so abscheulich gewesen, dass man sie alle zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt hatte. Viele meinten freilich, dass man die »normalen« Menschen irgendwann rehabilitieren könnte. Den Gewandelten freilich brachte man keine Sympathie entgegen, davon abgesehen, dass man sie »zurück«wandelte. Allgemeine Sympathie
für das, was ihnen widerfahren war, ja, aber keine direkte Sympathie für ihre Pein, weil sie einfach zu gemein waren. Sie waren unglaublich stark, klein und von brutalem Aussehen und hatten die Persönlichkeit tollwütiger Pitbulls. Man hatte sie auf den ersten Blick »Orks« genannt, und bei diesem Namen war es geblieben.
    Immer wenn bei Herzer ein Anflug von Mitleid für sie aufkam, brauchte er bloß einer Gruppe wie dieser hier beim Arbeiten zuzusehen, um darüber hinwegzukommen. Sie waren nur unter unmittelbarer Strafandrohung zur Arbeit bereit und verbrachten selbst dann noch mehr Zeit damit, untereinander zu streiten als wirklich zu arbeiten.
    Ihre Zahl war in den letzten paar Jahren durch Unfälle, Morde und dergleichen geschrumpft, bis schließlich der Eindruck aufkam, dass eine Strafmilderung vielleicht gar nicht mehr nötig sein würde; noch zwei oder drei Jahre, und sie würden sich alle
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