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Die Narrenburg

Die Narrenburg

Titel: Die Narrenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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entdecken können.«
    »Ei so,« sagte der Wirth, und sah die Andern Zwei pfiffig an.
    »Was denn, ei so? die Sache ist haarscharf, wie ich sage, und ich begreife nicht, was da ein solches »ei so« sagen will.«
    »Ich meine nur,« antwortete der Wirth, »daß das jeder Mensch in der Fichtau weiß, und daß es wunderbar ist, daß ihr allein es nicht wisset.«
    »Ich sehe nicht ein, woher ich es wissen sollte; ich sage euch ja, ich habe heute das Schloß gerade erst so frisch gefunden, als hätte ich vor dritthalbhundert Jahren Amerika entdeckt. In eurem Lande unterstützt man Forschungen so wenig, daß sie den schönsten Marmor unbeachtet liegen lassen, oder höchstens Schweintröge daraus machen. Ihr selbst habt eure Mistjauche hinten mit Stücken des feinsten Kornes eingedämmt.«
    »Hab' ich das? ei, ei, Oheim, wenn ihr weiter forschen werdet, so werdet ihr auch Thürstöcke und Wasserkufen davon finden, und wenn ihr dort überhaupt forschen dürftet, so fändet ihr in Annens Schlafkammer die feinsten Fenstersimse davon gemeißelt, und einen Waschtisch und Weihbrunnenkessel und ich weiß nicht, was noch, und in der Pernitz liegen noch unzählige Stücke und Blöcke, auf die Niemand achtet, als die Forellen, die darunter aus- und einschlüpfen.«
    »Hab' Alles außer dem Waschtisch und Weihbrunnkessel schon gesehen und beobachtet,« entgegnete der Wanderer; »aber da habt ihr wohl Thürpfosten, das ist gut; allein eines eurer Herdecken ist auch von rothem Marmor, während das andere von Ziegeln ist; - aber das ist Nebensache. - Ihr sagt da von Forellen - haben wir morgen einige? ihr habt sie uns auf Sonntag versprochen.«
    »Eine Million ist unten im Fischtroge, - eine Million.«
    »Ich möchte wohl auch ein Dutzend,« sagte der Schmied. »Es kommt morgen mein Schwiegersohn, der Stadtschreiber.«
    »Sollst haben, schwarzer Ohm,« sagte der Wirth, »sende nur herüber - also der Stadtschreiber kommt, und also auch die schneeweiße Thrine mit - schau, schau. - «
    Und mit diesen Worten wiegte er den Kopf hin und her, gleichsam, als dächte er nach, und sein unmäßig großer, graugetigerter Hund saß mit dem Rücken gegen die untergehende Sonne, daß seine Rückenhaare wie feurige Spieße glänzten, und schaute seinem Herrn altklug in's Gesicht. Aber auch der junge Wandersmann stand noch immer trotzig mit seiner Schloßzeichnung da, und schaute ihm auch in's Gesicht und sagte: »Das mit den Forellen ist nun gut, Vater Erasmus, - den Stadtschreiber und die schneeweiße Thrine werden wir morgen begrüßen. Ich will selber einen schönen Rock anthun und mit in die Kirche hinausfahren; aber nun gebt mir auch ein klein Gehör. - Der Abend ist so schön als einer. Wir haben uns Alle bei Tage geplagt; morgen ist Sonntag, und da dürfen wir heute schon noch ein wenig in der Dämmerung plaudern. Lasset mir den Wein auf den Gassentisch stellen, ich setze mich zu Boten-Simon auf die Bank, und wenn er euch alle Getreidepreise von draußen gesagt, und die Pferde-, und Wein-, und Criminal- und Unglücksgeschichten erzählt hat: dann schaut aber auch auf mein Papier her, und sagt, was es mit diesem Schlosse ist, das da so, ohne daß Jemand etwas davon weiß, mitten in der Fichtau steht, mit Abenteuerlichkeit geziert, und so gut, als in gar keinem Style gebaut ist.«
    »Das ist recht schön, Oheim, daß die Thrine herauskommt,« sagte der Wirth, »aber wenn sie nur nicht wieder eine Fracht Bücher bringt, und bei Annen abladet - und da müssen wir ja doch noch vor Sonnenaufgang sehen, daß wir einige Salblinge fangen, und Nachmittags ein Scheibenschießen machen - oder so etwas - damit sich Alles recht gut unterhalte, - es freut mich - - und was euer Schloß anlangt, junger Ohm, so würdet ihr Style genug sehen, wenn euch Ruprecht einmal hineinließe, ja ihr würdet Schlösser genug drinnen sehen, eine Sammlung von Schlössern, eine halbe Stadt von Schlössern, wie sie da herum auf allerlei rothe Steine angeklebt sind.«
    »Wer ist denn dieser Ruprecht, und wie macht man es denn, daß er einen hineinläßt?«
    »Das wäre sehr leicht,« antwortete Vater Erasmus, »wenn er nur selber einmal herauskäme.«
    »War gleichwohl gestern in Priglitz,« sagte der Schmied, »und redete mit meinem Schwiegersohne, dem Stadtschreiber; ich stand selber dabei, als ihm der sagte, daß noch immer Niemand aufgetrieben sei.«
    »Ich habe ihn auch gesehen,« redete jetzt der Boten-Simon darein, »es ist wirklich so, und ein erstaunlicher Fall ist es,

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