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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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trug den dicken, gewebten Umhang der Männer aus dem Norden, und ihm folgten vier oder fünf Soldaten. Der Priester sprach ungerührt weiter, doch der Diakon an seiner Seite hob den Kopf vom Meßbuch und sah die Störenfriede mißbilligend an. Der große Schlanke entblößte das Haupt, und sie sah, daß seine feinen blonden Haare sich bereits lichteten. Er ging durch die stehende Menge. Der Priester sagte:
Lasset uns beten,
und als Igraine niederkniete, sah sie den großen blonden Mann und seine Soldaten ganz in ihrer Nähe. Die Krieger knieten neben Gorlois' Männern, er selbst an ihrer Seite. Vor dem Niederknien hatte er sich mit einem raschen Blick vergewissert, daß alle seine Männer einen Platz gefunden hatten; dann beugte er gottesfürchtig den Kopf und hörte auf das Gebet.
    Während des ganzen langen Dankgottesdienstes hob er den Kopf kein einziges Mal. Selbst als die Gemeinde sich dem Altar näherte, um das heilige Brot und den Wein zu empfangen, blieb er kniend an seinem Platz. Gorlois berührte Igraine an der Schulter, und sie ging an seiner Seite zum Altar – bei den Christen war es üblich, daß die Frau den Glauben des Mannes annahm. Deshalb konnte der Christengott Gorlois dafür zur Verantwortung ziehen, wenn sie schlecht vorbereitet das Abendmahl nahm. Vater Columba hatte ihr lange ins Gewissen geredet, die richtigen Gebete und Vorbereitungen zu lernen. Aber Igraine wußte, sie würde nie richtig vorbereitet sein. Gorlois wäre böse auf sie, wenn sie dem Altar fernblieb, und sie konnte das Schweigen in der Kirche nicht durchbrechen, um sich auch nur flüsternd mit ihm auseinanderzusetzen. Voller Widerwillen gegen das grobe, trockene Brot und den sauren Wein auf nüchternen Magen, kehrte Igraine an ihren Platz zurück und sah, daß der große Mann den Kopf hob. Gorlois nickte ihm höflich zu und ging weiter. Der Mann sah Igraine an, und einen Augenblick lang schien er sie und Gorlois anzulächeln. Igraine merkte, wie sie das Lächeln erwiderte. Dann folgte sie dem stirnrunzelnden Gorlois und kniete wieder an seiner Seite nieder. Aber sie spürte, daß der blonde Ritter sie nicht aus den Augen ließ. Dem Mantel nach, den er trug, mußte es Lot von Orkney sein, der Mann, den Gorlois ihr als jung und ehrgeizig geschildert hatte. Manche Leute aus dem Norden waren blond wie Sachsen.
    Man begann, den letzten Psalm zu singen; Igraine hörte die Worte, schenkte ihnen aber kaum Aufmerksamkeit.
Seinem Volk hat Er das Heil gesandt, wie es im ewigen Bündnis verheißen… Sein Name ist heilig und schrecklich. Die Furcht vor dem Herrn ist aller Weisheit Anfang.
    Der Segen wurde erteilt, und Gorlois neigte das Haupt. So vieles hatte sie in diesen wenigen Tagen über ihren Gemahl gelernt. Als sie ihn heiratete, wußte sie, daß er ein Christ war. Inzwischen waren die meisten Christen, und wenn nicht, behielten sie das wohlweislich für sich – es sei denn, sie lebten in der Nähe der Heiligen Insel, wo der Alte Glaube herrschte, oder bei den Barbaren im Norden oder bei den Sachsen. Aber Igraine hatte nicht gewußt, daß Gorlois wirklich fromm war.
    Der Segen war gegeben; der Priester und seine Diakone schritten mit ihrem großen Kreuz und dem heiligen Buch aus der Kirche. Igraine blickte auf den König. Er wirkte müde und sah noch fahler aus. Als er sich zum Gehen wandte, stützte er sich schwer auf den Arm des dunkelhaarigen jungen Mannes, der während des ganzen Gottesdienstes nicht von seiner Seite gewichen war.
    »Lot von Orkney nutzt jede Gelegenheit, nicht wahr, Herzog von Cornwall?« sagte der große blonde Mann im grobgewebten Umhang. »In letzter Zeit hängt er an Ambrosius wie eine Klette und läßt nichts aus, ihm seine Dienste anzubieten!«
Er ist also nicht der Herzog von Orkney,
dachte Igraine. Gorlois brummte zustimmend.
    »Eure Frau und Gemahlin, Gorlois?«
    Zögernd und fast widerwillig machte Gorlois sie miteinander bekannt: »Liebe Igraine, dies ist unser Feldherr Uther. Die Stämme nennen ihn nach seinem Banner den Pendragon.« Erstaunt verneigte sich Igraine höflich. Dieser hochgewachsene, jungenhafte Mann, so blond wie ein Sachse, war also Uther Pendragon? Dieser Ritter sollte der Nachfolger von Ambrosius werden – der Mann, der so unbekümmert die heilige Messe gestört hatte? Uther starrte sie an: Doch wie Igraine verwirrt bemerkte, sah er ihr nicht ins Gesicht, sondern etwas tiefer. Sie überlegte, ob sie beim Abendmahl etwa Wein auf ihr Kleid geschüttet hatte, dann spürte sie, wie

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