Die Nebel von Avalon
schrecklich schreiend in den Kampf. Für uns ist es wichtig, die Truppen darauf vorzubereiten, damit sie nicht kopflos unter einem solchen Angriff auseinanderlaufen.«
»Diesen Vorteil hatten die Legionen gegenüber unseren Männern«, ergänzte Gorlois, »die Legionäre waren Soldaten aus freien Stücken. Es waren disziplinierte und für den Kampf ausgebildete Truppen, keine Hirten und Bauern, die unerprobt zu den Waffen gerufen werden und wieder auf ihre Felder zurückkehren, wenn die Gefahr vorüber ist. Wir brauchen Legionen für Britannien. Vielleicht sollten wir uns noch einmal an den Kaiser wenden…«
»Der Kaiser«, antwortete Ambrosius milde lächelnd, »hat genügend eigene Sorgen. Wir brauchen Reiter, berittene Legionen. Aber wenn wir in Britannien berittene Legionen haben wollen, müssen wir sie selbst ausbilden, Gorlois.«
»Das ist unmöglich«, erwiderte Lot mit Bestimmtheit, »unsere Männer kämpfen nur, um ihr Hab und Gut zu verteidigen, ihre Familien zu schützen und aus Treue zu ihren Häuptlingen, nicht für einen Großkönig oder Kaiser… Und worum kämpfen sie, wenn nicht darum, zu ihren Hütten zurückzukehren und im Kreis ihrer Sippe zu leben? Die Männer, die mir folgen, folgen
mir…
nicht irgendeinem Ideal der Freiheit. Ich habe schon Mühe, sie so weit in den Süden zu führen… sie sagen nicht völlig grundlos, daß es keine Sachsen gibt, dort wo wir leben. Warum sollten wir hier unten gegen sie kämpfen?
Sie sagen, wenn die Sachsen unsere Heimat bedrohen, ist es Zeit genug, sich ihnen entgegenzustellen und uns zu verteidigen. Die Leute in der Ebene sollen ihr Land selbst verteidigen.«
»Begreifen die Leute denn nicht… wenn wir die Sachsen hier aufhalten können, werden sie nie einen Fuß in ihre Heimat setzen …«, fiel Uther heftig ein, doch Lot hob lachend seine schlanke Hand.
»Friede, Uther.
Ich
weiß es! Meine Männer wissen es nicht! Für Britannien werdet Ihr keine Legionen und auch kein stehendes Heer von den Völkern nördlich der großen Mauer bekommen, Ambrosius.«
Gorlois sagte mit belegter Stimme: »Vielleicht hatte Cäsar damals recht. Vielleicht sollten wir den Wall wieder bemannen. Diesmal nicht, um wie er die wilden Völker aus dem Norden von den Städten fernzuhalten, sondern um die Sachsen nicht in Eure Heimat vordringen zu lassen, Lot.«
»Für ein solches Unternehmen fehlen uns die Leute«, warf Uther ungeduldig ein. »Wir können überhaupt keine Truppen entbehren. Vielleicht müssen sogar die verbündeten Stämme die sächsischen Küsten verteidigen, und wir beziehen im Westen Stellung gegen die Schotten und Nordländer. Ich glaube, wir sollten unser Hauptquartier im Sommerland aufschlagen. Dann können sie im Winter nicht herunterkommen und unsere Lager überfallen, wie sie es vor drei Jahren getan haben, denn sie kennen den Weg um die Inseln nicht.«
Igraine hörte aufmerksam zu; sie war im Sommerland geboren und wußte, daß das Wasser im Winter stieg und alles überflutete. Was im Sommer fester, begehbarer Boden war, wurde im Winter zu Seen und langen Wasserarmen. Einem feindlichen Heer wäre es nur im Hochsommer möglich, in das Land vorzudringen.
»Das hat mir auch der Merlin geraten«, sagte Ambrosius, »und er hat uns einen Platz gewiesen, wo wir unser Heerlager im Sommerland aufschlagen können.«
Uriens entgegnete mit rauher Stimme: »Ich überlasse die sächsische Küste nicht gern den Bündnistruppen. Sachse bleibt Sachse, und er hält einen Eid nur dann, wenn es seinem Nutzen dient. Ich glaube, es ist verhängnisvoll bis zum heutigen Tage, daß damals Constantin das Bündnis mit Häuptling Vortigern schloß…«
»Nein«, erwiderte Ambrosius, »ein Hund, der noch ein halber Wolf ist, wird besser gegen die Wölfe kämpfen als jeder andere Hund. Constantin überließ Vortigerns Sachsen ihr eigenes Land. Und sie kämpften, um es zu verteidigen. Die Sachsen wollen Land; das ist alles. Sie sind Bauern, und sie werden das Land mit ihrem Leben verteidigen! Die Bündnistruppen haben tapfer gegen die Sachsen gekämpft, die unsere Küsten überfielen.«
»Aber inzwischen sind es so viele«, gab Uriens zu bedenken, »sie fordern mehr Land. Und sie haben gedroht zu kommen und es sich zu nehmen, wenn wir es ihnen nicht freiwillig überlassen. Wir müssen deshalb jetzt nicht nur gegen die Sachsen kämpfen, die übers Meer kommen, sondern auch gegen die Sachsen, die Constantin in unser Land gebracht hat…«
»Genug«, sagte Ambrosius und hob
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