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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die hagere Hand. Igraine dachte:
Er sieht wirklich sehr krank aus.
»Ich kann Fehler nicht wiedergutmachen, wenn es die Fehler von Männern sind, die schon tot waren, als ich geboren wurde. Ich habe alle Hände voll zu tun, um meine eigenen Fehler zu tilgen, und ich werde nicht lange genug leben, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Aber solange ich lebe, werde ich alles tun, was in meinen Kräften steht.«
    »Ich glaube, das erste und auch das beste, was wir unternehmen sollten«, meldete sich Lot zu Wort, »wäre, die Sachsen aus unseren Ländern zu vertreiben und unsere Grenzen dann so zu befestigen, daß sie nicht wieder zurückkehren können.«
    Ambrosius erklärte: »Ich glaube nicht, daß wir das können. Ihre Väter, Großväter und Urgroßväter haben schon hier gelebt, und wenn wir sie nicht alle umbringen wollen, werden sie uns das Land nicht überlassen, das sie zu Recht ihr eigen nennen. Wir dürfen nicht das Bündnis bedrohen. Wenn wir innerhalb unserer eigenen Grenzen in Britannien gegeneinander kämpfen, wie sollen wir dann die Kraft und die Stärke aufbringen, uns gegen die Eindringlinge zur Wehr zu setzen? Außerdem sind manche der verbündeten Sachsen Christen, und sie kämpfen an unserer Seite gegen die Barbaren und ihre heidnischen Götter.«
    »Ich glaube«, entgegnete Lot ironisch lächelnd, »ich glaube, die Bischöfe hatten recht, als sie sich weigerten, Missionare zu den Sachsen an unseren Küsten zu entsenden, um ihre Seelen zu retten. Sie sagten damals, würde man die Sachsen in den Himmel lassen, wollten sie auf den Himmel verzichten! Wir haben mit den Sachsen schon genug Schwierigkeiten hier auf der Erde. Müssen wir uns auch noch im Himmel mit ihnen herumschlagen?«
    »Ich glaube, Ihr irrt. Das Wesen des Himmels ist etwas anderes«, sagte eine vertraute Stimme. Igraine überkam plötzlich ein merkwürdig hohles Gefühl. Sie blickte die Tafel entlang und sah den Sprecher, der das einfache, graue Gewand der Mönche trug. In dieser Kleidung hätte sie den Merlin nicht erkannt, aber seine Stimme hätte ihn ihr überall verraten. »Glaubt Ihr wirklich, edler Lot, die Streitigkeiten und Unvollkommenheiten der Menschen werden im Himmel weiterleben?«
    »Was das angeht, so habe ich noch mit keinem Menschen gesprochen, der im Himmel war«, entgegnete Lot, »und wie ich glaube, Ihr auch nicht, Ehrwürdiger Merlin. Aber Ihr sprecht weise wie ein Priester… habt Ihr auf Eure alten Tage die heiligen Gelübde abgelegt?«
    Der Merlin lachte und antwortete: »Etwas habe ich mit Euren Priestern gemein. Ich habe viel Zeit darauf verwendet, die menschlichen Belange von den göttlichen zu trennen. Und jedesmal, wenn es mir gelungen war, erkannte ich, daß der Unterschied nicht allzu groß ist. Hier auf der Erde können wir das nicht so deutlich sehen. Aber wenn wir diesen Körper abgelegt haben, werden wir mehr wissen. Wir werden erkennen, daß Unterschiede, die wir sehen, für Gott nicht von Belang sind.«
    »Warum kämpfen wir dann?« fragte Uther und lachte schallend, als wolle er sich über den alten Mann lustig machen. »Warum legen wir nicht unsere Waffen nieder und umarmen die Sachsen als Brüder, wenn im Himmel alle unsere Meinungsverschiedenheiten beigelegt werden?«
    Der Merlin lächelte und erwiderte freundlich: »Wenn wir alle vollkommen sind, dann wird es so sein, edler Uther. Aber die Sachsen wissen es ebensowenig wie wir. Und da das Schicksal der Menschen sie zum Kampf treibt, müssen wir unseren Teil dazu beitragen, indem wir in diesem sterblichen Leben unsere Aufgabe übernehmen. Aber wir brauchen Frieden in diesem Land, damit die Menschen an den Himmel denken können und nicht nur an Schlachten und Kriege.«
    Uther erwiderte lächelnd: »Es schmeckt mir wenig, mich hinzusetzen und an den Himmel zu denken, alter Mann. Das überlasse ich lieber Euch und den Priestern. Ich bin ein Mann des Schwertes. Ich bin es schon immer gewesen, und ich bete darum, daß es Krieg geben möge, solange ich lebe, wie es sich für einen Mann ziemt und nicht für einen Mönch!«
    »Bedenket wohl, worum Ihr bittet«, sagte der Merlin und sah Uther scharf an, »denn die Götter werden es Euch gewähren!«
    »Ich möchte nicht alt sein und an den Himmel oder den Frieden denken«, entgegnete Uther, »denn das klingt alles so langweilig. Ich will Krieg, Beute und Frauen… o ja, Frauen… und die Priester billigen keines dieser drei Dinge.«
    Gorlois sagte: »Dann seid Ihr nicht viel besser als die Sachsen,

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