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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Göttin.
    Die Novizin erklärte: »Das ist die Mutter Christi, die reine Jungfrau. Gott ist so groß und schrecklich. Vor seinem Altar fürchte ich mich.
    Aber hier in der Marienkapelle dürfen wir zu ihr wie zu unserer Mutter kommen, denn wir haben gelobt, keusch zu bleiben. Seht, hier haben wir kleine Statuen unserer Heiligen: Maria Magdalena, die Jesus liebte und die seine Füße mit ihren Haaren trocknete, und Martha, die für ihn kochte und mit ihrer Schwester schimpfte, weil sie ihr nicht helfen wollte… mir gefällt Jesus am besten als richtiger Mann, wenn er etwas für seine Mutter tat, zum Beispiel, als er bei dieser Hochzeit das Wasser in Wein verwandelte, damit sie nicht unglücklich war, weil der Wein nicht für alle reichte. Hier ist eine sehr alte Statue, die der Bischof uns gegeben hat. Sie kommt aus seiner Heimat… es ist eine ihrer Heiligen. Sie heißt Brigid…«
    Morgaine betrachtete die kleine Statue und spürte die Kraft, die von ihr ausging und mit starken Wellen die Kapelle erfüllte. Sie verneigte sich.
    Brigid ist keine christliche Heilige,
dachte sie,
selbst wenn Patricius es glaubt. Sie ist die Göttin, wie sie in Irland verehrt wird. Ich weiß, diese Frauen kennen die Macht der Unsterblichen, selbst wenn sie es nicht wahrhaben wollen. Sie können sie ruhig verbannen, die Göttin wird herrschen. Sie wird sich nie von den Menschen abwenden.
    Morgaine senkte den Kopf und flüsterte das erste aufrichtige Gebet, das sie je in einem Gotteshaus gesprochen hatte.
    »Seht Ihr«, verkündete die Novizin, als sie Morgaine wieder ins Tageslicht hinausführte, »wir haben hier auch einen Heiligen Dornbusch… Ihr habt zwar einen anderen auf das Grab Eurer Verwandten gepflanzt…«
    Und ich habe geglaubt, ich könnte etwas tun!
dachte Morgaine. Der Heilige Strauch hatte sich sicher selbst verbreitet. Er war den Heiligen Dingen in die Welt der Menschen gefolgt, denn dort wurde er am meisten gebraucht. Er würde auch weiterhin verborgen in Avalon wachsen, aber sich auch gleichzeitig hier in der Welt zeigen.
    »Ja, ihr habt den Heiligen Dornbusch. Und künftig soll jede Königin, solange das Land besteht, an Weihnachten einen Zweig vom
    Heiligen Dornbusch erhalten zu Ehren der Einen, die Königin im Himmel und in Avalon ist.«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet, Mutter. Aber ich danke Euch für Euren Segen«, sagte die junge Frau. »Die Äbtissin erwartet Euch im Gästehaus. Sie wird mit Euch frühstücken… aber vielleicht möchtet Ihr zuvor noch eine Weile in der Kapelle beten. Wenn man mit der Heiligen Mutter allein ist, hilft sie einem, klar zu sehen.« Morgaine nickte, unfähig zu sprechen.
    Das Mädchen verabschiedete sich und sagte: »Also gut, kommt einfach später hinüber zum Gästehaus.« Es wies auf das kleine Gebäude. Morgaine ging in die Kapelle zurück. Sie verbeugte sich und sank schließlich auf die Knie. »Große Mutter«, flüsterte sie, »vergib mir. Ich glaubte, tun zu müssen, was du selbst für dich tun kannst, wie ich jetzt sehe. Die Göttin ist in uns, gewiß. Aber jetzt weiß ich, daß du auch draußen in der Welt bist, jetzt und immerdar… so wie du in Avalon bist und in den Herzen aller Männer und Frauen, sei auch in mir und führe mich. Sage mir, wenn ich zulassen muß, daß nur dein Wille geschieht…«
    Morgaine kniete lange Zeit schweigend und mit gesenktem Kopf. Aber dann blickte sie wie unter einem Zwang auf. Sie sah ein Licht auf dem Altar, wie sie es in der alten Kirche in Avalon gesehen hatte… das sie gesehen hatte, als sie es in Artus' Halle in ihren Händen trug… das Licht strahlte auf dem Altar und in den Händen der Herrin… und sie sah den Schatten, nur den Schatten eines Kelchs…
    Er steht in Avalon. Aber er ist auch hier. Er ist überall. Und alle, die in dieser Welt ein Zeichen suchen, werden ihn immer finden…
Ein lieblicher Duft erfüllte den Raum, der nicht von den Blüten kam. Morgaine glaubte Igraines flüsternde Stimme zu hören… aber sie verstand die Worte nicht… sie glaubte auch Igraines Hände auf ihrem Kopf zu spüren. Als sie sich blind vor Tränen erhob, überflutete es sie wie ein großes Licht.
Nein, wir haben nicht versagt. Ich habe die Wahrheit gesprochen, als ich den todwunden und sterbenden Artus tröstete. Ich erfüllte das Werk der Mutter in Avalon, bis schließlich jene, die nach uns kamen,
Sie
in diese Welt bringen konnten. Ich habe nicht versagt. Ich habe getan, was
Sie
mir aufgetragen hat zu tun. Nicht
Sie,
sondern ich

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