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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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würde sie noch mehr bekommen… Morgaine hatte vier gesehen; und für vier Prinzen war das Königreich von Orkney viel zu klein. Wenn die Brüder heranwuchsen, würden sie sich unvermeidlich streiten. Morgause … Viviane seufzte und dachte an den unersättlichen Ehrgeiz der jüngsten Schwester. Starb Uther ohne Erben, war Lot, der die Schwester der Königin geheiratet hatte, der väterliche Nachfolger auf dem Thron. Lot würde Großkönig, und jeder seiner Söhne würde über eins der kleineren Königreiche herrschen…
Würde Morgause so rücksichtslos sein, das Leben eines Kindes zu vernichten?
Viviane sträubte sich gegen den Gedanken, daß das Mädchen, das sie einst an ihrer Brust genährt hatte, zu einer solchen Schandtat fähig sein sollte. Aber Morgause und Lot… beide waren ehrgeizig!
    Vermutlich war es leicht genug, einen Stallburschen zu bestechen, oder einen von Lots Männern an Uthers Hof einzuschmuggeln und zu beauftragen, das Kind möglichst oft in Lebensgefahr zu bringen. Natürlich war es schwieriger, eine treuergebene Kinderfrau auszuschalten, die schon der Mutter gedient hatte. Aber man konnte sie betäuben, ihr etwas in den Wein mischen, um sie zu verwirren, und das tödliche Gift bereithalten, wenn ihre Wachsamkeit nachließ. Wie gut ein Kind auch reiten mochte, es erforderte größere Kraft, als ein Sechsjähriger besaß, um einen Hengst im Zaum zu halten, der eine rossige Stute witterte.
    Ein einziger Augenblick hätte alle unsere Pläne zunichte machen können…
    Beim Abendessen saß König Uther allein an seiner Tafel; seine Vasallen und Diener aßen ihr Brot und den Speck an Tischen unten in der Halle. Als Viviane eintrat, erhob er sich und begrüßte sie höflich.
    »Igraine weicht nicht von der Seite ihres Sohnes, Schwägerin. Ich habe sie gebeten, sich auszuruhen, aber sie erwiderte, sie wolle erst schlafen, nachdem er aufgewacht sei und sie wiedererkannt habe.«
    »Ich habe bereits mit Igraine gesprochen, Uther.«
    »O ja, sie hat mir gesagt, Ihr steht mit Eurem Wort dafür, daß Gwydion am Leben bleibt. War das klug? Wenn er jetzt stirbt…« Uthers Gesicht verriet Angst und Besorgnis. Er wirkte nicht älter als bei seiner Hochzeit.
Seine Haare sind so blond,
dachte Viviane,
daß man nicht sieht, ob sie grau werden.
    Er war nach römischer Sitte reich gekleidet und glatt rasiert. Er trug keine Krone, aber um die Oberarme zwei Torques aus reinem Gold und einen kostbaren goldenen Kragen.
    »Diesmal wird er nicht sterben. Ich habe Erfahrung mit Kopfwunden. Und die Verletzungen am Körper haben die Lunge nicht beschädigt. In ein oder zwei Tagen hat er es überstanden.«
    Uthers Gesicht entspannte sich etwas: »Wenn ich den zu fassen bekomme, der die Stute losgebunden hat… Ich sollte den Jungen grün und blau schlagen, weil er den Hengst geritten hat.«
    »Das wäre sinnlos. Er hat bereits den Preis für seine Unbesonnenheit bezahlt, und ich bin sicher, er hat aus dieser Lektion gelernt, was er lernen mußte«, erwiderte Viviane. »Aber Ihr solltet auf Euren Sohn besser aufpassen!«
    »Ich kann ihn nicht Tag und Nacht bewachen«, sagte Uther bitter. »Ich bin oft auf Feldzügen, und ich kann einen so großen Jungen nicht an die Schürze seiner Amme binden. Und es ist nicht das erste Mal, daß wir ihn fast verloren hätten…«
    »Morgaine hat es mir erzählt.«
    »Pech, einfach Pech. Der Mann mit nur einem Sohn ist dem Schicksal auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert«, erwiderte Uther. »Aber ich lasse es an Höflichkeit fehlen, Schwägerin. Bitte setzt Euch neben mich und eßt mit mir, wenn es Euch gefällt. Ich weiß, Igraine wollte nach Euch schicken, und ich gab ihr Erlaubnis, einen Boten zu senden. Aber Ihr seid schneller gekommen, als wir uns hätten träumen lassen… es stimmt also, daß die Hexen von den Heiligen Inseln fliegen können?«
    Viviane lachte. »Wenn ich das nur könnte! Dann hätte die Reise durch den Schlamm mich nicht zwei Paar guter Schuhe gekostet. Leider müssen die Bewohner von Avalon und der Merlin gehen oder reiten wie alle anderen Sterblichen auch.« Sie nahm ein Stück Weizenbrot und etwas Butter aus einer Holzschale. »Ihr tragt die Schlangen an den Handgelenken und solltet eigentlich wissen, was von solchen Geschichten zu halten ist! Aber uns verbinden Blutsbande. Igraine ist die Tochter meiner Mutter, und so weiß ich, wenn sie meiner Hilfe bedarf.«
    Uther preßte die Lippen zusammen. »Ich habe von Träumen und Zauberei genug. Ich wünsche mir

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