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Die netten Nachbarn

Die netten Nachbarn

Titel: Die netten Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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ein.
    Vor den neugierigen Blicken der Nachbarschaft schleppte ich mich am Morgen mit meinem Sack nach Hause und schüttete meine Naturschätze vor den Eingang. Die Kiesel glänzten im Sonnenlicht wie die Edelsteine König Salomos.
    »Herrschaften«, sagte ich mit belegter Stimme, »zieht eure Schuhe aus. Diese Schätze stammen aus Gomorrha.«
    Alles warf sich auf die Knie, und seither bin ich der erste Gerechte Gomorrhas in unserer Nachbarschaft.

Der Eskimo-Effekt
    Es war an jenem besonderen Dienstag, als Jossele, Schlomo, Rudi und ich wieder einmal in unserem Café saßen und wie üblich nicht wussten, was wir mit dem angebrochenen Abend beginnen sollten.
    Nach einer Weile wandte sich Schlomo mit der bekannten Frage an uns alle: »Wie wär’s, wenn wir irgendwohin essen gehen?«
    Die allgemeine Zustimmung gipfelte in der Frage: »Ja, aber wohin?«
    Es besteht kein Zweifel daran, dass diese Frage schon seit Längerem unsere Generation beschäftigt: Wohin gehen wir? In diesem Fall: Was ist aus all den guten Restaurants geworden?
    Rudi raffte sich zu einem konkreten Vorschlag auf. »Versuchen wir’s doch mit dem neuen rumänischen Lokal auf der Pferdestraße.«
    »Ohne mich«, widersprach Jossele. »Eine unmögliche Kneipe. Miserables Essen, dreckige Tische, elende Bedienung. Dort kann man nicht hingehen.«
    Schlomo bestätigte. »Stimmt. Das hört man von allen Seiten. Na, wir werden schon etwas finden.«
    Damit erhoben sich die beiden und verschwanden in der Dunkelheit.
    Als sie außer Sichtweite waren, stand auch Jossele auf. »So, und wir gehen jetzt zum Rumänen.« Ich wunderte mich. »Aber du hast doch gerade gesagt …«
    Jossele schüttelte den Kopf und zog mich wortlos mit sich fort. »Der alte Pioniergeist ist tot«, erklärte er mir unterwegs. »Er wurde durch den sogenannten Eskimo-Effekt ersetzt, der seinen Namen dadurch hat, dass die Zahl der Eskimos in der Arktis ständig anwächst, während die Zahl der Seehunde, von denen sie leben, ständig abnimmt. Was kann man daraus schließen? Entdeckt ein Eskimo eine neue Seehundkolonie, so wird er das nicht weitererzählen, sondern wird seine Entdeckung für sich behalten. Noch mehr, er wird die anderen Seehundjäger in eine falsche Richtung schicken. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nein.«
    »Ist doch ganz einfach. Wenn jemand in unserem kleinen Land ein halbwegs brauchbares Restaurant entdeckt, spricht sich das in längstens zwei Wochen herum, und die Entdeckung kann wieder gestrichen werden. Das Lokal ist überfüllt, heiß und laut. Du bekommst keinen Platz. Wenn du ihn trotzdem bekommst, musst du eine halbe Stunde lang warten, bevor du überhaupt bedient wirst, und dann eine weitere halbe Stunde zwischen jedem Gang. Du hast den Ellbogen deines Nachbarn in deinen Rippen, seine Gabel auf deinem Teller und sein Messer in deinem Rücken. Aus allen diesen Gründen muss der verantwortungsvolle israelische Bürger den Eskimo-Effekt anwenden. Er muss das von ihm entdeckte Restaurant in einen möglichst schlechten Ruf bringen, damit es nett und gemütlich und auf gutem kulinarischen Niveau bleibt. Als der bekannte Rabbinersohn Karl Marx vom Umschlag der Quantität in Qualität sprach, meinte er die rumänischen Restaurants. Verstehst du jetzt?«
    »Allmählich.«
    »Proletarische Wachsamkeit«, fuhr Jossele fort, »ist auch in anderen Zusammenhängen erforderlich. Zum Beispiel darfst du einen guten Zahnarzt niemals weiterempfehlen, oder du sitzt bald darauf stundenlang in seinem Wartezimmer. Und wenn du über den billigen Schneider, den du endlich gefunden hast, nicht in den wildesten Tönen schimpfst, wirst du ihn dir nach ein paar Monaten nicht mehr leisten können.«
    »Jetzt fällt mir auf«, sagte ich nachdenklich, »dass meine Frau, wenn sie Freundinnen zu Besuch hat, immer darüber jammert, dass ihr Friseur nichts taugt.«
    Jossele nickte. »Ein ganz klarer Fall von Eskimo-Effekt.«
    Wir hatten die Pferdestraße erreicht. Gerade als meine Magennerven sich auf rumänische Spezialitäten einstellten, sahen wir zu unserer peinlichen Überraschung von der anderen Seite Rudi und Schlomo herankommen.
    »Wieso seid ihr hier?«
    Es war nicht festzustellen, wer von uns vieren das als Erster ausrief. Wahrscheinlich riefen es alle zugleich.
    Was uns aber noch peinlicher überraschte, das Restaurant war geschlossen. Wir trommelten mit den Fäusten gegen den Rollbalken, vergeblich. Endlich tauchte in einem Fenster ein Bewohner auf.
    »Hat keinen Sinn«, rief er uns

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